Montag, 5. Januar 2009

KANALARBEITER

Ganz unten in Indien

Aus Neu-Delhi berichtet Daniel Pepper

Es ist eine der gefährlichsten und schmutzigsten Arbeiten, die man sich vorstellen kann: In der Millionenmetropole Neu-Delhi reinigen Tagelöhner die mit Fäkalien verstopften Kanäle. Allein in den vergangenen sieben Jahren kamen dabei Hunderte ums Leben. (mehr unter:spiegel.de / Verweis im L²P von Staufer)

  • "Menschen von niedrigem Stand werden als Werkzeug angesehen."
  • Rakesh stolpert in die Mittagshitze, zu betäubt, um sprechen zu können. Das erste, was du wahrnimmst, so erklärt sein Kollege Rajender Kumar, wenn du in die Kanalisation hinabsteigst, ist der unerträgliche Gestank. Dann siehst du die Schaben und die Ratten. Große Ratten. Und irgendwann stellt jeder der Arbeiter fest, erklärt Rajender, dass er unter Ausschlag und ständig schmerzenden Augen leidet, unter Atemwegs- und Leberproblemen.
  • Santram Pradham vertritt die 8000 Abwasser-Arbeiter der Stadtreinigung in Neu-Delhi. Ihm zufolge sind in den vergangenen sieben Jahren rund 1000 Kanalarbeiter gestorben: Sie erstickten an den gefährlichen Gasen oder ertranken in den Exkrementen. Rund 800 von ihnen starben an Tuberkulose oder Hepatitis.
  • "Die eine Hälfte überlebt es nicht, die andere geht in den Ruhestand", sagt Pradham. Er führt die Sicherheitsmängel auf das geringe Interesse zurück, das die Beamten der Stadtwerke an den Valmiki haben.
  • Jeder Kanalarbeiter kennt einen Freund oder Bekannten, der den Job nicht überlebt hat. Wie viele es genau sind, ist schwer zu sagen, denn es sind zumeist Tagelöhner, die auf der Straße angeheuert werden.
  • Die Kasten-Diskriminierung bestünde fort, auch wenn die indische Verfassung 1950 die Stände abgeschafft hat: "Wenn man sich die Ingenieure und Beamten ansieht, sind das alle Mitglieder von Indiens höheren Kasten. Die Valmiki sind die ärmsten der Armen der indischen Gesellschaft."
  • Keine Entschädigung für Witwen: "Eine solche Regelung sollte es in jedem Bundesstaat geben", sagt Surekha Rahal. Der Rechtsanwalt einer Menschenrechtsorganisation in Delhi nimmt beeidete Aussagen der Witwen toter Abwasser-Arbeiter auf. Bisher haben sie noch keine Entschädigung bekommen.
  • [...]

Fazit:

  • Entsorgungs- und Recyclingpolitik ist immer eine finanzielle Angelegenheit. Deutschland investiert viel, andere Länder hingegen viel zu wenig.
  • Indien eine Supermacht ? Ja ! Indien auf dem Weg in die Moderne ? => mit einem künstlich aufrecht erhaltenem Kastenwesen ? Habe keinen jungen Inder getroffen, der noch an die Vielgötterei oder an das Kastenwesen glaubt. Ob er vom letzteren profitiert, weil nur "vermögende" Eltern das Auslandsstudium finanzieren können, sei mal dahingestellt.

Keine Kommentare: