Der Finne Petri Pasanen tauchte als Erster am Montagmorgen in der Kabine der Werder-Profis auf. Die Ruhe genießend suchte er seine Sachen für das Trainingslager auf Norderney zusammen. Konzentriert verstaute er seine Schuhe in den dafür vorgesehenen Kisten, nahm die neue Trainings- und Hotelkleidung mit der Citibank-Beflockung entgegen, legte alles zusammen und packte es in seine neue Kappa-Sporttasche.
Nur wenige Minuten später war es um die Ruhe im Weser-Stadion geschehen. Sie wich Stimmengewirr, Gelächter und lautem Schulterklopfen. Immer mehr Profis strömten in die Kabine erzählten Geschichten aus dem Urlaub, wünschten Glück für die neue Saison und diskutierten die aktuellsten Meldungen. Ein Hauch von erstem Schultag wehte durch die Kabine.
Die Sommerlebnisse der Werder-Profis fielen unterschiedlich aus. Pasanen beklagte den Verlust seiner Reisetasche beim Flug nach Bremen, hatte sonst aber "wie immer einen ruhigen Heimaturlaub." Während Clemens Fritz, die Sommerbräune aus Ibiza und sein Vorfreude-Lächeln im Gesicht trug, und erzählte, dass "meine Vorfreude riesig ist und ich mich richtig gut erholt habe", erklärte Tim Borowski: "Für mich fiel der Urlaub in diesem Sommer aus. Ich habe mich darauf konzentriert wieder fit zu werden und Sonderschichten eingelegt. Jetzt geht es wieder richtig los. Unsere Ziele sind ja die gleichen wie in den letzten Jahren und ich will wieder mehr eingreifen." Daniel Jensen rollte noch mal mit den Augen, als er auf den Länderspiel-Abbruch gegen Schweden und den deutschen Schiedsrichter Fandel angesprochen wurde. Und Patrick Owomoyela feilschte mit den Waschfrauen, die die Laufschuhe verteilten, welche Größe für ihn die richtige wäre.
Rege Aufbruchstimmung und Vorfreude bei den Grün-Weißen: Vor allem Thomas Schaaf will sich nun in den nächsten Tagen diese zurück gewonnene Energie zu Nutze machen, um ein schlagkräftiges Team zu formen. Sein Trainingsprogramm wird jede Menge Körner kosten und die letzten Gedanken an den Urlaub vertreiben. "Ab sofort geht es richtig los. Es geht für jeden darum, vom ersten Tag an da zu sein. Wir haben nichts zu verschenken. Die Zeit des Urlaubs ist vorbei."
26 Spieler saßen schließlich um kurz nach 12 Uhr im Mannschaftsbus. Den Laktattest bereits in den Knochen traten sie die Reise nach Norderney an. Neben den Werder-Profis, darunter auch die Nationalspieler Frings, Fritz, Borowski und Mertesacker, dürfen sich einige Spieler zeigen, die sonst in der Regionalliga ihre Erfahrung sammeln.
Dazu gehören: Norman Theuerkauf, Amaury Bischoff, Frank Löning, Max Kruse, Sandro Stallbaum, Alexander Hessel und Dominic Peitz. Schaaf dazu: "Wir wollen uns auch von ihnen ein Bild machen. Dass man sich mit starken Leistungen ganz schnell nach oben spielen kann, hat man ja zuletzt gesehen." Der Trainer spielte auf Stürmer Kevin Schindler an, der ebenfalls im Bus saß und erstmals zum Profi-Kader zählte.
