Freitag, 4. Januar 2008

"Der Rattenfänger von Hameln" und die verschwundenen Kinder

Märchen und Sagen (ARD, 3:20)

Am 26. Juni 1284 verschwanden aus der stolzen Kaufmannsstadt Hameln 130 Kinder auf mysteriöse Weise. Das Ereignis erschütterte die Bürger derart, dass sie von da für ihre Gemeinde die Zeitrechnung "nach dem Ausgang unserer Kinder" einführten. Obwohl das präzise Datum und die Anzahl der Vermissten in allen Dokumenten identisch verzeichnet sind, blieben die Hintergründe nebulös. Von Anbeginn nährte die unglaubliche Geschichte Spekulationen aller Art. Chroniken, Mirakelbücher und Flugblätter künden von jenem geheimnisvollen Mann im bunten Rock, der seit Jahrhunderten Schlagzeilen macht und noch heute als Markenzeichen für Hameln ein lukrativer Wirtschaftsfaktor ist.

Als "wunderlich" bezeichnen ihn die Brüder Grimm, die den Stoff 1816 unter dem Titel "Die Kinder zu Hameln" in ihre Sagensammlung aufnahmen und sich auf elf verschiedene Quellen beriefen. Der Fremde gab sich als Rattenfänger aus und versprach, gegen Entgelt die Stadt von allen Ratten und Mäusen zu befreien. Tatsächlich lockte er einen riesigen Haufen der unerwünschten Nager an die Weser - allein mit den Tönen seines Pfeifchens. Die Tiere stürzten sich ins Wasser und ertranken.

Von der lästigen Plage befreit, verweigerten die Verantwortlichen jedoch den vereinbarten Lohn. Zornig verschwand der Spielmann, kehrte aber bald darauf zurück - mit rotem Hut und in der Kleidung eines Jägers. Als er seine betörenden Klänge in den Gassen hören ließ, sammelten sich viele Kinder um ihn. Nach Aussagen von Augenzeugen führte er sie aus den Mauern hinaus in die Felder und dann direkt in einen Berg. Dort verliert sich ihre Spur. Boten, die zu Wasser und zu Land ausgesandt wurden, um die Verschollenen aufzuspüren, kehrten ohne Ergebnis zurück. Gerüchten zufolge soll die Schar in eine Höhle marschiert und in Siebenbürgen wieder herausgekommen sein. Machte der vermeintliche Rattenfänger in Wahrheit Propaganda für die Besiedlung neuer Gebiete und suchte Freiwillige? (Quelle: tvtv.de)

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