Sonntag, 17. Februar 2008

Hausarbeit von NP: Trauer-, Beileids- und Dankesbezeugung im Volk der Batak

Fachrichtung 4.1. Germanistik

Deutsch als Fremdsprache

Hauptseminar:

Theorie und Praxis

einer kulturkontrastiven Grammatik



Inhaltsverzeichnis


Anhang 1......................................................................................................................i

Anhang 2.....................................................................................................................ii

Anhang 3....................................................................................................................iv


1. Einleitung

Das Volk der Batak bereichert Indonesien mit seiner interessanten Kultur. Trotz Modernisierung und Globalisierung, deren sich auch Indonesien nicht entziehen kann, pflegen die Batak ihre alten Bräuche und üben sie auch in ihrem alltäglichen Leben aus. Sie sind sehr stolz auf ihre Leistungen und Traditionen. So stolz, dass man sie manchmal sogar als Chauvinisten abstempelt. Die Batak sind sehr klangebunden. Jeder Klan verfügt über eine gute Vernetzung unter seiner Angehörigen. In diesem Modell von Verwandtschaften kennt jeder jeden, was sowohl zu guten als auch zu schlechten Auswirkungen führen kann. Kein Angehöriger soll in Schwierigkeit geraten, wenn es noch einen Verwandten gibt, der ihm helfen kann. Das Erweisen von Gefallen unter Klanmitgliedern wird ohne Ausnahme als selbstverständlich angesehen. Die Phasen im Leben, von der Geburt bis zum Tod, werden möglichst gemeinsam geregelt.

Der Einzigartigkeit dieses Volkes wegen habe ich mich dafür entschieden, in dieser Hausarbeit ein Thema zu behandeln, bei dem es um das Volk der Batak geht: Trauer-, Beileids- und Dankesbezeugungen in dieser Gesellschaft ist der Schwerpunkt meiner Arbeit. Neben Literaturquellen verwende ich bei der Recherche einige Interviews. Dieses Verfahren habe ich gewählt, um den neuesten Stand der Bräuche im gesellschaftlichen Leben herauszufinden. Das Ergebnis dieses Interviews hat auch Erkenntnisse ans Licht gefördert, die mir als gebürtige Indonesierin bis dato nicht geläufig waren und hat mein persönliches Wissen bereichert.

Als erstes versuche ich, einige allgemeine Informationen über das Volk zu liefern: Sowohl seine historischen als auch seine soziokulturellen Hintergründe. Im zweiten Teil erkläre ich die Bedeutung des Todes für diese Menschen und wie sie damit umgehen. Dieser Teil dient als Übergang zu dem darauffolgenden Hauptteil dieser Arbeit: Trauer-, Beileids- und Dankesbezeugungen. Im Hauptteil gebe ich Beispiele für Bezeugungen und stelle deren Bedeutungen dar.

Die Batak sind eines von vielen Völkern in Indonesien, das bisher noch nach ihrer überlieferten Traditionen in ihrer Heimat lebt. Durch diese Hausarbeit möchte ich mehr über das Volk der Batak aus Indonesien berichten. Da nur wenige wissenschaftliche Arbeiten über die Völker Indonesiens existieren, ist meiner Meinung nach sogar ein kleiner Beitrag bedeutungsvoll. Als Indonesierin finde ich es wichtig, Informationen über die Völker und Kulturen meines Landes zu recherchieren und zu präsentieren. Mit mehr als 300 Volksstämmen bietet Indonesien eine reichhaltige Quelle für Recherchen auf geisteswissenschaftlichem Gebiet. Diese Arbeit schreibe ich in der Hoffnung, dass sie einiges über einen Volksstamm Indonesiens – die Batak – erläutern, und mehr Interesse für die indonesische Kulturen wecken kann.


2. Das Volk der Batak

Das Volk der Batak - insgesamt ca. 6 Millionen Menschen - bewohnen den Norden der Insel Sumatra. Sumatra, die nördlich größte Insel Indonesiens, ist mit 525 564 km2 etwas mehr als doppelt so groß wie die Bundesrepublik. Die Batak bewohnen die Bergländer rings um den Toba-See; insbesondere die Insel Samosir1 wird als Zentrum ihres Territoriums angesehen.

Insgesamt leben dort etwa 4,9 Millionen der insgesamt 6 Millionen Batak. Aus wirtschaftlichen Gründen ziehen jedoch immer mehr in die Hauptstadt von Nordsumatra, Medan wo bereits etwa 20.000 bis 30.000 Batak leben. Vereinzelt leben Batak auch in Jakarta und in anderen Städten Sumatras und Javas.

Dieses Volk bildet eine der größten Stammesgesellschaften Indonesiens. Im Allgemeinen werden mindestens fünf Batak-Völker unterschieden: Karo, Toba, Pakpak-Dairi, Mandailing, und Simalungun. Das Siedlungsgebiet der Simalungun Batak, mit etwa 60.000 Einwohner am Anfang der Kolonialzeit2 die zweitkleinste bataksche Ethnie, liegt östlich des Toba-Sees im Kabupaten Simalungun (850.000 Einwohner, vorwiegend Javaner und Toba-Batak; Hauptort Pematangsiantar). In die relativ schwach besiedelten Landschaften Dairi und Simalungun hat es seit den zwanziger Jahren eine starke Migration von Toba-Batak gegeben. Heute bilden die Simalungun nur noch in der Hochfläche im südwestlichen Teil des Kabupatens eine Mehrheit. Die Simalungun wurden erst Anfang letztes Jahrhunderts, und anfänglich mit wenig Erfolg, von der Rheinischen Missionsgesellschaft (RMG) zum protestantisch-christlichen Glauben bekehrt. Insbesondere die in Nachbarschaft zu den Malaien wohnenden Simalungun haben es dagegen vorgezogen, den islamischen Glauben anzunehmen. Heute gehören zur GKPS (Christliche Protestantische Simalungun-Kirche) mehr als 200.000 Menschen.