von Michael Rudolph
Thomas Schaaf über…
das Spieler-Personal auf Norderney:
Es ist so, dass uns fünf Spieler nicht zur Verfügung stehen. Ivan Klasnic wird uns noch fehlen. Die beiden Brasilianer Diego und Naldo sind noch bei der Copa America. Martin Harnik ist mit Österreichs U 20 bei der WM in Kanada und Hugo Almeida hat mit der U 21 für Portugal eine EM gespielt und ist noch nicht von Anfang an mit dabei, so dass wir natürlich dafür sorgen müssen, dass wir einen guten Trainingsbetrieb haben. Wir werden junge Spieler mitnehmen. Zum einen um den Trainingsplan durchzuziehen, zum anderen damit sich die Spieler, die auf dem Sprung sind, zeigen und wir uns einen Überblick verschaffen können. Wir werden mit 26 Spielern ins Trainingslager fahren und es ist ein guter Schwung an Spielern aus der zweiten Mannschaft dabei.
das Trainingsprogramm:
Wir müssen uns erstmal finden. Während es auf Norderney noch um Kraft und Ausdauer geht, wird es sich in Bad Ragaz vermehrt um Schnelligkeit, Spielzüge und taktische Dinge handeln, den Feinschliff. Vielleicht ist bis dahin auch der ein oder andere dazugekommen, so dass wir noch mehr miteinander aktiv sein werden.
das Pensum in der Vorbereitung:
Es geht darum, vom ersten Tag an da zu sein. Das gilt nicht nur für die Liga, sondern ab heute. Wir haben wieder Programm. Wir haben nichts zu verschenken. Es geht los. Wir haben heute morgen den ersten Test gemacht (Laktattest Anm. d. Red.) und gucken wie die Ergebnisse sind. Heute Abend geht es weiter, morgen geht es wieder früh aus den Betten um gleich die frische Seeluft zu genießen. Die Zeit des Urlaubs ist vorbei.
die Testspiele:
Es ist immer so, dass man sich ein bisschen einspielen kann, ohne dass gleich jeder Fehler bestraft wird. Die Anforderungen werden Stück für Stück erhöht. Wir beginnen gegen Pensum und steigern uns. Dann wird die Frage sein, wie wir uns im Liga-Cup schlagen. Wir wollen uns auf der einen Seite schon fordern, auf der anderen Seite aber auch einspielen. So ist eine Vorbereitung. Wir haben ein interessantes Programm.
den Weggang von Miroslav Klose:
Die Qualität eines Miroslav Klose ist so in seiner Art erstmal nicht zu ersetzen. Wir müssen jetzt schauen, dass wir den Spielern, die bei uns sind, das Vertrauen schenken, dass wir ihnen die Möglichkeit geben, möglichst schnell in so eine Rolle hinein zu schlüpfen, sich zu stärken und eben dann diese Qualität auch zu erreichen, oder eben auch einen neuen Spieler zu holen, der dieser Qualität schon näher ist.
die Rückkehr von Leon Andreasen:
Wir haben ihn ausgeliehen damit er Spielpraxis bekommt und sich weiter entwickeln kann. In Mainz hat er das sehr gut umgesetzt und sich in den Vordergrund gespielt. Er hat die Liga kennen gelernt und jetzt geht es darum, dass er das Gleiche bei uns macht. Wir haben ihn zurückgeholt, weil wir der Meinung sind, dass er ein Spieler ist, der uns weiter bringen kann, mit seiner Stärke seiner Dynamik, seiner Einsatzfreude und Begeisterung, die wir weiter schüren wollen. Wir glauben, dass er sich auch hier weiter hervortun kann.
Saison-Ziele:
Wir waren mit den Leistungen in der letzten Saison insgesamt zufrieden. Nun darf man diese Ordnung auch nicht zu sehr auseinander reißen. Wir schauen, wo man noch ein I-Tüpfelchen setzen kann. Wir wollen unserer Linie treu bleiben und guten Fußball bieten. Wir wollen unsere Fans wieder begeistern, wollen mit ihnen mitfiebern können und wollen dafür sorgen, dass es spannende Spiele gibt. Wir müssen uns aber dennoch steigern. Wenn wir einen Titel holen wollen, müssen wir besser werden. Wir müssen vom ersten Tag an sehr engagiert zu Werke gehen.
