Samstag, 19. April 2008

Rabenschwarzer Tag

Es hätte alles so schön sein können: am Nachmittag in Pannesheide A-Jugend-Spiel leiten, danach mit dem Verdienst von 16E zum Lidl einkaufen gehen und anschließend am Abend mit den Komillitonen das DFB Finale Bayern gegen Dortmund schauen.

Aber es kommt alles anders: die erste Halbzeit endet mit 3:1 für den Gastgeber, gehe i.d. Halbzeit zur Umkleidekabine. Ich sehe noch von weiten, wie ein junger Kerl, ca. 1,80 groß, sehr schlank, rote Baskenmütze herauskommt. Er wechselt noch ein paar Worte mit dem vorangehenden Spieler der Heimmannschaft, nachdem dieser ihn fragt, was er suche. Er suche den Trainer der B-Jugendmannschaft und ist danach verschwunden.

Mit böser Vorahnung gehe ich in die Umkleidekabine und durchsuche meinen Rucksack und stelle zum Entsetzen fest: Portemonnaie ist weg. Danach renne ich sofort raus mit den Worten: "He du Arschloch, komm zurück." Ich renne noch mal zur Straße, um das ganze Vereinshäuschen herum, aber keine Spur vom potentiellen Dieb.

Erhalte noch einen Anruf von ES wegen Pokalfinale. Habe schon keine Lust mehr, das Spiel weiterzuleiten und komme sogar in ein Streitgespräch mit dem Heimtrainer, weil er diese Sache einfach zu lasch sieht und nur das Spiel hinter sich bringen will. Trotzdem rufe ich die Polizei an, die auch in der zweiten Halbzeit erscheint. Diese teilt mir mit, dass eine Anzeige in irgendeiner Polizeidienststelle genüge, da sie jetzt unmöglich noch eine halbe Stunde im laufenden Spiel warten können.

Fahre nach dem Spiel um 19:30 mit dem Bus nach Aachen City und treffe a.d. Bushalte noch einen ehemaligen MA-Gesellen von CT, der momentan bei der WestLB arbeitet (Pytonprogrammierung). Um 20:15 mit der 51 zum Polizeipräsidium, wo KOK´in C. meine Anzeige aufnimmt. (Sperrung aller Konten mit 116-116). Zum Glück ist sie kein Fußballfan, so dass sie es nicht stört, vom Fernseher wegzukommen - ihre männlichen Kollegen wären wohl wegen meines "Bagatellfalls" nicht so glücklich gewesen.

Auf meine Behauptung hin, dass ich den potentiellen Dieb wiedererkenne darf ich mir eine Liste von Fotos von einschlägigen "Registrierten" anschauen. Nachdem Größe, Alter, Haare, Haarfarbe und lokale Eingrenzung bestimmt sind, darf ich mir Fotos aus der Datei anschauen. Es ist erstaunlich, trotz Seiten- und Vorderansicht gestaltet sich die Identifizierung schwieriger als gedacht. Man soll nämlich nur die Personen rausfischen, von denen man wirklich sicher ist, dass sie in den Täterkreis aufgenommen werden können.

Da man aber auch niemanden zu Unrecht beschuldigen will, nimmt traut man seinem eigenen Erinnerungsvermögen nicht mehr so sehr und zweifelt an der Behauptung, dass man sich Gesichter gut einprägen kann. Also, aus der Liste war es keiner. Hungrig und nass trete ich den Heimweg an und bin um 22:15 im Studententurm, wo die anderen gemütlich Fernsehen schauen.

Verlust: Personalausweis, Führerschein, Studentenausweis, Bankkarte, Büchereikarte, Ruderschein, Schirischein + 25 Euro. Irgendwie habe ich den Eindruck, das könnte mein Tiefpunkt sein, aber ich weiß auch, dass es noch tiefer gehen kann. Und manchmal fragt man sich in der ohnehin finanziell prekären Lage, ob dies nicht ein Wink des Schicksals ist, alles noch mal neu zu überdenken und einfach zum Arbeitsamt zu gehen.

Dann könnte man kurzfristig Frieden haben, sich aber später ärgern, dass man keinen langen Atem hatte, um das frische Ingenieursstudium durchzuhalten. Es gibt manchmal Punkte im Leben, da stürzt alles auf einen ein !

RB klärt mich aber auf, dass es noch viel schlimmer kommen kann + die Relationen beachten:

Wieso vermutest Du in dem geklauten Portemonaie einen Wink des Schicksals?

Befürchtest Du,dass Du während des Studiums wieder in finanzielle Schwierigkeiten kommst und nicht weiter studieren kannst? Eigentlich droht so etwas immer, glaube ich. Mir hat der Film "Die fetten Jahre sind vorbei" zu denken gegeben, in dem eine junge Frau am Existenzminimum lebt und unter hohen Schulden leidet, einfach weil sie einmal versehentlich im Straßenverkehr eine Beule in den Benz eines Bonzen gefahren hat. Der Bonze hat sich nicht drum gekümmert, sondern sich seinen Anwalt drum kümmern lassen, der die junge Frau, "business as usual" dafür hat bluten lassen.

Was würden Du oder ich in so einem Fall tun? Einen Kredit aufnehmen und die Schulden erhöhen, um weiter studieren zu können? Oder das Studium und die Lebensplanung aufgeben und dabei noch auf den Schulden sitzen bleiben?
Vergiss nicht, wie unterschiedlich Dein Leben verlaufen würde, wenn Du Ingenieur wärst und wenn Du zum Arbeitsamt gehen würdest...

Gute Nacht

Thx a lot man, that was a good hint

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