Freitag, 29. Februar 2008

Die Wohlgesinnten

"Auf den Spuren eines literarischen Phänomens"

© avanti media/Harald Rammler/Ch So ein Buch erscheint nur alle 20 Jahre - das erkannte der Pariser Verleger Antoine Gallimard, als er das Manuskript eines jungen unbekannten Autors in den Händen hielt. Sein Name: Jonathan Littell, damals 37 Jahre alt, ein in Paris lebender Amerikaner, der in französischer Sprache schrieb. Der Titel des Romans: "Les Bienveillantes", zu Deutsch: "Die Wohlgesinnten", eine fiktive Autobiografie, erzählt aus der Perspektive des ehemaligen SS-Offiziers Max Aue, der unter einem falschen Namen in Frankreich lebt.

Der Roman erzählt von Aues Karriere im Nationalsozialismus, davon, wie er als Teil der Judenvernichtungsmaschine funktionierte und Einsätze im Osten koordinierte. Max Aue ist homosexuell, ein Intellektueller und skrupelloser Bürokrat, der Völkermord als logistische und methodische Aufgabe begreift.

Das Verlagshaus Gallimard landete mit der Veröffentlichung des 1.000-seitigen Werks die literarische Sensation des Jahres 2006. Die ungeheuren Grausamkeiten im Roman, mit eiskalter Präzision erzählt, lösten eine öffentliche Debatte aus. Bekannte Autoren und Kritiker bezogen Stellung, Leser diskutierten auf zahlreichen Internet-Foren. "Die Wohlgesinnten" erhielt den prestigereichen "Prix Goncourt" und wurde mit bisher 800.000 verkauften Exemplaren zum Megaseller.

Am 23. Februar wird die deutsche Fassung erscheinen. Bereits im Vorfeld ist durch intensive Medienberichterstattung auch in Deutschland ein Erwartungsklima entstanden. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, vor allem beim Berlin-Verlag, der sich nach schwierigen Verhandlungen die Verlagsrechte sichern konnte.

Wie werden die Leser im Ursprungsland des Nationalsozialismus reagieren, wo der historische Kenntnisstand höher ist als im europäischen Ausland? Hat die Figur des eiskalten Nazi-Killers Aue auch in Deutschland das Potential zum erfolgreichen Romanhelden?

Kritiker und Kenner des Literaturbetriebs aus Deutschland und Frankreich, darunter Frank Schirrmacher, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, geben Einschätzungen und wagen Prognosen. (ARTE, 22:40)

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