Samstag, 31. Mai 2008

Eine handvoll Ewigkeit


Der Teufel sprach zu Gott: "Gib den Menschen eine Hand voll Ewigkeit, und trotzdem werden sie sich nicht ändern". Diese Behauptung fand auch Gott sehr interessant.

"Wusstest du eigentlich, Teufel, dass es dich nur gibt, weil es den Menschen gibt ? Ohne den Menschen, würdest du gar nicht existieren ?"
  • "Das ist eine Lüge !"
"Warum sollte ich lügen ? Ich, der ich war, der ist und der sein wird, warum sollte ich lügen ? Und stell dir vor: geht die Menschheit zugrunde, dann wirst auch du nicht mehr länger durch den Kosmos mit mir schweben."
  • Willst Du damit sagen, dass es mich erst seit dem ersten Menschen gegeben hat ?
"So ist es, du kannst dich nur nicht an deine Geburt vor über 160.000 Jahren erinnern."

Ja, dem Teufel wurde schnell klar, dass er sich so lange geirrt hatte in der Annahme, er sei ewig wie Gott. Aber es war nun mal seine Aufgabe, alles in Frage zu stellen, damit selbst Gott Zweifel bekommen sollte. Doch diesmal ging es um ihn, den Fürsten der finsteren Mächte und Gelüste.

Bild: sagen.at
  • "Und wenn ich jetzt ewig lebe, dann lebt auch der Mensch ewig, und umgekehrt, sehe ich das richtig ?"
"Zum Teil richtig. Du lebst nur solange wie der Mensch lebt. Auch du bist indirekt mein Werk, geboren aus dem Menschen, der zur Zeit mein mächtigstes Geschöpf ist."
  • "Und kann ich wieder geboren werden aus einem anderen Wesen, wenn der Mensch ausgestorben ist? "
"Das weiß ich nicht, aber du hast mich von allen Wesen, die bisher geboren wurden und sich im Universum entwickelt haben, am meisten erstaunt !"
  • "Lass die Menschen sterben, ich möchte mit dem letzten Menschen sterben und in einem anderen Wesen wieder geboren werden !"
"Eben erst sollte ich dem Menschen Ewigkeit schenken, und nun forderst du seinen Tod, wie passt das zusammen?"
  • "Ach, mir ist langweilig geworden, der Mensch kann zu schnell alles zerstören. Was habe ich davon, wenn kein höher entwickeltes Leben mehr existiert, in dem ich leben kann ? Und andere Planeten sind noch nicht so weit, dass ich dort geboren werden möchte. Ich möchte eine andere Wohnstätte haben als den Menschen. Außerdem erweist sich der Mensch immer als undankbar mir gegenüber. Trotz aller Zerstörung und Tötens berufen sie sich immer auf dich, Gott, aber mein Name erscheint nie auf menschlichen Flaggen und Bannern und in den Reden der Kriegsherren und Stammesführer: undankbares Pack !"
"Satan, du erscheinst mir manchmal als merkwürdiges Wesen . Wo willst du wiedergeboren werden ?
  • "In einem Vogel."
"Das geht nicht, die schöne Melodie passt nicht zu dir."
  • "In einem Delphin."
"Unmöglich, die Lebensfreude passt auch nicht zu dir."
  • "Dann möchte ich in einer Fliege wiedergeboren werden."
"Aber die Fliege hat zu viele Feinde, als dass sie dir lange genug dienen könnte. Wir können uns noch eine Ewigkeit unterhalten - der Mensch passt bestens zu dir. Es kann kein Zufall sein, dass du von ihm stammst."

Nachdem sich Gott und der Teufel einstweilen wieder für ein paar Lichtjahre entfernt haben, jeder musste seine Erkundungreise durch die Äonen machen, wurde Luzifer ein bisschen nervös.Denn wenn das stimmte, was Gott gesagt hat, dann fürchtete er ein wenig um seine Existenz, die mit der des Menschen verknüpft war. Der Mensch entschied über seine Daseinsberechtigung, der Mensch also war sein Schöpfer: das war auch für ihn eine neue Erkenntnis ...

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