Die Toba Batak sind im zentralen Batak-Land rund um den Toba-See und auf der Insel Samosir angesiedelt. Am westlichen Ufer des Toba-Sees liegt der Vulkan Pusuk Buhit. Nach einem Mythos der Toba-Batak liegt hier der Ursprung der Menschheit. Die Ursprungsmythen vieler Klans der anderen Batak-Stämme weisen auch auf diese Region hin, so dass anzunehmen ist, dass die ältesten Siedlungen der Batak in der Region um den Toba-See lagen. Bereits am Anfang der Kolonialzeit gab es mehr als 300.000 Toba-Batak. Bis vor 1999 zählte das Kabupaten Tapanuli Utara, Hauptort Tarutung, 750.000 Einwohner. Heute zählt das 1999 verkleinerte Kabupaten Tapanuli Utara, Hauptort Tarutung, nur etwa 420.000 Einwohner; Eine vielfache Zahl von Toba-Batak lebt außerhalb des Stammlandes in anderen Gebieten Sumatras, vor allem Nordsumatras, und auf Java. Der weitaus größte Teil aller Toba-Bataks ist heute christlichen Glaubens. Sie gehören vorwiegend zur HKBP (Christliche Protestantische Batak-Kirche), finden sich in sechsstelliger Zahl aber auch in der GKPI (Christliche Protestantische Indonesische Kirche) und der HKI (Christliche Indonesische Kirche). Diese drei Kirchen sind wie einige weitere aus der deutschen Mission der Rheinischen Missionsgesellschaft (RMG) – heute in der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) aufgegangen - entstanden

Die Angkola- und Mandailing Batak, die das Kabupaten Tapanuli Selatan (900.000 Einwohner, Hauptort Padangsidempuan) bewohnen, sind zum überwiegenden Teil islamischen Glaubens. Nach den sogenannten Padri-Kriegen im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, in denen Krieger aus der benachbarten Minangkabau (West-Sumatra) große Teile des Landes beinahe entvölkerten, wurde Mandailing als erste Region des Batak-Lands kolonisiert, während die anderen Teile des Batak-Lands überwiegend erst nach 1904 der niederländischen Herrschaft unterworfen wurden. Etwa 85% der Batak sind heute Christen, wobei die meisten davon der größten Batak-Kirche, der Huria Kristen Batak Protestan Kirche (HKBP), angehören. Es gibt eine Minderheit von Muslimen (10 %) und eine noch kleinere Anzahl von Batak, die der indigenen Religion angehört.



2.1. Soziales und religiöses Leben

Vermutlich kamen die Batak-Völker in mehreren Einwanderungsschüben aus den Berggegenden Thailands und Birmas ins Toba-Hochland. Laut der Legende stammen aber diese Völker von einem Götterhelden namens Si Raja Batak ab, der auf einem heiligen Berg in der Nähe des Toba-Sees geboren wurde.

Ähnlich wie bei anderen protomalaiischen Völkerschaften des indonesischen Archipels war die traditionelle Batak-Gesellschaft feudalistisch strukturiert. Früher unterschied man drei klar voneinander getrennte soziale Schichten: die Adeligen, die Freien und die Sklaven. Als höchste weltliche und geistliche Autorität stand bis zum Jahre 1907 (in dem sich die Niederländer nach erbitterten Kämpfen endlich im Batak-Land festsetzen konnten) eine Art Priesterkönig über allen Batak-Stämmen. Die Sklaverei wurde erst gegen 1915 abgeschafft.

Die wichtigste politische Einheit bei diesem Volk ist das Dorf. Früher waren die Dörfer große, teilweise befestigte Anlagen. Die Batak-Häuser wurden sehr kunstvoll gebaut, bemalt und mit reicher Ornamentik verziert. Die Häuser hatten mächtige gebogene Satteldächer, und an den Giebelenden befanden sich geschnitzte Büffelköpfe. Die Dächer sollten an die Boote erinnern, mit denen die Vorfahren der Batak einst über das Meer kamen. Die Häuser stehen auf Pfählen, ihre Vorder- und Rückwände sind nach außen geneigt und mit vielen Schnitzereien versehen. Die vorherrschenden Farben sind Weiß, Schwarz und Rot, die den Himmel, die Hölle und die Erde symbolisieren sollen. In den Häusern lebten (und leben in manchen Dörfern auch heute noch vereinzelt) ganze Familien in einem einzigen großen Raum zusammen.

Die Batak sind vaterrechtlich organisiert; ihre Genealogie ist streng patrilinear, d. h., sie kennt nur die väterliche Linie als Band der einander folgenden Generationen. Die verschiedenen Batak-Stämme sind in Klans unterteilt, die Marga heißen. Jede Marga, als Verwandtschaftsverband die grundlegende soziale Einheit, führt ihren Ursprung auf einen gemeinsamen (mythischen) Ahnherren zurück. Ein wichtiger Aspekt der Marga besteht in ihrer Exogamie, d. h. im Verbot der Heirat zwischen Mitgliedern desselben Klans. Bei den Batak heiratet die Frau, für die ein Brautpreis entrichtet werden muss, in die Familie des Mannes; sie verlässt ihre eigene Sippe und wird mit der Heirat Mitglied der Marga ihres Gatten. In früheren Zeiten galt die Frau als Besitz des Ehemannes und musste selbst dann in dessen Familie verbleiben, wenn sie Witwe geworden war; nur durch Rückerstattung des Brautpreises konnte sie in den eigenen Verband zurückkehren. Die Kinder gehören zur Marga des Vaters. Die Frauen behalten ihre eigenen Marga-Namen, obwohl sie nach der Heirat zur Familie ihren Männern gehören. Die Männer der brautgebenden Marga (tulang) sind Respektpersonen in der brautnehmenden Marga. Die exogame Heiratsordnung bei den Batak-Klans mit oftmals mehreren tausend Angehörigen führt dieses Volk immer noch bis heute durch, obschon es heute in der Praxis auch Lockerungen gibt. Die Bedeutung der Marga, die jedem ihrer Mitglieder Schutz und Geborgenheit bietet, ist aber auch in der Gegenwart ungebrochen. Nicht wenige Batak leben weit entfernt von ihrer Heimat, doch auch wer abgewandert ist, hält an Bindungen zur Familie und zum Sippenverband fest.

