Dienstag, 12. Februar 2008

Reduzierung vs. Reduktion

SN kam vorgestern in die Küche mit der Frage, worin der Unterschied zwischen "Reduzierung" und "Reduktion" liege/liegt. Leider konnten wir ihm keine zufriedenstellende Antwort geben, so dass er etwas unzufrieden in sein Zimmer zurückgestapft ist, in der Hoffnung, dass Wikipedia oder der "Duden-online" ihm eine erschöpfende Antwort gibt.

Dies sind die Momente, wo ich zutiefst bedaure, dass Aachen viel zu wenig Geistes- und Sprachwissenschaftler hat, mit denen sich mal über diese Feinheiten unterhalten kann. Es ist nun mal eine technische Hochschule und keine wirkliche Universität, mit dem Anspruch, auch die Geistes- und Sprachwissenschaften zufriedenstellend anbieten zu können !

Es gibt zwar ein Philologisches Institut, aber dessen Geist ist wie ein laues Lüftlein, das vertrieben wird, sobald der naturwissenschaftliche und stark mechanistisch angehauchte Wind über den Campus weht... (hmm, kann ein Wind angehaucht sein...egal: Freiheit der Poesie ;-)

Aber wozu habe ich persönlich meinen pensionierten Pfarrer, eine nie versiegende Quelle altsprachlichen und theologischen Wissens gepaart mit einem fundierten Allgemeinwissen und guten Geschichtskenntnissen: " Zwischen Reduzierung und Reduktion denke ich, gibt es auch keinen Unterschied, d.h. der Form nach ist Reduzierung ein präsentischer Vorgang und Reduktion ein abgeschlossener, perfektischer."

Ich wünschte, meine verdammte Erkältung würde sich von eine Stunde auf die andere auf Null reduzieren, aber sie tut mir diesen Gefallen nicht. Die ganze Nacht wieder nicht geschlafen, weiterhin Nasenbluten...Hauptsache die Augen brennen nicht mehr, jetzt ist endlich wieder effektives Lesen angesagt !

"In der Schwachheit liegt die Stärke" ... ein sehr beliebtes theologisches Thema, das ich so ummünzen würde: in der Krankheit liegt meine Chance zu sehen, wie wertvoll Gesundheit für effektives körperliches und geistiges Arbeiten ist. Ist man aber "wieder" gesund, ist die Gefahr des Überarbeitens in der Leistungsgesellschaft nie weit, so dass die gewonne Gesundheit wieder futschi Kater ist => wie gewonnen, so zeronnen ! Es muss also in der persönlichen Lebensführung eines jeden Einzelnen das Geheimnis liegen, zwischen Spannung und Entspannung seine Ziele zu verwirklichen und seine Gesundheit zu erhalten.

Das ist auch das traurige Los und Schicksal der "Arbeitslosen", besonders der "Langzeitarbeitslosen", dass sie dieses Spannungsfeld nicht mehr täglich aufbauen können, weil die Anforderungen nicht mehr da sind. Ihr Geist und ihre Motivation verschrumpeln und vertrocknen, und keiner sollte sie deswegen auch noch schief anschauen, wenn sie sich verbittert von der Gesellschaft abwenden.

Andererseits glaube ich auch, dass diese "Zeitarbeiterfirmen" das Schändlichste sind, was die Politiker jemals zulassen konnten, hinsichtlich der Ressource "Arbeit" und Provision. Jeder Mangel, aber auch jeder Mangel, wird schamlos ausgenutzt.

Deutschland braucht nur gut funktionierende Arbeitsämter, eine Bahn, die für jeden erschwinglich ist und ein Postwesen, auf das man sich verlassen kann => dies ist der erste Schritt, um hochexplosiven gesellschaftlichen Zündstoff zu reduzieren !

1. Schritt: Arbeitloser A erhält ein Jobangebot in 100 km Entfernung.

2. Schritt: er überlegt, ob er diesen Job annimmt, da er kein Auto hat. Er müsste, aber dreimal umsteigen, um von seiner Wohnung zum Arbeitsplatz zu gelangen. Seine Entscheidung macht er davon abhängig, ob die öffentlichen Verkehrsmittel schnell, zuverlässig und finanziell tragbar sind.

3. Schritt: er lässt es sein, weil die letzten beiden Punkte ihm keine Planungssicherheit geben

4. Schritt: er kassiert weiter Hartz IV und lässt sich als Arbeitsloser beschimpfen

5. Schritt: er zieht sich zurück, lässt familiäre und freundschaftliche Kontakte verarmen

6. Schritt: nicht mal Frauen schauen ihn mit dem Arsch an, Drogen werden seine besten Freunde

7. Schritt: zum Arbeitsamt geht er wieder regelmäßig, da die letzte Kürzung doch zuviel des Schlechten war

8. Schritt: so geht das jahrein und jahraus

9. Schritt: die Olympia in China beginnt, alle Welt freut sich, besonders die Kommunistische Partei, aber unser armer Freund hat sich nicht mehr im Griff, weil er immer zwischen RTL, RTL II und Pro 7 hin und her zapped, und nicht mal mehr die aufgehende Sonne genießen kann.

10. Schritt: Ein Zivildienstleistender findet ihn eines Tages tot am Schreibtisch mit einem Zettel auf der Brust: "Verdammt lang war der Weg und so langweilig"


Fazit: "...und dann die Hände zum Himmel, kommt lasst und fröhlich sein ... wir feiern zusammen, und keiner ist allein... !"

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