Dienstag, 12. April 2011

Menschen bei Maischberger


"Deutsche Arbeitnehmer: Verwöhnt oder versklavt ?"

Norbert Blüm In seinem neuen Buch "Ehrliche Arbeit" rechnet der frühere Bundesminister mit der modernen Arbeitswelt ab.
  • Es sei kein Wunder, dass psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz zunähmen: Gesicherte Arbeitsplätze würden "dem Goldenen Kalb der Flexibilität" geopfert
  • Ein Drittel der jungen Leute hätten noch nie einen festen Arbeitsvertrag gehabt.
Der gelernte Werkzeugmacher ruft zum Kampf gegen die Leiharbeit auf.
  • Diese sei "erstens Erpressungsinstrument, zweitens Lohndrückerei und drittens Drehtür zwischen Arbeit und Arbeitslosigkeit", sagt Norbert Blüm. 
/ Heather de Lisle
Die amerikanische Journalistin und TV-Moderatorin ist überzeugt, dass die strengen Arbeitsmarktregeln in Deutschland Jobs vernichten.
  • Unternehmern würde es unmöglich gemacht, nutzlose Angestellte zu feuern
  • Der Staat solle sich komplett aus dem Arbeitsmarkt heraushalten: "Ich will entscheiden, wen ich einstelle und wen ich entlasse", sagt Heather de Lisle, die vom Grundsatz überzeugt ist: "Lieber Jobs mit Dumpinglöhnen als Arbeitslosigkeit."
/ Helmut Naujoks 
"In Deutschland gibt es keine unkündbaren Arbeitnehmer", sagt der Rechtsanwalt für Arbeitsrecht, der aus Überzeugung "konsequent und ausschließlich" Arbeitgeberinteressen vertritt.
  • Insbesondere Betriebsräte würden ihre Macht häufig zu ihrem Vorteil missbrauchen und Mitarbeiter gezielt zur Schädigung der Arbeitgeber aufrufen. 
  • "Arbeitnehmer sind nicht immer Opfer, sondern oft auch Täter", sagt Helmut Naujoks. 
/ Christina Frank 
  • "Bizarre Arbeitsverträge", 
  • Schikanen gegen Betriebsräte,
Arbeiten bis zum Zusammenbruch:
  • Die ver.di-Gewerkschafterin kritisiert einen zunehmenden Rechteverlust von Arbeitnehmern. 
  • Besonders betroffen seien die Leiharbeiter, die nichts anderes als "moderne Sklavenarbeiter" seien. 
  • Anwälten wie Helmut Naujoks wirft Christina Frank vor, mit brutalen Mitteln Arbeitnehmer aus dem Job zu drängen. 
/ Tina Voß
  • "Wir vermitteln Zeitarbeiter in Firmen, die sie sonst nie kennengelernt hätten.
 (Quelle: tvtv.de, ARD)

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... auf dem Schiff gab es von Anfang an Ärger mit einem Vorarbeiter für den "Bautrupp für indirekte Beleuchtung", der allen und jeden aus dieser Gruppe die Laune und Motivation vermiest hat:
  • 1) er konnte so oft Arbeiter feuern, wie er wollte, egal ob berechtigt oder nicht !
    • 2) die Qualität, Einstellung und Motivation der Leiharbeiter zur Arbeit und zum Handwerk war sehr verschieden, und trotzdem wurden fast alle, bis auf die ekelhaften "Arschkriecher" und "Anschwärzer" gleich schlecht behandelt.
    •  3) zum Ende hin bis zum Stapellauf wurden immer mehr Leiharbeiter eingestellt, die immer weniger von Elektrik/Elektronik Ahnung hatten - war aber in diesem Fall nicht schlimm, weil unsere Arbeit ohnehin industrielle, monotone Tätigkeit war, die jeder Azubi im ersten Lehrjahr beherrscht und erledigt.
    • 4) der Umgangston wurde immer rauher, die Leistungen immer schlechter, die Anweisungen immer unsinniger und der Vorarbeiter immer wahnsinniger => von Mannschaftsgeist und Sportlichkeit nicht die geringste Spur, es wurde vielmehr eine künstliche, nervtötende Rivalität erzeugt !
    • 5) viele tranken schon vor Arbeitsbeginn, man roch es im Aufzug 10m gegen den Wind + Frustration sowohl bei den in- als auch ausländischen Arbeitnehmern => ich glaube, gegen Ende hin habe ich bei den Leiharbeitern kaum ein glückliches Gesicht, eine entspannte Miene oder ein kleines Lächeln gesehen.
    • 6) nebenbei viele harte Diskussionen zwischen anderen Arbeitskolonnen, Arbeitnehmern, Poliere, Aufpassern, Kontrolleure etc. mitbekommen - auf Anfrage, ob das noch normal sei, immer das Argument erhalten: ist doch normal auf dem Schiff oder auf dem Bau !
    • 7) für mich war es am Ende nur noch ein Irrenhaus => Männer mit breiten Schultern lassen sich wie kleine, verängstigte und unmündige Kinder behandeln 
    ... an meinem letzten Arbeitstag sagte einer zu mir: "Wenn der mich noch einmal anmacht, dann packe ich ihn an den Schultern und werfe ihn von Bord !" Auf meine Frage hin, warum er und die anderen sich so lange die Schikanen gefallen lassen und erst so spät protestieren, konnte er mir keine Antwort geben !
      Fazit:
       
      1) Leiharbeiter sind für viele Arbeitgeber und Leihfirmen unterste Schublade, egal wie unfähig oder qualifiziert sie sind, sie werden ohnehin nur für monotone Arbeiten eingesetzt und über den Tisch gezogen.
       
      2) man hat Null Bezug zu seinem eigentlichen Arbeitgeber, da sich mehrere Firmen  dazwischenschalten, z.B. Leiharbeiter => Leihfirma => Zulieferfirma => Werft

      3) persönliche zukünftige Reaktionen auf unberechtigte Kritik, Schikanen und Beleidungen:
      • das erste mal die Faust in der Tasche ballen und das Maul halten.
      • das zweite mal mit dem Maulhelden und Nörgler vernünftig und ruhig auf fachlicher (!) Basis das Problem klären.
      • das dritte mal: "Was bildest du dir überhaupt ein ? Rede vernünftig mit mir und mach mich nicht immer von der Seite an, sonst gehe ich mal zu deinem Vorgesetzen !" => leider sind zu diesen Worten kaum einer fähig, um dem Gegenüber unmissverständlich zu zeigen, wo auch seine Grenzen liegen (=zu viele Warmduscher und passives Denken + Angst vor Kündigung in Deutschland)
      ... ein sehr bezeichnendes Ereignis: ein Arbeiter ist auf dem Weg kurz vor der Werft tödlich verunglückt ein weiterer ist kurz nach Beginn der Frühschicht gestorben ... meinst du, auf der Werft war auch nur eine kleine, solidarische Beileidsbekundung auf den Infotafeln zu sehen oder eine kleine, gemeinsame Trauerrede oder kurze Andacht zu hören ?
      • => stattdessen: "Was schaut ihr da und steht nur rum ? Geht mal auf die Arbeit !"
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