Die Religion der Batak war früher Animismus mit hinduistischen Einflüssen. Die Mythologie und die Rituale des Volkes hängen sehr stark mit der Reisanbautradition und dem lokalen Verwandtschaftssystem (Marga) zusammen. Diese zwei Elemente sind in einer kosmologischen Reihe integriert, werden von religiösen Kunstformen, Tänzen, Reden, und Geschenkverteilungszeremonien repräsentiert.

Die Batak glaubten an eine Aufteilung der Realität in drei verschiedene Welten. Es gibt eine obere Welt, die von den Göttern bewohnt ist; eine mittlere, von Menschen bewohnte Welt; und eine untere Welt, die von Drachen bewohnt wird. Der Schöpfer dieser drei Welten ist Mula Jadi na Bolon, der die drei Welten miteinander verknüpft. Er ist auch der Herrscher des Universums. Mula Jadi ist gleichzeitig gut und böse, weiblich und männlich.

Der Glaube an die komplementären Gegensätze, wie das Leben und den Tod, die Menschen und die Tiere, die Männlichkeit und die Weiblichkeit, das Dorf und den Dschungel, die Kriegsführung und die Landwirtschaft, prägt die Religion und kommt oft in den religiösen Ritualen vor. Die Batak glauben, dass die Gegensätze einst eine Einheit waren. Die durchgeführten Rituale sind dazu gedacht, die Gegensätze für eine gewisse Zeit wiederzuvereinen. Dadurch können sie die Kraft des Inneren freilassen. Zum Beispiel soll der rituelle Geschenkaustausch zwischen der schenkenden Bräutigams- und der annehmenden Brautfamilie die Fruchtbarkeit in der Ehe erhöhen.

Ein zentraler religiöser Begriff ist der des Tondi, welcher nur ungenau als "Lebensseele" übersetzt werden kann. Er beinhaltet nämlich auch Lebenskraft, Geschick und Temperament. Der Tondi hat einen eigenen Willen und eigene Wünsche, so dass er nicht als passive Kraft im Menschen verstanden werden darf. Der Tondi befindet sich vorwiegend im Kopf, Blut und in der Leber. Mit dem Tod verlässt er den Menschen und wird zum Begu (Totengeist). Die Begu leben weiter mit der Eigenschaft - charakteristisch auch bei anderen Völkern -, dass sie alles entgegengesetzt zu den Menschen machen. Auf dem Glauben, dass die Tondi teilbar und auf andere übertragbar sind, beruhte auch die von den Batak noch in nicht allzu ferner Vergangenheit praktizierte, mit rituellem Kannibalismus verbundene Kopfjägerei. Bei den Stammeskriegen und der Kopfjagd ging es selten um materiellen Gewinn. Triebfeder dieser blutigen »Hackordnung« war die Auffassung, dass durch das Erbeuten der Köpfe feindlicher Krieger sowie den Verzehr ihrer Körper die Kräfte, Fähigkeiten und Seelenenergien der Getöteten auf die Sieger übergingen.

Man kann die Spüren von indischen Einflüssen in der batakschen Religion deutlich sehen. Sie hatten viel Kontakt mit Hinduismus und Buddhismus. Heutzutage vermischen sich diese Religionen noch mit den monotheistischen wie dem Christentum und dem Islam. Der Grad der Akkulturation ist in jeder batakschen Gesellschaft unterschiedlich.

2.2. Die Schrift und Sprache

Weil sie keine einheitliche Gruppe bilden, weichen z. B. die Batak-Sprachen und -Dialekte, die nördlich und südlich des Toba-Sees gesprochen werden, stark voneinander ab. Die Unterschiede zwischen den batakschen Dialekten sind so groß, dass Karo und Toba als zwei eigene Sprachen bezeichnet werden können. Karo Batak gehört zur nördlichen, Toba Batak zur südlichen Gruppe der Batak-Sprachen. Die nördliche Gruppe besteht aus drei Dialekten: Karo Batak, Alas (Kab. Aceh Tenggara) und Pakpak-Dairi Batak, welches die Subdialekte von Kelasan, Simsim, Pegagan und Kata Boang (Ober-Singkel) einschließt. Die südliche Gruppe umfasst die drei sehr nahe verwandten Dialekte Toba, Angkola und Mandailing. Die Simalungun sprechen eine Sprache, die etwa zwischen den Sprachen der Karo und Toba liegt und daher oft als eine eigene dritte Gruppe (Zentral-Batak) bezeichnet wird. Innerhalb jeweils einer dieser Sprachgruppen ist es möglich zu kommunizieren, da die Sprachen sich sehr ähneln. Gruppenübergreifend ist eine Verständigung aber nicht ohne weiteres möglich. Zur überregionalen Kommunikation musste man sich einer Lingua Franca bedienen, aus der auch die heutige Nationalsprache Indonesiens, Bahasa Indonesia, hervorgegangen ist.

Obschon die Kultur der Batak sehr viel weniger vom Hindu-Buddhismus beeinflusst wurde als die der Malaien oder Javaner, ist das indische Erbe in vielen Bereichen ihrer traditionellen Religion und Kultur unübersehbar. Indischen Ursprungs ist auch die Schrift der Batak, die allerdings auf den ersten Blick nur noch sehr wenig Ähnlichkeit mit den indischen Schriften des Festlands und auch mit den anderen indisch beeinflussten Schriften Inselsüdostasiens aufweist. Da die Sprachen der einzelnen Batak-Völker sich doch zum Teil beträchtlich voneinander unterscheiden, mag dies ein Grund dafür sein, dass sich auch unterschiedliche Varianten der batakschen Schrift bei den einzelnen Völkern haben entwickeln können.

