Mittwoch, 16. Januar 2008

3. Vererbtes und Erworbenes fließen von Anfang an zusammen

Die Frage, bis zu welchem Grade ein Individuum in seiner Entwicklung von Angeborenem, also vom Ererbten, und bis zu welchem Grade es von Umgebungseinflüssen bestimmt ist, hat Denken und Handeln der Menschen immer wieder stark bewegt. Wir alle wissen, welch verhängnisvollen Folgen radikal überspitzte Ansichten über die Rolle der Vererbung in der jüngsten Vergangenheit gezeigt haben. Heute schließen die Befunde der Wissenschaft jeden extremen Standpunkt hinsichtlich der Rolle des Vererbungs- ebenso wie des Umgebungsfaktors aus.

Langzeitpotentzierung
Diese Erkenntnis, die man bei Erziehungsexperimenten in modernen Instituten gewonnen hat, sowie die überwiegend günstigen Resultate von Adoptionen bedeuten für jeden Unvoreingenommenen eine lebendige Demonstration der außerordentlich formenden Kraft einer erzieherisch günstigen Umgebung. Und zwei neueste Erkenntnisse der Wissenschaft erscheinen in diesem Zusammenhang besonders wichtig. Im ersten Fall handelt es sich um Forschungsergebnisse über das Verhalten der Gene, jener ultramikroskopisch kleinen Strukturen, die die Träger der Vererbung sind.

Die Gene wurden seit der Begründung der Erbwissenschaft im Jahre 1900 für unwandelbare und unbeeinflußbare, die Entwicklung bestimmende Grundeinheiten gehalten. Jetzt stellt sich heraus - und dies ist sicher einer der sensationellsten Befunde der modernen Biochemie -, dass die Gene in ihrer Funktion bis zu gewissem Grade und unter gewissen Umständen in den allerfrühesten Stadien der Entwicklung beeinflussbar sind. Aber mehr noch werden wir durch eine zweite Erkenntnis aufgerüttelt: Es gibt eine große Zahl biochemischer sowie neurologischer Befunde, die beweisen, dass vom ersten Augenblick des Lebens an, das heißt sofort nach erfolgter Befruchtung, Einwirkungen aus der Umgebung das werdende neue Menschenkind mitbeeinflussen.

Wenn wir sagen >mitbeeinflussen<, so wollen wir damit ausdrücken, dass dieses winzige neue Wesen nun nicht etwa völlig von der Umwelt geformt wird, wie es gewisse Soziologen extremen Standpunkts lehren. Der wirkliche Tatbestand ist vielmehr der, dass vom Moment der Befruchtung an ein >angeborenes Gefüge<, wie es durch das vielfältige Mosaik der Gene gegeben ist, wirksam wird. Diese Aktivität, die ihm eigen ist und auf die Ludwig Bertalanffy als einer der ersten hinwies, ruft jedoch sofort eine Gegenwirkung aus der Umgebung hervor, in der sie stattfindet, und diese Gegenwirkung beeinflusst sofort das angeborene, genetische Gefüge. Das heiß, von Anfang an findet eine Wechselwirkung statt, und in dieser dauernden >Interaktion< style="color: rgb(204, 0, 0);">....spannend, spannend, hört sich schon der Anfang dieses Psychologiewälzers an...bin mal gespannt, wie es weitergeht...wie immer auch diese Wechselwirkung aussehen mag, wichtig für mich zu wissen ist im Endeffekt, ob und wie sie sich phänotypisch auf die Entwicklung des Kindes im Allgemeinen und darüber hinaus im Speziellen auf den Neocortex auswirkt. Denn im Frontalhirn befinden sich das wesentliche Zentrum für Emotionen und Moral ... inwieweit dieser Teil der Großhirnrinde von anderen Zentren des Neocortex und des limbischen Systems abhängig ist und auf welcher Art und Weise es mit ihnen kommuniziert, ist Aufgabe der Neurophysiologie und - psychologie...


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