Sonntag, 25. Oktober 2009

Verdächtigt, verurteilt, verschlossen - Wenn Menschen zu Verbrechern werden.


WestART am Sonntag

Kulturmagazin



Gäste:
  • Ferdinand von Schirach, Rechtsanwalt (Strafverteidiger)
  • Brigitte Regina Strehl, ehemalige Ärztin in einer Justizvollzugsanstalt;
  • Volker Wiedeck, Gründer der "Hannah-Stiftung gegen sexuelle Gewalt";
  • Andrea Breth, Theaterregisseurin;
  • Hans-Ludwig Kröber, Kriminalpsychiater.

Täglich berichten die Medien über Verbrechen, von Bagatelldelikten bis zu Gewaltverbrechen. Wir reagieren darauf mit Angst und Abscheu, aber auch mit Interesse.
  • Themen wie Schuld und Strafe, Täter und Opfer, Gesetze und Prozesse beschäftigen uns.
Auch in der Kultur sind Verbrechen und Verbrecher allgegenwärtig.
  • Doch was verbirgt sich hinter Schlagzeilen, Kriminalstatistiken und spektakulären Fällen?
  • Was ist ein Verbrechen und wer definiert Unrecht?
  • Wie wird man kriminell? Wie hoch muss eine Strafe sein?
  • Muss man zwischen moralischer und juristischer Schuld unterscheiden?
  • Wie viele Chancen darf ein Straffälliger bekommen?
  • Wie leben Menschen hinter Gittern?
Wie gehen die Opfer mit den Straftaten um?

(Quelle: tvtv.de, WDR)


Notizen:

Ferdinand von Schirach
  • sehr konzentriert
  • hat ein Buch herausgegeben (13 Straffälle ?)
  • sieht auch die Notwendigkeit, nach einem Strafprozess, bessere Konzepte für die Opfer zu entwickeln
  • darf über seine Straffälle ein Roman schreiben, wenn keine Originalnamen etc. genannt werden (?)
  • Man muss kein böser Mensch sein, um böse Taten zu begehen (Zitat)
  • altes Prinzip: 80 % der Straftäter halten sich für unschuldig (schlechter Richter, schlechte Zeugen, ungerechtes Verfahren etc.)
Brigitte Regina Strehl
  • hat 16 Jahre als Ärztin im Gefängnis gearbeitet !
  • alle, sowohl Insassen als auch Justizvollzugsbeamte werden mal krank
  • es gelten die gleichen Standards wie für "draußen" = es ist sogar verschärft: ein Insasse, der sich, der sich nicht behandeln lassen will, muss trotzdem immer wieder untersucht werden
  • hat parallel Psychotherapie gelernt
  • sieht auf großer Breite insgesamt keinen Besserungserfolg für Insassen, dazu fehlt einfach Geld für Personal, die sich um ein Sozialisations- und Resozialisierungsmaßnahmen kümmern könnten
  • es gibt teilweise stündliche "Lebendkontrolle" (erinnert mich an den Dienst in der geschlosenen Psychiatrie)
  • nur wenige Momente, wo sie sich unwohl gefühlt hat: wenn Patienten in der Zellen untersucht werden sollen = Zellen sind sehr eng
  • bei jeder Visite, ist eine zusätzliche Kraft anwesend
  • hat ein Buch herausgegeben
Andrea Breth
  • beschäftigt sich mit allen Charakteren eines Theaterstücks
  • klär den Moderator ein ums andere auf: "Nein, das ist keine Komödie, sondern ein Lustspiel !"
  • Goethe hat eine Untat begangen, indem er ein Stück von Kleist vernichtet hat ???
  • Dramaturgie entsteht dann, wenn verschiedene Meinungen und Charakteren aufeinanderstoßen
  • kann sehr gut die Charakteren analysieren
  • Heinrich Kleist: Der zerbrochene Krug
Volker Wiedeck
  • hat nach der Ermordung seiner Tochter die Stiftung "Hannah-Stiftung gegen sexuelle Gewalt" ins Leben gerufen
  • hat noch zwei weitere Töchter
  • (der Täter: "Es hätte an diesem Tag jede Frau/Mädchen treffen können !")
  • war schon vorher 20 Jahre im Jugendbereich tätig
  • wollte sich nicht verstecken
  • ein "Opferbeauftragter" hat der Familie geholfen, sich auch gegen Journalisten/Reporter, die teilweise die Privatsphäre auf's Gröbste verletzt haben, zu schützen - einmal musste sogar die ganze Straße im Wohnort gesperrt werden
  • sagt ganz klar, dass Menschen ab einem gewissen Alter für ihr Handeln verantwortlich sind (egal ob geistig minderbemittelt oder nicht !)
  • räumt aber ein, juristisch nicht ausgebildet zu sein

Hans-Ludwig Kröber
  • hat u.a. über Christian Klar ein Gutachten erstellt
  • stellt Gutachten über Strafgefangen aus (können sie entlassen werden, stellen sie eine Gefahr für die Gesellschaft dar ?)
  • ebenfalls Teilfazit: es fehlt im Strafvollzug überall Geld, aber auch Konzepte nach der Verurteilung sowohl für Opfer (inkl. Familie) als auch für den Täter
  • es ist nicht immer leicht, zwischen Schauspielerei und wahrer psychischer Verfassung eines Strafgefangen zu unterscheiden !

Fazit:
  • hochinteressante Sendung, ruhig, keine Profilneurosen der Gäste
  • ein paar Infos vorab erhalten durch Gefängnispfarrer E?, durch Justizvollzugsbeamten aus dem Trompetenverein + einige Visiten durch Baupläne (Justizgebäude + Vollzugsanstalt)
  • es wird kein Hehl daraus gemacht, dass das Rechtssystem sich erst mal voll auf den Täter konzentriert, weil man ein Urteilspruch fällen muss = danach bleiben aber Konzepte für Täter und Opfer oft auf der Strecke, weil das Geld fehlt !
  • die meisten Täter sind nicht bösartig, sondern getrieben und wenn man so will: dumm, verantwortungslos und leichtfertig gewesen !
  • Gefängnisse sind immer ein Spiegel der Gesellschaft
  • je besser die Sozialisierung bzw. Resozialisierung klappt, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Insasse, der z.B. nach 5 Jahren aus dem Gefängnis kommt, nicht rückfällig wird !
  • teilweise sind U-Häftlinge psychisch gefährdeter als diejenigen, die ihre Haft antreten müssen, da im ersten Moment alles neu für sie ist !
  • ...

Keine Kommentare: