Hurra, ich hab´s geschafft: habe die Bewerbungsunterlagen für das Zweitstudium "Entsorgungsingenieurwesen" an den Rektor der RWTH Aachen, Abt. für studentische Angelegenheiten im Templergraben 59 (Eingang Wüllnerstraße) abgegeben. Dies war eine Großtat, wenn man bedenkt, dass ich ein Horror vor allen Amtsgängen habe.
Kurz zur Vorgeschichte: ca. 3 Wochen vorher gehe ich zum meinem Lieblingsfachberater (er hatte damals auch Ärger mit seiner Pflegedienstleitung gehabt) und sage ihm, dass ich gerne ein Zweitstudium aufnehmen möchte, aber die Befürchtung habe, dass es mit dem gescheiterten Medizinstudium kollidiert. Er verlangt meine Matrikelnummer, schaut kurz in den Computer: "Sie sind schon längst exmatrikuliert, gehen Sie runter zu meinem Kollegen und melden sich an". Kurz Handshake, ab nach unten zu Herrn Dahmen, Gespräch mit einem Maschbauer in der Warteschlange, und dann Unterlagen erhalten. Die könne ich vom 1.8. bis 10.10 auf postalischen Weg abschicken oder in den Briefkasten einwerfen. Danach noch einen wichtigen Hinweis für einen Ansprechpartner für KK-Angelegenheiten erhalten.
Kurz zur TKK gegangen, eine Bescheinigung über die Befreiung von der Versicherungsgspflicht erhalten + eine endgültige Tatsache per Telefonanruf an den empfohlenen Sachbearbeiter eingeholt: die AOK hat schon so manchen Studenten rausgeworfen, man kann aber erst wieder in eine gesetzliche Krankenkasse (KK) eintreten, wenn man eine Beschäftigung von mehr als 21 Stunden pro Woche nachweist...als Student darfst Du aber nur max. 19Std/Woche arbeiten...wenn das kein Zufall ist...es bliebe mir noch eine Möglichkeit, mich wieder privat zu versichern: die letzte Zahlung aber belief sich auf über 250 Euro pro Monat, das kann ich mir nun wirklich nicht leisten. Muss jetzt auf vorsichtigem Fuß leben, denn bei Unfall, Krankenhausaufenthalt etc. können Krankenhaus- und Arztkosten evtl. auf Familie und Verwandte abgewälzt werden. Das muss ja nicht sein, dass ich auch noch Familieangehörige reinziehe.
Aber ich weiß auch genau, womit diese ganze Scheiße angefangen hat: unter anderem mit der Ignoranz, Fehleinschätzung und mangelnde Unterstützung von Verwandte, Bekannte und Freunde, das gehört aber nicht hierhin. Diese Worte werden vielleicht noch mal ausgesprochen, nach einem erfolreichen Bachelorstudiengang. Viel erstrebenswerter ist es aber, einen geistig endgültigen Neufanfang zu setzen, und fortan mit Menschen Kontakt zu halten, die mir für´s Studium dienlich sind. Ist bis jetzt nicht so meine Lebensphilosophie gewesen, aber Zeiten und Menschen ändern sich, hoffentlich zum Guten ;-)
Letztendlich war aber die AOK die alles entscheidende tödliche Kugel für mein Medizinstudium. Wie schon ein examinierter und mittlweile sehr erfolgreicher Medizinkollege mal zu mir sagte: wir wollten keine sehr guten, dafür gute und menschliche Ärzte werden. Wenn einem aber nur Steine in den Weg gelegt wurden und ich (!) selber unter vielen Dingen und Personen kein Schlussstrich gezogen habe, dann hat man verloren: aus Schaden wird man klug, sehr klug !
Ich kann´s einfach nicht fassen, wie unterschiedlich die Anmelde- und Bewerbungsprozeduren für´s Studium sind. Grob kann man unterteilen in Numerus Clausus (=NC), zulassungsbeschränkte und zulassungsunbeschränkte Sttudienfächer. Wenn ich an die Medizinhürden von damals denke (NC, Medizinerstest, ZVS-Verfahren von Dortmund aus und schließlich noch der Verwaltungskram im Klinikum, wo mein Brüderchen mir noch ausgeholfen hat) und mit der sehr kurzen und unkomplizierten Prozedur für "Entsorgungsingenierwesen" vergleiche, so kann ich sagen: Kein Vergleich !!!