3. Die Bedeutung des Todes

"Sieh jetzt die Sonne noch einmal an, dann sei stille und
verlange nicht mehr nach uns, sondern nur nach deinen toten Kameraden."
(Rede eines Batak zum Leichnam, bevor der Sarg verschlossen wird)
(Von Brenner 1894: 235)

Der Tod eines Menschen gehört neben Geburt und Heirat zu den wichtigsten Ereignissen im Leben der Batak. Sie werden in diesem Volk am meisten gefeiert. Sein alter Glaube und seine alten Bräuche beeinflussen dieses Verhalten sehr. Für sie ist eine Heirat ein Bund mehr für den Klan, damit die Beziehung der Klans miteinander noch enger werden wird. Ein Tod ist ein Anfang von einem neuen Leben jenseits des Irdischen.

Trotz der Verbreitung der neuen monotheistischen Religionen sind bei den Batak Gewohnheiten der alten Religion noch sehr ausgeprägt. Die protestantische (in geringerem Ausmaß die katholische) Missionierung konnte im Batak-Land so große Erfolge verzeichnen wie abgesehen von den Molukken und Westpapua sonst nirgends im indonesischen Archipel. Doch obwohl die Batak heute die größte geschlossene Gruppe von Christen in Indonesien bilden und die protestantische Batak-Kirche (Huria Kristen Batak Protestan) als die vitalste des ganzen Landes gilt, hat die Überprägung mit der christlichen Hochreligion die uralten Glaubensvorstellungen nicht völlig zu verdrängen vermocht, vielmehr wird hinter der christlichen Fassade den traditionellen Glaubensinhalten zum Teil sogar eine größere Bedeutung beigemessen als den importierten religiösen Botschaften. Überhaupt führte die Christianisierung der Batak nicht zur Zerstörung ihrer hochentwickelten, eigenständigen Kultur.

Nach dem Tod entweicht die Lebensseele (Tondi) aus dem Körper eines Verstorbenen. Dadurch wird der Verstorbene jetzt ein Begu. Die Verstorbenen leben weiter überall, auch in der mittleren Welt, wo sich die Menschen befinden. Ein Batak-Medium kann mit Begus in Kontakt treten und den Lebenden ihre Wünsche und ihr Befinden übermitteln. Dies ist für die Batak von großer Bedeutung, da zum großen Teil das Wohlergehen der Menschen auch vom Wohlergehen ihrer verstorbenen Verwandten abhängt. Aber auch die Toten sind von den Lebenden abhängig: Ein Begu mit zahlreichen Nachkommen, die für ihn bestimmte Rituale durchführen, kann eine Rangerhöhung erfahren. Nach besonders aufwendigen Ritualen kann er zum Sumangot aufsteigen. Weit höher steht der Sombaon ("Anbetungswürdiger"). Der Aufstieg zum Sombaon gibt Anlass, ein Fest zu feiern, das sich über einen Zeitraum von vier bis sechs Monaten hinzieht.

Von einem Totenreich im engeren Sinne kann man bei den Batak nicht sprechen, da es mehrere gibt. Als solche können die verschiedensten Schichten des Kosmos fungieren. Dies ist kein Zeichen dafür, dass die Vorstellungen vom Totenreich bei den Batak unklar und konfus sind, sondern dass sie plastisch sind: Ein genau definierter Ort als Totenreich besteht nicht, er liegt entweder in der Unterwelt oder in den verschiedenen Orten der Mittelwelt (welche von den Menschen bewohnt sind) oder in der Oberwelt. Aus den Quellen gewinnt man den Eindruck, dass für die Batak der ganze Kosmos von den Verstorbenen beseelt ist.

In einer patriarchalisch organisierten Gesellschaft kommt der Geburt eines männlichen Nachfahren eine besondere Bedeutung zu, nicht nur für das irdische Leben, sondern auch für das Leben nach dem Tode. Ohne die Gebete seines Sohnes kann die Totenseele eines verstorbenen Batak im Jenseits nicht zur Ruhe kommen. Stirbt ein Mann ohne Sohn, so tritt an dessen Stelle eine lebensgroße, bewegliche Holzpuppe (Si Gale Gale), die nun als „Fürsprecher- für den Verstorbenen“ fungiert.

Die Batak haben verschiedene Arten von Beerdigungszeremonien. Sie werden – außer der Beerdigungszeremonie für jemand, der bei einem Unfall ums Leben kam – durch das Alter der Verstorbenen unterschieden. Also gibt es eine Zeremonie für einen Toten, der jung gestorben ist, eine andere für jemand, der wegen eines Unfalls gestorben ist, und wiederum eine andere für jemand, der alt gestorben ist (saur matua/„abgeschlossenes Alter“). Diese Zeremonien werden im Haus des Verstorbenen ausgeführt. Sie dauern teilweise tagelang, abhängig von der Art der Zeremonie.


4. Trauer-, Beileids- und Dankesbezeugungen

Die Trauer-, Beileids-, und Dankesbezeugungen der Batak entstammen einer alten Tradition, die vor allem von der indischen Kultur beeinflusst wurde. Besonders die Trauer- und Beileidsbekundungen sind Teil religiöser Rituale, die sich gemeinsam mit der Gesellschaft entwickeln. Nachfolgend sind weitere Erklärungen zu den drei Bezeugungsarten aufgeführt.

4. 1. Trauerbezeugung

Es existiert die Überlieferung einer metaphorischen Klageliedterminologie (Hata Andung), die etwa 500 Wörter umfasst (siehe Anhang 2), in der Sprache der Batak. Diese Terminologie benutzen sie bei den Toten-, Schicksals-, Hochzeits- und Liebesklagen. Man spricht von „mangandung“ (das Herz ausschütten). Wortwörtlich bedeutet es soviel wie „gefühlvoll weinen“. Um ihre Trauer zu bekunden, klagen die Batak über die Toten.

