Donnerstag, 15. Januar 2009

Zurück aus Vietnam

von Volkmar Michler

Ich hätte es wissen müssen. Mehr als 40 Grad Unterschied innerhalb von 24 Stunden - das muss man wegstecken können, wenn man von Saigon nach Bonn zurückkehrt. Nach rund dreieinhalb Wochen Asien-Reise und vielen spannenden, sehr aufschlussreichen Gesprächen werde ich in loser Folge im Profit Radar immer wieder auf Vietnam eingehen, vor allem natürlich auf die Frage, wie man als Investor von Vietnam profitieren kann.

Hier nur ein erster Eindruck, den ich direkt vor Ort in Saigon verfasst habe.

Saigon ist nichts für fürs Fußgänger. Fahrradfahrer sind fast vollständig aus dem Straßenbild verschwunden. Nur noch sehr wenige Fahrradrikschas mit zumeist alten Männern als Fahrern mühen sich durch die Straßen. Ansonsten haben Mofas-Fahrer die Straßen fest im Griff. Teilweise rollen regelrechte Wellen auf einen zu. Als Fußgänger darf man da nicht ängstlich oder zimperlich sein. Man muss langsam, aber bestimmt über die Straße gehen. Die Mofa-Fahrer sind es gewohnt, auszuweichen. Zebra-Streifen und Ampeln haben bestenfalls Symbolcharakter. Teilweise wird sogar gegen die Verkehrsrichtung oder auf den Bürgersteigen gefahren, die überwiegend in einem schlechten Zustand sind.

So wie die Mofas die Straßen beherrschen, dominieren sie auch die Straßenränder und Bürgersteige. Das Mofa als Verkehrsmittel Nr. 1 hat in den letzten Jahren völlig neue Beschäftigungszweige geschaffen: Vom Verkauf über Verleih bis zur Reparatur und Beschaffung von Ersatzteilen gibt es alles, was nur vorstellbar ist. Dabei betreiben die Vietnamesen auch Recycling der eigenen Art. Ausrangierte Sofas werden zum Beispiel zu Mofa-Sitzen umgebaut und teilweise farblich aufgemotzt.

Welten treffen aufeinander

Vietnamesen sind in der Regel recht zurückhaltend, drängen sich nicht auf, sprechen eher leise. Lachen aber gern, besonders über Andere und noch viel lieber über Ausländer, denen ein Missgeschick passiert oder die sich beim Essen mit Stäbchen nicht besonders geschickt anstellen. Als ich mir zum Beispiel ein Mofa ausgeliehen habe, um eine Insel im südchinesischen Meer zu erkundigen, hatte ich nach nur 3 Kilometern einen platten Reifen. Leider hatte ich das vietnamesische Wort für platten Reifen nicht parat. Denn 2 Männer auf einem Mofa, die ich anhielt, sprachen kein Wort englisch. Dafür hat sie aber der platte Reifen furchtbar amüsiert. Wie auch, meine Erfahrung ist: Statt bei einem Mißgechick oder eine Panne erst einmal zu meckern, wird in Vietnam einfach gelacht.

Sehr komisch ist es auch, wenn man nach dem Weg zu einem Tempel fragt und stattdessen eine kleine Buddha-Statue angeboten bekommt, die einen Buddha aus genau diesem Tempel nachempfindet. Auch dieses Problem lässt sich mit viel Gesten, Geduld und Gelächter auf beiden Seiten lösen. Wer mit einem freundlichen Lächeln auf die Vietnamesen zugeht, wird auch ein freundliches Lächeln ernten.

Hightech und Ahnenkult - das passt zusammen. Die Ahnenverehrung ist in Vietnam noch sehr verbreitet. Liebevoll hergerichtete Holzschreine in jeder Größer und Farbe, garniert mit Räuchsstäbchen zum Gedenken an die Ahnen.
Auf der anderen Seite gehören Handys in Vietnam zum Alltag - teilweise werden während der Fahrt auf dem Mofa telefoniert oder sogar SMS geschrieben. Auf der einen Seite findet man noch sehr ärmliche sanitäre Verhältnisse - zum Toiletten ohne Spülung, bei denen man zum Spülen Wasser aus Eimern oder Kellen hinzugeben muss - auf der anderen moderne Bürogebäude, Glaspaläste mit westlichem Standard. Ein schneller Internetzugang ist vielfach Standard, auf der anderen Seite werden Stromkabel auf abenteuerliche Weise an Holzmasten über Straßen, Mauern und Fensterbänke gezogen.

Auf das Thema Infrastruktur - eines der größten Probleme, aber auch Chancen in Vietnam werde ich noch mal in einem gesonderten Profit Radar eingehen.

Bis dahin erstmal

Gute Kurse und hoffentlich bald wieder höhere Temperaturen


... das erinnert mich an Ed, der vor ein paar Tagen angerufen hat: in Semarang (Zentraljava) sind es im Durchschnitt 32°C warm, eigentlich sollte die Trockenzeit durch den Monsun (=Regenzeit) abgelöst werden, aber es ist immer noch trocken bis heiß schwül ... überhaupt haben die Temperaturen sich auch in den Gegenden erhöht, die normalerweise kühler sind. Wo früher sich die niederländischen Koloniasten gerne aufgehalten haben, im Puncak und in Bandung, ist es auch sehr warm geworden ... und wenn jetzt noch jemand ankommt und meint, dass die globale Temperaturerwärmung evtl. von vermehrten Vulkanausbrüchen stammen könnte, der kann ja mal zu den vielen aktiven Vulkanen Indonesies gehen und den Vulkangott fragen, ob er denn nun aktiver sei als in der Vergangenheit ... mögen die Industriestaaten unvernünftig sein durch unkontrolliertes Wachstum, die Schwellenländer mit ihren korrupten Regierungs- und Familienclans sind es allemal, wenn sie die Restbestände der Regenwälder für ihre Familienkasse abholzen oder verbrennen lassen ... die nächste Hungersnot wartet nicht, sie ist jetzt schon in kleinen Schüben im Gange ...


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