Zeichnung aus: Die schönsten deutsche Gedichte
Was will ich mehr, als flüchtig dich erblicken?
Was wär ich, trüg ich heißeres Verlangen?
In welche Netze würd ich, wenn ich hangen
An deinem Auge bliebe, mich verstricken!
Was will ich mehr noch, als ein eilig Nicken?
Es würden deine Worte mich befangen:
Vom Schützen wird ein Vogel rasch umgangen,
Wenn mehr er will, als an der Kirsche picken.
Wohl mögen Reize, die so ganz dein eigen,
Den Wunsch der Sehnsucht in den Andern wecken,
Sich dir zu nahn und dir ein Herz zu zeigen.
Ich werde nur, wenn Jene sich entdecken,
Vor deiner Schönheit huldigend mich neigen,
Nicht Eine Silbe soll dein Ohr erschrecken!
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aus: Platen Gedichte (Ausgabe 1834).
der Autor: (eigentl. Karl August Georg Maximilian Graf von Platen-Hallermünde)geb. am 24.10.1796 in Ansbach als Sohn des Oberforstmeister des Markgrafen von Ansbach-Bayreuth, 1806 Eintritt in das Kadettenhaus in München, 1814 meldet er sich zur Armee, 1815 Teilnahme am Frankreichfeldzug gegen Napoleon, ab 1818 Befreiung vom Armeedienst zum Studium in Würzburg u. Hof, er studiert Sprachen u. Literatur, von 1826 an hält er sich, dank der Förderung seines Verlegers Cotta, überwiegend in Italien auf, um ein rastloses Wanderleben zu führen, er stirbt am 5.12.1835 in Syrakus.
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