Die orale Tradition des Klagelieds, insbesondere in seiner Form der Totenklage, ist bis heute in den meisten Regionen des Batak-Lands erhalten geblieben, wenn auch in den Gegenden, die am stärksten und längsten christlichem bzw. islamischem Einfluss ausgesetzt waren, diese Tradition heute weitgehend ausgestorben ist.

Meist sind es die Frauen, die die Klagelieder singen. Die patrilineare Gesellschaft der Batak hindert die Männer daran, Tränen zu vergießen. Männer klagen in der Regel nur dann, wenn der oder die Verstorbene ein sehr naher Verwandter ist. Im Gegensatz zu Männern wird von Frauen erwartet, dass sie den Vortrag der Klage beherrschen. Den Wortschatz der Andung-Terminologie beziehungsweise die Klagelieder werden den Kindern von den Älteren während der Arbeit auf den Reisfeldern weitergegeben.


Im Folgenden sind einige Beispiele von batakschen Klageliedern aufgeführt.


i. Klage über einen verstorbenen Raja, Ompu Tambok Pangaribuan


Huandung ma damang amang raja nami, raja aduikku di haroburanmi.

Ai ho do i, amang raja nami, babiat di pintu, gompul di alaman i.

(...)

na tanda di adian ho amang raja nami songon hoda sibolang i.


Ich beklage dich, mein Fürst, beklage deinen Tod,

du warst doch, mein Fürst, der Tiger an der Pforte, der Bär auf dem Dorfplatz

(...)

an den Rastplätzen warst du, mein Fürst, bekannt wie ein geschecktes Pferd


Barani pulut ho among raja nami manundalhon hami songon parhoda i

asa malilung3 hami humatahon na dangol i na di pudianmi.


Wie konntest du es wagen, Vater, uns den Rücken zuzukehren, die wir nun wie der Pferdehalter sind

so dass wir, verlassen von dir, diesen Schmerz ausdrücken müssen4


Die Andung setzen sich stets aus zwei Teilen zusammen, dem Lob des Verstorbenen und der Klage über die eigene bejammernswerte Situation. Solch eine Zweiteilung findet sich tatsächlich in den meisten Totenklagen, wobei dem Lob allerdings ein geringerer Stellenwert zukommt; in manchen Klagen fehlt es sogar gänzlich. Bemerkenswert ist, dass der Tod in den Klagen beinahe überhaupt nicht thematisiert wird, und auch der Tote, an den sich die Klage doch richtet, nur beiläufig erwähnt wird. Gelegentlich wird der Tote mit einigen ehrenden Worten bedacht.


ii. Klagen über den Verlust des Ehemannes der Tiominar boru Sinurat


Among, hurangan paiogon do ahu da among hurangan sihumisik i

panadinghonmi da among, among raja nami.


Vater, an Reis fehlt es mir, Vater, und auch an Geld

nachdem du mich verlassen hast, mein Fürst.


Aut barani pulut ahu maniop ujung ni sirumantos i

dalan haroburan tu toru situmalin i

ai bulusan marobur na ma ahu unang ahu di dadang ari diullus alogo i .


Wenn ich doch nur Mut hätte, das Messer gegen mich zu halten

damit ich sterbe, unter diese Erde komme

lieber will ich sterben als von der Sonne verbrannt, vom Wind verweht zu werden5

Die batakschen Totenklagen sind also vorwiegend Klagen über das eigene Los und den Schmerz, den die Trennung hinterlässt. Nicht der Tote, sondern die (oder der) Klagende steht im Mittelpunkt der Klage, die sich primär mit dem eigenen Leben beschäftigt, das durch den Tod eines Angehörigen eine andere Richtung bekommt. Nichts ist mehr so wie es vorher war und mit Angst sieht man in die unbestimmte Zukunft. Dies ist insbesondere ersichtlich, wenn noch die ökonomische Unsicherheit, die der Verstorbene hinterlässt, hinzukommt:

Die Bezogenheit auf das eigene Leid in den batakschen Totenklagen mag zu der folgenden Behauptung der Batak-Leute als nicht ganz passend erscheinen. Sie meinen, die Totenklagen werden zu Ehren und zur Erinnerung an den Toten vorgetragen. Eigentlich möchte man dem Begu zeigen, wie wichtig er in seiner lebendigen Zeit war, indem man sein eigenes Leid nach dem Tod des Angehörigen in den Mittelpunkt stellt. So wichtig war er, dass man den Tod dem Leben vorzieht, um schnell wieder mit ihm vereint zu werden.


4.2. Beileidsbezeugung

Die Batak bekunden ihr Beileid als individuelle und kollektive Beileidsbezeugung. Bei einer individuellen Beileidsbezeugung spricht jeder Trauergast seine Erinnerung an die Verstorbenen aus und tröstet die hinterbliebene Familie. Dies tut jeder Gast persönlich, sobald er auf der Beerdigungsfeier angekommen ist (vor der Beerdigung).

Bei der kollektiven Beileidsbezeugung gibt es zwei Repräsentanten aus den Reihen der Gäste: einen weiblichen Repräsentanten für alle weiblichen Gäste und einen männlichen Repräsentanten für alle männlichen Gäste. Jeder Repräsentant hält eine Rede, in der es um Lob für den Verstorbenen und/oder Trost für die Hinterbliebenen geht. Die Rede kann zwischen fünf und zehn Minuten pro Person dauern. Diese Art von Beileidsbezeugung ist sehr zeremoniell und wird nach der Beerdigung auf dem Fest im Haus des Verstorbenen vorgetragen. Das Sprachengenre „hata andung wird auch für solch eine Beileidsbezeugung verwendet.