den Favoritenkreis in der Meisterschaft:
Als erstes ist da der Meister zu nennen. Der VfB Stuttgart hat den Titel zu verteidigen und man muss ihnen auch zutrauen, in diesem Jahr eine sehr gute Rolle zu spielen. Ich glaube, dass der Kreis derer, die für den Titel in Frage kommen, unter denen ausgemacht wird, die auch in der letzten Saison oben standen. Dazu kommen viele Mannschaften, die im letzten Jahr nicht mit ihrer Platzierung zufrieden waren und auch weiter nach vorne kommen möchten. Das wird ganz sicher eine spannende Saison.
die große Einkaufstour der Bayern:
Bayern hat mit den Einkäufen mächtig zugelegt, aber sie werden sich einer großen Konkurrenz entgegenstellen müssen. Die Verpflichtungen der Bayern tun der Liga gut.
Verstärkungen für die neue Saison:
Ich bin sicher, dass wir eine sehr starke Mannschaft aufbieten werden. Wir haben jetzt schon einen guten Kader, werden aber die Augen offen halten und sehen, ob wir noch den einen oder anderen interessanten Spieler als Verstärkung hinzu holen können.
Verletzungspech:
Ich hoffe, dass wir zum Saisonbeginn alle Mann an Bord haben und dann eine Spielzeit erleben, in der wir nicht mit so vielen Verletzungen zu kämpfen haben. Allein das würde wie eine echte Verstärkung im Vergleich zur Vorsaison wirken.
notiert von Timo Strömer
Werder bekommt es in der Vorbereitung mit einigen namhaften Teams zu tun. Einmal abgesehen vom brisanten Viertelfinale im Ligapokal gegen Bayern München, treffen die Grün-Weißen am 17. Juli auf den FC Liverpool und sind am 31. Juli zu Gast im Goodison Park beim FC Everton. Auch der FC Basel ist noch in guter Erinnerung. In der Spielzeit 2005/06 qualifizierte sich die Schaaf-Elf gegen die Schweizer für die Gruppenphase in der Champions League.
Der Sommerfahrplan von Werder Bremen
Trainingsauftakt:
2. Juli (10 Uhr): anschließend Reise ins Trainingslager auf Norderney.
Trainingslager:
2. bis 8. Juli auf Norderney
12. Juli bis 20. Juli in Bad Ragaz (Schweiz).
Testspiele:
6. Juli (19 Uhr) gegen TuS Pewsum auf Norderney, „Sportplatz an der Mühle“
8. Juli (16 Uhr) gegen Ostfriesland-Auswahl in Loga (Leer)
10. Juli (19 Uhr) beim VfL Oldenburg, Marschwegstadion Oldenburg
14. Juli (19 Uhr) gegen den FC Basel in Eschen-Mauren (Liechtenstein), „Sportpark“
17. Juli (20.15 Uhr) gegen den FC Liverpool in Grenchen (Schweiz), Stadion Brühl.
21. Juli (18 Uhr) gegen Bayern München, Ligapokal-Viertelfinale in Düsseldorf, LTU-Arena
(25. Juli (20.30 Uhr) gegen den VfB Stuttgart, Liga-Pokal-Halbfinale)
(28. Juli (18 Uhr) Ligapokal-Finale)
31. Juli (21 Uhr) beim Werder Bremen, Goodison Park, Liverpool.
...was sich hier so leicht anhört, ist knochenhartes Training...ein Spieler, der von einem namenhaften Verein zu Werder Bremen gewechselt hat, meinte mal: "Nach dem ersten ernsthaften Trainingstag von Werder, wußte ich nicht mehr mehr, wie ich die Treppen zu meinem Zimmer hochlaufen sollte"...das also ist mein Werder Bremen: hier werden die Spieler zu Männern ausgebildet, und bleiben keine Weicheier wie bei Bayern ;-)"
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen