Sonntag, 1. Juli 2007

Klabund

(Unbekannt)
Die unendliche Woge

Wie des Meeres Wellen
Auf und nieder wellen:
Also wogt unendlich mein Verlangen,
Dich zu fangen, zu umfangen.
Wie entflieh ich meinem Wahne?
Neige ich mich aus dem Kahne:
Immer seh den einzigen Gedanken
Ich im Meere auf und nieder schwanken.


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aus: Chinesische Nachdichtungen von Klabund


* der Autor: Klabund: (eigentlich Alfred Henschke):

geb. am 4. November 1890 in Crossen an der Oder als Sohn eines Apothekers, 1906 Besuch des Friedrichs-Gymnasiums in Frankfurt/O., zu seinen Mitschülern gehört Gottfried Benn, er erkrankt früh an Tuberkulose, die nie richtig ausheilt und später häufige Kuraufenthalte in der Schweiz und in Italien erforderlich macht, 1911 Abitur, er studiert Chemie, Pharmazie, später Philosophie, Philologie und Literatur in München, Berlin und Lausanne (bis 1912), in keinem der Fächer macht er einen Abschluss, 1913 erscheinen erste Gedichte in Alfred Kerrs Zeitschrift "Pan", beide, Autor und Herausgeber, müssen sich danach wegen Veröffentlichung "unsittlicher" Verse vor Gericht verantworten, mit Hilfe der Gutachten von Frank Wedekind und Richard Dehmel erlangen sie aber einen Freispruch, 1914 begeistert er sich noch für den Krieg, wandelt sich aber spätestens 1917 zum Pazifisten, am 3. Juni fordert er Kaiser Wilhelm II. in der "Neuen Zürcher Zeitung" zur Abdankung auf, um den Völkerfrieden zu ermöglichen, 1918 bekennt er sich in der Zeitschrift "Weiße Blätter" zu seiner Wandlung zum Pazifismus, er heiratet Brunhilde Heberle, die noch im gleichen Jahr nach der Geburt einer Tochter an einer Lungenkrankheit stirbt, 1919 wird Klabund wegen angeblicher Verbindung zum Münchener Spartakus, wegen "Vaterlandsverrat" und "Majestätsbeleidigung" verhaftet und kurze Zeit im Zuchthaus Straubing in "Schutzhaft" festgehalten, bis 1921 verfasst er Lieder und Chansons für Max Reinhardts Kabarett "Schall und Rauch", er wird Mitarbeiter der Zeitschrift Weltbühne", 1925 heiratet er die Schauspielerin Carola Neher, Klabunds Bearbeitung der chinesischen Fabel
"Der Kreidekreis" wird zu einem der meistaufgeführten Dramen der Weimarer Republik, sie dient Brecht als Vorbild für seinen "Kaukasischen Kreidekreis", am 14. August 1928 stirbt er in Davos (Schweiz) an seiner unheilbaren Krankheit.

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