Es gibt einige Hauptbeileidssprüche, die die Trauergäste auf einer Totenfeier sagen müssen. Sie sind auch unterschiedlich, abhängig vom Alter und vom Geschlecht des Toten. Im Folgenden sind Beispiele für Hauptbeileidssprüche aufgeführt, die man bei unterschiedlichen Beerdigungszeremonien vorträgt.


i. Beileidsbezeugung beim Tod eines Kindes.


Asa tarapuh roha muna

Asa tibu ganti anak muna na jumolo i


Möge Dein wunden Herz schnell geheilt werden

Mögest Du schnell noch ein Kind bekommen


Asa tibu diganti Tuhanta

Unang sai dipaingot-ingot be una masai

Asa tarapul rohamuna dibahen Tuhanta


Möge unser Gott diesen Wunsch schnell erfüllen

Was passiert ist, soll Deine Gedanken nicht mehr belasten

Möge Gott Deine Wunde schnell heilen


Ingot hamuna angka dakdanak

Urus hamuna angka dakdanak na asingi


Denke doch an deine anderen Kinder

Lass deine anderen Kinder nicht im Stich


ii. Beileidsbezeugung beim Tod eines jungen Menschen:


Beim Tod eines Mannes (mangopol ulu/ geschlagenes Haupt)


Asa taba inang

Asa taba dakdanak


Sei stark am Herzen, o Mutter

Seid stark am Herzen, Kinder


Siap ma ho gabe ama

Dohot ina dianakona

Mangdalanhon rumah tangga mi


Bereite Dein Herz. Du wirst sowohl Vater als auch Mutter

Um Deine Familie zu versorgen

Beim Tod einer Frau (matopas tataring/ Die Küche wird chaotisch)

Asa sabar mangurus dakdanak

Ala ndang adong be istri na


Seist du bei der Erziehung der Kinder geduldig

Obwohl deine Frau nicht mehr da ist


Asa manurut tu bapak na

Ikon boi songon ganti ni oma na

Unang di arsaki hamu oma


(Kinder) gehörcht eurem Vater

damit er die Rolle eure Mutter übernehmen kann

(Kinder) weint nicht mehr wegen Eurer Mutter

Beim Tod eines älteren Menschen (Saur Matua) soll keiner traurig sein. Der Beileidspruch beinhaltet gute Erinnerungen an die Person und Lob für sie und auch Abschiedssprüche (marhata togar-togar/ laute gute Erinnerung erläutern).

Die obengenannten Beileids- und Trauerbekundungen kommen nur bei dem Tod eines Menschen vor, der lange gelebt und in seinem Leben Bekanntschaften schon gemacht hat.

Bei dem Tod eines Säuglings oder Neugeborenen wird man auch traurig und man spricht den Familienangehörigen sein Beileid aus. In diesen Fällen wird der Tod aber nicht als ein großes Ereignis betrachtet. Deshalb wird auch keine große Zeremonie veranstaltet.

Bei der Zeremonie für die Toten, die alt gestorben sind, dürfen die Angehörigen und die Gäste ihre Trauer nicht zeigen. Wenn man bei dem Singen des Klageliedes und dem Aussprechen des Beileids doch weinen muss, soll man die Trauer irgendwie unterdrücken und mit einem Tanz vertuschen. Das ist so, weil der Tote ein reifes Alter und seine Ziele erreicht hat, das Leben genug genossen hat, und weil der Tod zur rechten Zeit kam. Man kann die Zeremonien bei alt Verstorbenen sogar als eine Art Abschiedsfeier für den Toten sehen, auf der man viel isst und Scherze austauscht. Solche Zeremonien können tagelang dauern, abhängig von der Versammlung der Familie.

Beim Beklagen eines Toten, der das saur matua Alter erreicht hat, drückt man seine Trauer nicht emotionell aus wie man daran erkennen kann, dass keine Tränen fließen. Die Klagenden lassen überdies gelegentlich Scherze in ihren Text fließen um die Zuhörer zum Lachen zu bringen. Dies wird als ganz natürlich betrachtet und als eine Aufforderung an die Verwandten verstanden, ihre Trauer zu vergessen.” (Eine Übersetzung aus: Silaen 1990:35)

Folgendes ist ein Augenzeugenbericht von einer saur matua Beerdigungszeremonie:

Während eines Totenfestes im Dorf Bulu Pange, an der Hauptstraße von Pematangsiantar nach Seribudolok gelegen, konnte ich einige Totenklagen auf Tonband und Video aufnehmen. Leider erlaubte die durch den allgemeinen Lärm erheblich beeinträchtigte Aufnahmequalität keine Transkription dieser Klagen. Während draußen zum Klang des gondang Orchesters getanzt wurde, hatten sich die engsten Verwandten um die im Wohnzimmer aufgebahrte Tote versammelt. In den Pausen des Orchesters tanzte man um die Tote und sang christliche Lieder. Gelegentlich setzte sich eine enge Verwandte, Tochter oder Enkeltochter der Verstorbenen neben die Tote, strich ihr mit den Händen über den Körper und begann eine Klage anzustimmen. Die Klagen waren zumeist gesetzt, gelegentlich aber wurde die Klagende von ihrer Trauer überwältigt und brach in verzweifeltes Weinen aus. Sie wurde dann von ihren Angehörigen in den Arm genommen und fuhr erst mit ihrer Klage fort, nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte. Die Klagen variierten in ihrer Dauer zwischen etwa zwei und acht Minuten. Nur ein Mann, ein Sohn der Verstorbenen, stimmte eine Klage an. Ich hatte den Eindruck, daß er von der Anwesenheit der Videokamera in seinem Vortrag beeinflußt war, den er nach einem sehr schönen Anfang recht abrupt und mit solch einem gekünstelten Schluchzen abbrach, daß die Anwesenden in lautes Gelächter ausbrachen. (Kozok:1994)


4.3. Dankesbezeugung

Bei einem kleineren Gefallen im alltäglichen Leben drückt man seine Danksagung mit „vielen Dank“ aus. Aber bei einem größeren Gefallen innerhalb von Familie und Verwandtschaft tut man das nicht. Der Dank wird mit einem ähnlichen Gegengefallen ausgedrückt. Ein Beispiel dazu wäre: wenn ein Mann aus der Marga Sihombing schwer krank ist, und er kann die Krankenhauskosten nicht bezahlen, kommen alle anderen Sihombings (jede Marga/Familie hat eine gut organisierte Vernetzung) zusammen und übernehmen die Kosten des Kranken. Danach sagt der Kranke gar kein Dankeschön, weil diese Hilfegeste unter Familien und Verwandten als selbstverständlich betrachtet wird. In der Zukunft muss er auch dasselbe für seine Familie und Verwandte tun.

