Mit drei oder vier Jahren kamen wir von Sumatra (Indonesien) in den Ruhrpott (Deutschland). Wann immer es im Kindergarten Ärger mit männlichen Kollegen kam, wurde nicht lange gefackelt und diskutiert, es wurde sich sofort gebalgt oder leicht geprügelt. Da wir damals schon körperlich schwächer waren als die anderen, ging das immer so:
- einer von uns beiden attackiert den Oberkörper des Gegners
- der andere rutscht auf den Boden und hält die Beine und Füße fest
- der Gegner lag sofort auf den Boden, von dort wurde in den Schwitzkasten genommen bis er aufgab !
Plötzlich wurde aber mein Bruder zum verfrühten Pazifisten und beteiligte sich nicht mehr an solchen Aktionen. Das war mir aber letztendlich egal - es wurde allein weiter gekäbbelt und geprügelt, egal ob ein Itacker, Jugo, Türke, Pollacke oder Deutscher vor mir stand. So mancher Milchzahn und blutige Nase oder dickes Auge mussten halt daran glauben, das eigene Blut schmeckte immer so eisenhaltig, aber interessant ;-)
Selbst nach dem erneuten Umzug nach Jakarta (Java/Indonesien) habe ich mich in der "Deutschen Internationalen Schule" mit den neuen Schulkameraden gefetzt. Ich kann mich noch genau erinnern: die Schläge wurden schon härter und die Schmerzen nach jedem Ringkampf oder jeder Prügelei größer.
Und dann kam auch für mich in der 5. Klasse die Stunde des Pazifismus - in einer Sportstunde fängt Thomas S. einen Streit mit mir an, und schon liegen wir balgend auf dem Boden. Irgendwann gewinnt er die Oberhand, und normalerweise geht die Auseinandersetzung trotzdem solange weiter bis der Lehrer uns trennt, aufgeben tu ich nie und nimmer !
Doch ich schaue ihn nur kurz an und sage ganz unvermittelt: "Ich gebe auf !" und der Kampf ist sofort beendet. Ich weiß bis heute nicht, warum, aber diese gegen meine Natur gerichtete Entscheidung kam ganz automatisch wie aus heiterem Himmel. Danach habe ich mich nie mehr wieder geprügelt. Es ist auch die Jahre danach einfach die Erkenntnis gereift, dass Schläge tödlich enden können oder zumindestens mit großen gesundheitlichen Risiken verbunden sind.
Doch die Lust, sich zu prügeln, nur um den anderen zu zeigen: "Hör mal, bis hier und nicht weiter !" ist noch sehr lange geblieben, und das liegt wohl daran, dass ich in den entscheidenden Kinderjahren, so wie es Charlotte Bühler formulierte, keine Angst vor Niederlagen hatte: "Ältere Mäuse jedoch, die früher andere Erfahrungen gemacht hatten und nun solche Niederlagen hinnehmen mussten, wurden nicht in demselben Grade eingeschüchtert."
Mittlerweile habe ich aber auch das Stadium meines twin-brothers erreicht, in dem nicht mal im Ansatz an unnütze und kontraproduktive Prügeleien gedacht wird !
Manchmal glaube ich auch, dass die Brille mich vor großen Schaden bewahrt hat. Nach all den Prügeleien und Ringkämpfen ging immer die Brille zu Bruch, was auf Dauer finanziell nicht mehr tragbar gewesen wäre. Außerdem hat man als Brillenträger einen nicht unwesentlichen Nachteil in einer körperlichen Auseinandersetzung. Da sagt der Gegner auch schon mal zu Recht: "Gegen einen Brillenträger trete ich nicht an, das wäre unfair !"
2 Kommentare:
hier mal das worauf ich bisher gestoßen bin:
http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=48826320&top=SPIEGEL
oder hier (nach öffnen oben auf den PDF-link klicken, dann erscheint der ganze Artikel):
http://209.85.129.132/search?q=cache:h0Krykt83CMJ:www.bauminvest.de/fileadmin/Presse/Holz-Zentralblatt_120908.pdf+teakholz+plantage+panama+finger+weg&cd=2&hl=de&ct=clnk&gl=de&client=firefox-a
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