von Daniel Wilhelmi
Dies ist wahrlich ein historischer Tag an den Börsen. So viel ist klar. Die 4. größte Investmentbank ist pleite und Merrill Lynch wird von der BoA übernommen. Der Riesen-Versicherer AIG, ein Mitglied im Dow Jones, läuft anscheinend derzeit ebenfalls um sein Leben.
Aber darüber haben Sie ja schon genug in der allgemeinen Wirtschaftspresse gelesen. Und deshalb bleiben wir hier beim Profit Radar unserem Ansatz treu, dahin zu schauen, wohin der breite Markt derzeit nicht blickt.
Und bei einer Analyse der schlechtesten Börsen 2008 landen wir da ganz schnell in China. Chinas Wirtschaft wandelt sich. Die Zeiten des wilden, ungezähmten Wachstums sind vorbei. In 2008 wird das chinesische Wirtschaftswachstum erstmal seit 5 Jahren unterhalb von 10% liegen. Die Schätzungen der Deutschen Bank liegen bei 9,8%.
Das ist immer noch ein gewaltiges Wachstum, aber langsamer als in den vergangenen Jahren.
Der Grund ist klar: Die Weltwirtschaft kühlt sich ab und damit sinkt auch die weltweite Konsumnachfrage (vor allem in den Industrieländern). Das ist schlecht für viele chinesische Unternehmen, die von Massenproduktionen an Billigprodukten leben. Ich nenne diese Firmen immer gerne „China 1.0", in Anlehnung an die Evolution des Internets.
Chinas Wirtschaft wird erwachsen
Diese Firmen, vor allem aus dem Exportsektor, werden in den kommenden Jahren große Probleme kriegen. Deshalb bevorzuge ich Unternehmen aus dem von mir so benannten Bereich „China 2,0" (auch wenn sie mit Internet häufig nichts zu tun haben). Es sind Unternehmen, die von der Entwicklung der chinesischen Wirtschaft von einem reinen Billiglohnland zu einer weiter fortschrittlichen Volkswirtschaft profitieren werden.
Denn lassen Sie sich von dem Crash an den Aktienmärkten nicht täuschen: Das Land entwickelt sich in rasender Geschwindigkeit weiter. Und mit ihm streben auch die Chinesen nach besserer und höherer Lebensqualität. Der offensichtliche Faktor dafür sind höhere Löhne. Aber wir bei Taipan denken eben gerne um die Ecke und sind schon einen Schritt weiter.
Denn steigende Löhne sind bei den hauchdünnen Margen vieler chinesischer Billigproduzenten durchaus problematisch. Es gibt aber einen anderen Weg für die Unternehmen, die Lebensqualität der Chinesen zu erhöhen und gleichzeitig noch eine 2. Fliege mit derselben Klappe zu schlagen: Nämlich eine höhere Sicherheit am Arbeitsplatz.
Wer sich jemals mit der chinesischen Wirtschaft beschäftigt hat, dem stehen bei den Sicherheitsbedingungen chinesischer Unternehmen die Haare zu Berge. Betriebsunfälle aufgrund fehlender Sicherheitsstrukturen sind in chinesischen Unternehmen nicht die Ausnahme sondern häufig die traurige Regel. Laut offiziellen Statistiken der chinesischen Behörde zur Überwachung von Sicherheit am Arbeitsplatz starben in China 101.480 Menschen bei Arbeitsunfällen oder Verkehrsunfällen in 2007. Selbst offizielle Zahl der Arbeitsunfälle in 2007 liegt bei heftigen 506.376 Unfällen. Und das sind wohlgemerkt nur die offiziellen Zahlen. Die Dunkelziffer dürfte leider deutlich höher liegen.
In den kommenden Jahren wird deshalb in China sehr viel im Bereich der Arbeitnehmer-Sicherheit passieren. So kann die Regierung die Lebensqualität der arbeitenden Bevölkerung steigern, ohne gleichzeitig die Löhne immer weiter erhöhen zu müssen und damit Wettbewerbsvorteile einzubüssen. Mehr dazu im morgigen Profit Radar.
Mon, 15 Sep 2008
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