Folgendes ist der sprachliche Ausdruck, um Danke zu bekunden:

A: „Mauliate!“ (Danke/die Liebe ist erhalten)

B: „Olo tutu!“ (Danke, gleichfalls/ gleichfalls)

Diese große enge Vernetzung unter den Batak hat natürlich nicht nur ihre guten Seiten, viele moderne Batak empfinden diese als eine Fessel, die sie von der freien Welt fernhält. Sie leben (wie die meisten indonesischen Völker) als eine große Gemeinschaft. Die Individualität der Menschen wird nur wenig beachtet. Die Batak sind sehr durch ihre Margas gebunden. Gerade deshalb haben sie manchmal geringes Vertrauen zu anderen Völkern. Sie halten zusammen und helfen sich gegenseitig, aber sie bleiben auch nur innerhalb des eigenen Volkes. Sie haben zum Beispiel ihre eigene Batak-Kirche, die sich überall verbreitet, wo sie leben. Für Menschen, die nicht dem Stamme der Batak angehören, ist es oft nicht leicht, Mitglieder einer Batak-Kirche zu werden. Der engen Vernetzung im eigenen Batak-Volk wegen heiratet man auch oft vorwiegend innerhalb des eigenen Volksstammes und nicht Personen aus nicht-batakschen Stämmen und Völkern. Obwohl heutzutage ist die Heirat mit Personen aus anderen Batak-Stämmen nicht mehr so selten wie früher, können solche Hochzeiten zu Problemen mit dem Marga-System führen. Diese sind aber grundsätzlich lösbar, z.B. durch Aufnahme des nicht-batakschen Partners in eine Marga.

5. Zusammenfassung

Das Volk der Batak ist eine der größten Stammesgemeinschaften in Indonesien. Vor der Ära der monotheistischen Religionen wie Christentum und Islam waren die Batak Anhänger eines animistischen Glaubens, der von Indien eingeprägt war. Trotz des Einflusses der erst relativ spät im Batak-Land sich ausbreitenden Religionen sind die Spüren der alten heidnischen Bräuche in der Gesellschaft noch zu sehen. Deutlich kann man es zum Beispiel bei einer Beerdigung im Batak-Land beobachten. Für die Batak ist der Tod das wichtigste Ereignis neben der Heirat und dem Geburt im Leben.

Verschiedene Zeremonien werden für verschiedene Altersgruppen veranstaltet. Solche sind wichtig, nicht nur um die Verstorbenen zu ehren und die hinterbliebene Familie zu trösten, sondern auch um den Totengeist (Begu) zu besänftigen und zufriedenzustellen. Zumindest war es früher so gedacht. Heutzutage kennt fast kein gläubiger Christ oder Muslim den wahren Grund der Zeremonie, weil der Brauch mit den neuen Religionen sehr stark vermischt ist.

Die Batak-Menschen haben ihre eigene Art und Weise, ihre Gefühle auszudrücken. Sie entwickelten sich eine Totenklage, um ihre Trauer bei dem Verlust einer Familienangehörigen auszudrücken. Die Totenklage wird meist von den Frauen, mit der Bereicherung der Klagelied-Terminologie (Hata Andung), gesungen. Diese beinhaltet etwa fünfhundert Wörter. Die Terminologie und die Klagelieder werden bei der Arbeit von den Älteren den Jüngeren überliefert und beigebracht. Um ihr Beileid bei dem Tod eines Batak-Menschen zu bekunden, halten die Trauergäste Reden, die von zwei Repräsentanten (einem männlichen und einer weiblichen) vorgetragen werden. Sie haben meistens schon eine feste Form für die Reden, die sie weiterentwickeln können.

Die Dankesbezeugung durch Worte ist bei diesem Volk nicht wirklich wichtig, weil sie in diesem Fall mehr Wert auf die Tat legen als auf Worte. Bei einem kleinen Gefallen wird das „Danke schön“ noch ausgedrückt. Aber bei den größeren zeigt man später nur dankbare Gesten, indem man anderen auch einen Gefallen tut, ohne weitere sprachliche Formalitäten. Diese Tradition ist bis heute immer noch praktiziert im Volk der Batak aus Nordsumatra in Indonesien.

Literaturliste

Baharadja. „Sejarah Pendidikan Kristen di Tanah Batak.“ BPK Gunung Mulia. Jakarta: 1988.

Bartlett, Harley Harris. „Adat Andoeng dohot Pangandoengan. Partoengkoan." 21-29. 1939

Kozok, Uli. „Die bataksche Klage: Toten-, Hochzeits-, und Liebesklagen in oraler und schriftlicher Tradition“. Universität Hamburg. Hamburg: 2000.

Middendorp, W. „Batakscher Toten- und Ahnenkult. In Mit Worten kocht man keinen Reis: Beiträge aus den Batak-Kirchen auf Nordsumatra“. Editor: D. Becker. Verlag der Ev. Luth. Mission. Erlangen: 1987.

Rijadi, Arief. „Ungkapan Penerimaan dan Penolakan dalam Bahasa Indonesia”. Univ Sastra Jember: 2001.

