Hier also mein Fazit zu Afrika: Das Potenzial ist fraglos da, aber das Timing stimmt noch nicht. Und das ist der entscheidende Erfolgsfaktor für antizyklisches Investieren bei Kleinanlegern. Für einen Großinvestor wie Jim Rogers ist es leicht, zu sagen: Ich kaufe, was billig ist und lasse es jahrlang liegen. Wenn Herr Rogers mal eben 100.000 US$ in Sojabohnen investiert, dann kann er die auch locker 5 Jahre liegen lassen. Er hat ja noch Millionen über Millionen, auf die er zurückgreifen kann, bis die Sojabohnen-Spekulation vielleicht aufgeht.
Ich kenne aber nicht viele Privatanleger, die es sich leisten können, solche Summen über Jahre hinaus in Kapitalanlagen zu binden, ohne das daraus Erträge entstehen. Wenn man effektives antizyklisches Handeln in eine mathematische Formel pressen wollte, dann müsste diese lauten:
(Unentdecktes und unterbewertetes Potential) + (richtiger Zeitpunkt) + (akzeptable Anlagemöglichkeiten) + (Realistische Rahmenbedingungen für die Umsetzung des Potenzials)
Achten Sie auf den afrikanischen MobilfunksektorDen perfekten Einstiegszeitpunkt erwischt man so gut wie nie, so wie man auch fast nie das Tief in einer Aktie trifft. Aber das ist bei dem antizyklischen Ansatz auch gar nicht nötig. Das Potenzial ist ja so groß, dass man ruhig auch noch einsteigen kann, wenn der Markt von den Tiefs schon etwas gelaufen ist. Oft muss man sich, gerade bei Emerging Markets, aber auch gedulden, bis die Masse der Anleger einen Markt für sich entdeckt. Doch diese Haltedauer sollte auf einen absehbaren Zeithorizont beschränkt sein.
Sonst binden Sie nur Kapital in einer brachliegenden Anlage. Und genau das sehe ich derzeit in Zentralafrika. Das Potenzial ist vorhanden, aber die Zeit ist noch nicht gekommen. Vielleicht, dass muss man auch ganz klar sagen, kommt sie auch nie. Wie bereits angekündigt, gibt es allerdings einen Sektor in Afrika, für den das Timing bereits da ist. Es ist der Mobilfunksektor. Während der Mobilfunkmarkt in Europa seine Hochs schon lange hinter sich hat und auch der amerikanische Markt seinen Sättigungsgrad erlebt, befindet sich der afrikanische Mobilfunksektor mitten im Aufschwung.
Gerade in Zentralafrika liegen die Kunden-Wachstumsraten teilweise im 3-stelligen Bereich. Einige von Ihnen werden in diesem Zusammenhang wahrscheinlich Oracom Telcom kennen, eine der erfolgreichsten Emerging Markets-Aktien der letzten Jahre. Dieser Wert ist allerdings gelaufen. Es gibt andere Werte, die spannender sind.
Das Besondere an den afrikanischen Mobilfunksektor ist, dass Kommunikation zu den Grundbedürfnissen eines Menschen gehört. Das heißt: Selbst bei geringem Vermögen wird der Mensch versuchen, dieses Bedürfnis zu befriedigen. So muss der Mensch essen. Weitere Grundbedürfnisse sind ein Dach über dem Kopf, Gesundheit und eine Möglichkeit mit seinen Freunden und Verwandten zu kommunizieren. In Afrika braucht (noch) kein Mensch einen DVD-Spieler oder eine Waschmaschine. Aber was die Menschen dort brauchen, sind Mobiltelefone, um erreichbar zu sein. In diesem Bereich stimmt die mathematische Gleichung für antizyklisches Investieren also.
Have a successful day,
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