Donnerstag, 16. August 2007

Thronsturz für Google ?=

Die Tasten surren, denn die Hausarbeit muss schnell fertig werden. Ein Last-Minute-Text wird es, zusammengezimmert mit einer Last-Minute-Recherche. Stichwort bei google eingetippt und gut. Doch das Suchsystem zeigt Lücken und Student zeigt Nerven: Trefferwirrwarr statt Wissensquelle. Wo sind die neuen Suchmaschinen?

So langsam schwächelt der Google-Gigant. Sein Suchsystem zeigt Lücken, andere Suchmaschinen funktionieren in bestimmten Bereichen bereits effektiver als der Marktführer. Gut für den Nutzer, denn richtig kombiniert können die verschiedenen Dienste eine ergiebige Informationsquelle sein. Fast neun Jahre lang sonnte sich Google in seiner Monopostellung. Doch inzwischen ist der Nachwuchs herangewachsen und sägt am Thron des Chef-Webfahnders. Nicht ohne Erfolg, zeigen sich bei Google doch viele Schwachstellen. Schlechte Trefferquoten, mangelhafte Inhaltsangaben zu den Seiten und falsche Prioritäten beim Ranking der Websites hinterlassen nicht selten einen frustrierten Nutzer, der auch nach hundert Klicks noch keine Antwort auf seine Frage hat. Das weiß jeder, der im Werbe-Dschungel von Ebay, Amazon und endlosen Preisvergleichen vergeblich nach echten Informationen sucht. Klar, dass einem bei zwei Millionen „Treffern“ dieser Art schnell die Lust am Suchen vergeht. Das Problem liegt hier am System selbst. Da Google so programmiert ist, dass immer die Seiten mit den meisten Verlinkungen Vorrang haben (nach dem Motto: mehr Links - mehr Qualität), besetzen vor allem kommerzielle Anbieter die begehrten Pool-Positions. Denn gerade Preisportale sind umfassend mit Online-Shops und kommerziellen Websites verlinkt, die dafür nicht selten Provision einstreichen. Die Folge ist, dass kleinere Händler keine Chance haben, in die oberen Ranglisten zu kommen. Das ist bedenklich, wenn man davon ausgeht, dass Otto Normalverbraucher noch immer denkt: Was (oder wer!) bei Google nicht erscheint, existiert auch nicht.

Ein anderes Manko sind die kurzen Textangaben unter den Google-Treffern. Eigentlich sollen sie eine Inhaltsangabe der Seite liefern, doch das können die zwei knappen Zeilen kaum leisten. Zudem generiert die Suchmaschine keine Informationen über die Website, sondern nur von dieser. Ob diese Angaben tatsächlich stimmen und worum es wirklich auf den Seiten geht, kann Google aber nicht ausreichend vermitteln. So ist der Nutzer oftmals doch gezwungen, die einzelnen Links abzurufen, um zu wissen, was sich dahinter verbirgt.
Defizite wie diese sind Google zwar bekannt, doch bisher reagierte der Konzern nur mit kleinen Software-„Reperaturen“. Das erscheint wenig erfolgsversprechend, meint die Konkurrenz und hat längst umgedacht. Statt einer schlechten Kopie, wollen die neuen Suchmaschinen echte Alternativen zum Marktführer sein. Ihre Stärken liegen daher genau da, wo Google die größten Schwächen hat: in Trefferqualität und optimalem Überblick.

Ganz neue Wege beschreitet hier die „persönliche“ Suchmaschine www.chacha.com. Denn dieser Service setzt nicht auf technische Algoritmen, sondern auf echte Menschen. So kann man seine Suchanfrage direkt an einen „Guide“ stellen, der einem binnen weniger Minuten die gesuchten Infos aus dem Netz fischt. Alles, was man dafür tun muss, ist sich auf der Seite anzumelden. Der Vorteil liegt auf der Hand: Im kurzen Live-Chat kann der Nutzer schnell auf den Punkt bringen, was er wirklich wissen will. Dabei sucht der Guide so lange im Web, bis der Nutzer mit dem Ergebnis zufrieden ist. Allerdings ist der Service bisher nur in englischer Sprache möglich. Zudem bestehen noch einige technische Mängel, denn mitunter muss man mehrere Versuche starten, bis man mit einem Guide verbunden wird.
Eine weitere Alternative ist die Suchmaschine www.quintura.com. Sie bietet sich vor allem bei mehrdeutigen Suchbegriffen an, mit denen Google oft an seine Grenzen stößt. Denn hier geht es nicht um die wortwörtliche, sondern die sinnorientierte Suche. Ein Beispiel: Will man wissen, von wem noch mal der Song „MfG“ war, so wird man von Google prompt zur Mitfahrgelegenheit geschickt. Bei „quintura“ dagegen lassen sich unerwünschte Auslegungen wie diese dank des „Tagclouding“ (Begriffswolke) vermeiden. In einem Cluster werden hier mehrere verwandte Begriffe (und ihre Verästelungen) um das eigentliche Suchwort herum angeordnet. Auf diese Weise kann der Nutzer seine Anfrage schnell und sinnvoll eingrenzen. So genügt in diesem Fall ein einziger Klick auf den Begriff „Song“ und schon weiß man wieder, dass es die „Fantastischen Vier“ waren. Allerdings funktioniert dieser Service nicht immer gleich effektiv, da nicht jede Begriffsbeziehung angezeigt wird.

Für „visuelle“ Typen bietet sich dagegen die Suchmaschine www.pagebull.com an. Hier werden die Trefferlisten nicht mit den Zweizeilern im Google-Stil angezeigt, sondern mit Screenshots. So kann sich der Nutzer buchstäblich ein Bild von den Websites machen. Zudem erscheinen die Seiten vergrößert und ihre Inhalte lesbar, wenn man mit der Maus über die Lupe am linken Bildrand der Shots fährt. Leider sind die Ladezeiten dieser Suchmaschine etwas länger, da sich die Bilder erst aufbauen müssen. Dafür hat der Nutzer aber einen optimalen Überblick, ohne jeden Treffer einzeln abrufen zu müssen.

Es muss nicht immer Google sein. Auch wenn der Chef-Archivar des World Wide Web noch immer Recherchequelle Nummer Eins ist, bieten andere Suchtechniken für bestimmte Anliegen bessere Informationen in kürzerer Zeit. Auf die richtige Kombination kommt es an.

(Autorin: mra)

Quelle: Unister-News

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