Sibeth, Achim (Ed.) „Mit den Ahnen leben: Batak, Menschen in Indonesien“. Edition hansjörg mayer, Stuttgart, London 1990

Sihombing, T.M. „Ahu Si Singamangaraja: Arti historis, politis, ekonomis dan religius Si Singamangaraja XII.“ Sinar Harapan. Jakarta: 1983.

Silaen, Jepperson. „Filsafat Batak. Tentang kebiasaan-kebiasaan adat istiadat.“ Balai Pustaka. Jakarta: 1986.

Silaen, Pangaduan. Adat Pemakaman Batak Toba.“ Balai Pustaka. Medan: 1990.

Singarimbun, Masri. „Studi konteks dan analisa musikologis andung di desa Lumban Tambak, Kecamatan Silaen.“ Skripsi Sarjana (S1), Universitas Sumatera Utara, Fakultas Sastra, Jurusan Etnomusikologi. Medan:1990.

Wörterbücher:

Kamus Besar Bahasa Indonesia. Hrsg von Tim Penyusun Kamus Pusat Bahasa. Bd 3. Balai Pustaka. Jakarta: 2001

Wahrig Deutsches Wörterbuch. hrsg. von Renate Wahrig-Burfeind. Bd. 7, Ausgabe 2000.

Internet:

www.hawaii.edu/indolang/surat

www.mandailing.org

www.wikipedia.de

Zwei Beispiele von Batakalphabeten

Toba Batak

Diakritische Vokale mit ka

Karo Batak

Diakritische Vokale mit ka

Wörterverzeichnis einiger andung-Wörter

Hata andung

(Klageliedsprache)

Hata na somal

(normale Sprache)

Bedeutung

among na marsinuan

mar=s/=in=/uan

amang

Vater,

Vater, der pflanzt

ANDUNG



nipandungan

ni=pa=andung=an

dilehon

gegeben werden

beklagt werden

tarandung

tar=andung

(1) mangalehon

(2) dapot

(1) geben, (2) bekommen

beklagt

antaran na bidang

antar=an na bidang

alaman

Dorfplatz

das weit Ausgestreckte

BULUNG



mansada bulung

maN=sada bulung


das einzige Kind

das einzige Blatt

na duma bulung

na duma

der Reiche

der reich an Blättern ist

na tua bulung

na tua

alt, der Alte

das alte Blatt

mauli bulung

gabe

reich

das schöne Blatt

dulaha

laga

gierig

dua tolu

torop

viel, die Vielen

zwei, drei

gumayung-ayung

g/=um=/ayung-ayung

mangambe

mit den Armen schlenkernd laufen

hängen, aber nicht bis zum Boden reichen

humatulakkon

h/=um=/a=tulak=hon


ausheiraten

fortschicken

hayu na so marbulung

hayu na so mar=bulung

bayangan

der Block

blattloses Holz

ibot

iboto

Schwester

inang na mangintubu

maN/=in=/tubu

ina

Mutter

Mutter, die gebärt

na ipinuja (na pinuja)

p/=in=/uja

ibebere

Neffe, Nichte


Viele der großräumigen Adat-Häuser werden noch bewohnt. Allerdings lebt nicht mehr, wie früher, die erweitere Familie, d.h. bis zu vier Kernfamilien, in dem einzigen Raum. Auch gibt es seit der holländischen Kolonialverwaltung zwecks Brandschutz separate Küchenanbauten. Entsprechend der Verordnung erhielten fast alle Adat-Häuser am hinteren Hausteil diesen ebenfalls auf Pfählen errichteten Zusatzraum, der von innen durch eine Hintertüre des großen Wohnraumes betreten werden kann.

1 Eine 852 km2 vulkanische Insel im Tobasee.

2 Indonesien wurde 350 Jahrelang von den Niederladen kolonisiert.

3 Die kursiv geschriebenen Wörter sind aus dem Hata-Andung-Wortschatz

4 Kozok, Uli. „Die bataksche Klage: Toten-, Hochzeits-, und Liebesklagen in oraler und schriftlicher Tradition“. Universität Hamburg. Hamburg: 2000.S. 38.

5 Kozok, Uli. „Die bataksche Klage: Toten-, Hochzeits-, und Liebesklagen in oraler und schriftlicher Tradition“. Universität Hamburg. Hamburg: 2000. S. 38.


...bin so froh, dass mein Vater Lektor war, wäre mir jetzt in der Klausurphase zuviel geworden ... ... zum Glück hat er ja selber acht Jahre dort gelebt und gearbeitet + vier Jahre in Jakarta... ich habe nur noch bruchstückhafte Erinnerungen an die Simalungen... danke NP, dass ich deine sehr schöne und gute Hausarbeit in meinen Blog aufnehmen darf !

Ich bin mit folgenden Dingen sehr einverstanden:

a) die Tat zählt mehr als das Wort

b) nicht der Tote/die Tote ist mehr so wichtig: die Zurückgebliebenen bedürfen des Trostes, der finanziellen und wirtschaftlichen Hilfe

c) diese ganzen Dorfgemeinschaftsgefühle und Traditionen dürfen dem Fortschritt, der Öffnung von neuem Wissen und Erkenntnissen nicht im Wege stehen

d) besonders die Stelle:
"Ich hatte den Eindruck, daß er von der Anwesenheit der Videokamera in seinem Vortrag beeinflußt war, den er nach einem sehr schönen Anfang recht abrupt und mit solch einem gekünstelten Schluchzen abbrach, daß die Anwesenden in lautes Gelächter ausbrachen. (Kozok:1994)" fand ich sehr amüsant, solche Szenen kann man sich lebhaft vorstellen.

Mein Vater meinte während seiner aktiven Dienstzeit, dass hier in Deutschland zu wenig über den Menschen gesprochen wird, um den es bei Geburtstagsfeiern, Jubiläen und besonders beim "Totenessen" nach der Beerdigung geht => nur frei heraus mit den vorbereiteten und spontanen Reden - Schweigen können wir immer noch im Grab !

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