Auch inhaltlich wird sich einiges ändern: war das Handwerkszeug für die Schulmedizin die Anatomie, Physiologie und Biochemie, so ist es hier die Mathematik, Chemie und Physik...Prost Mahlzeit: Eddy, Hari und neuerdings auch Donka (auch ehemalige Medizinerin, jetzt fast fertig mit Molekularbiologie) machen mich freundlich und höflich darauf aufmerksam: am Anfang wird nicht gekleckert, sondern geklotzt, die Mathematik duldet keine Faulheit - ich bin bereit!
Ja, ich bin so was von bereit, dass sich auch folgendes ändern wird: Steffi hat mir erzählt, dass mein Zimmer-Vorgänger sich ganz selten hat blicken lassen auf der 6.Etage - aber er war zu allen Etagenversammlungen + Etagenputz anwesend - das soll für die Zukunft genug Ansporn für mich sein: Pflichte, Rechte, Annehmlichkeiten und Arbeit (sowohl körperlich als auch geistig) harmonisch miteinander verbinden, so dass ich mir viel Zeit spare, mein einziges Kapital, denn Geld wird zum Monatsende immer knapp sein - business as usual.
Habe noch mal alles überschlagen und mit meinen Brötchengebern gesprochen: höre mit dem Kurierdienst auf und behalte meine 15-HiWi-Stunden beim Institut. Mein Pflichtprogramm + Übungen werden die nächsten Semester die ganze Woche ausfüllen. Die Wochenenden werde ich wohl etwas sinnvoller nutzen, als so manch Komillitone. Da halte ich mich doch an den Spruch von Steffi: auch im Studium muss man sich einen Freiraum für Spaß und Unterhaltung schaffen.
Ich nenne es mal so: an den Wochenenden werde ich mich um Sport, Musik und Herzensangelegenheiten kümmern, und zwar außerhalb (!) des Elfenbeinturmes...den Fehler (außer in der Klausuphase) von so manchen Komillitone, die nur im Zimmer hocken, habe ich nie gemacht und werde ich auch nie machen. Es gibt genug konstruktive und aufheiternde Beschäftigungen, Bekanntschaften und Freundschaften, die man knüpfen und pflegen kann: es ist nur eine Sache der Planung, Organisation und vor allen Dingen des Willens und Wollens.
So oder so, es ist ein vollgepackter und interesssanter Stundenplan. Im stillen Kämmerchen habe ich sehr lange über viele Alternativen zur Medizin nachgedacht und nachgeschlagen. Aufgrund meiner vielfältigen Interessen, Kenntnisse und Fertigkeiten, die ich mir fleißig und ohne zu Murren und Klagen Schritt für Schritt angeeignet habe, war es für mich die "Qual der Wahl". Eigentlich wollte ich mich für mehrere Sachen bewerben - letztendlich bin ich aber meinem Lebensmotto treu geblieben: nur für eine Sache bewerben und dann loslegen - wer früh aufsteht, hat viel vom Tag ;-)
Jetzt habe ich erst mal die Amtsgänge hinter mir, und bin sehr froh. Mein neues zukünftiges Institut für "Bergbau, Geowissenschaften, Ressourcenmanagement und Entsorgungstechnik" befindet sich schräg gegenüber von meinem geliebten TVT-Institut, coole Sache. Habe im Kopierraum den Antrag ausgefüllt, war nicht die schlechteste Entscheidung, da direkt nebenan Gabi, unsere Sekretärin mir bei einer Fragestellung helfen konnte...der Prof. ist eh´im Urlaub, konnte schön unbekümmert mich mit ihr unterhalten - hat auch eine Zwillingsschwester und ist wie ich immer wieder erstaunt, wenn sie selber andere Zwillinge trifft. Zuletzt geschehen auf einer Zwillingstagung.
Danach zum Bergbauinstitut gegangen, zwischendurch Stefan mit anderen Wirtschaftsbauingenieure getroffen und den Antrag in den Briefkasten geworfen. Kurz meine neue Fachschaft aufgesucht und zurück zum TVT. Dort ein Freundschaftsband vom HiWi aus Thailand geschenkt bekommen, da dieser morgen wieder in sein Heimatland fliegt.
Im Lidl habe ich mal den Vorgeschmack bekommen, wenn wirklich mal alle Computersysteme wie in "Stirb langsam 4" in szenisch umgesetzt wird, ausfallen. Da war eine Gruppe von niederländischen Jugendlichen, die einen Ausflug gemacht haben, und im Lidl mit der Bankcard bezahlen wollten. Leider hat das System die Codes nicht erkannt - alle Systeme wurden lahmgelegt und die Schlange an den vier Kassen wurde immer größer - ein Trost: die zwei niederländischen Mädel vor mir sahen sehr lecker aus, und das nette Gespräch auf englisch ließ die Zeit wie im Fluge vergehen: oh what happy day ;-)
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