Dienstag, 11. September 2007

Nie vergesssen, immer verzeihn

Dieser Satz geht mir einfach nicht aus dem Kopf, den ein jüdischer Überlebender aus den Konzentrationslagern als seine Lebensmaxime für sich angenommen und auch durch Vorträge in Schulen und öffentlichen Einrichtungen gelebt hat (Bericht im Fernsehen gesehen vor etlichen Jahren)

Den Satz wollte ich googeln und erhalte die Überschrift von einem anderen Post: nie vergesssen, nie verzeihn..dieser Blog scheint eine Art Gemeinschaftswerk von vier Bloggern zu sein, die links gemäßigt ausgerichtet zu sein scheinen.

Zitat Nelson Mandela: „Ich werde verzeihen. Aber ich werde nie vergessen.“

Liebe Yopianer,

ich möchte Euch heute von einer DVD bzw. von einem Film berichten, der mich sehr wütend, betroffen und fassungslos zurückgelassen hat:

OSAMA von Siddiq Barmak

Zur Vorgeschichte:

Nachdem die Taliban in Afghanistan an die Macht kam, durften Frauen und Mädchen nicht mehr ohne männliche Begleitung aus dem Haus gehen. Dies stellte viele Witwen und alleinstehende Frauen vor ein schier unlösbares Problem. Wie sollen sie für ihren Lebensunterhalt arbeiten gehen können, wenn sie keine männliche Begleitung finden? Wie sollen sie sich in Afghanistan bewegen können, wenn sie es alleine doch nicht dürfen? Erst nach dem Ende der Herrschaft der Taliban war es möglich auf dieses Problem aufmerksam zu machen.

Zum Inhalt:

Espandi, ein Junge aus Kabul verdient sich auf der Strasse als Bote für Glückwünsche sein Geld. Zufällig wird er Zeuge einer Demonstration mutiger afghanischer Frauen, die sich gegen das Regime der Taliban stellen. Diese Demonstration wird von Kämpfern der Taliban unterbrochen. Espandi flüchtet in einen Hauseingang vor den Wasserwerfern und Schlägern. Mit ihm zusammen findet hier eine Frau mit ihrer Tochter Schutz. Gemeinsam müssen sie miterleben, wie die Demonstration der afghanischen Frauen mit blutiger Gewalt beendet wird.

Osma, das 12 jährige Mädchen eilt mit ihrer Mutter nach Hause. Dort wohnt sie mit ihr und der Großmutter. Der Vater und der Großvater sind tot – die drei Frauen leben alleine. Schweren Herzens beschließen Mutter und Großmutter, daß aus Osma ein Junge werden soll, damit die beiden Frauen männliche Begleitung haben. Man schneidet Osma die Haare ab und gibt ihr „männliche“ Kleidung.

Osma kann nun die Mutter zur Arbeit ins Krankenhaus bringen und wieder abholen. Die Arbeit der Mutter in diesem Krankenhaus ist illegal – das Krankenhaus wird kurze Zeit später geschlossen und auch die Stelle als Pflegerin in einem privaten Haushalt verliert sie. Doch wovon soll die Familie nun leben?

Osma wird bei einem Milchverkäufer, der ein guter Freund des gefallenen Vaters war, untergebracht und verdient nun den Lebensunterhalt der Familie. Immer ist die Gefahr der Entdeckung präsent, denn Osma entwickelt sich mehr und mehr zur jungen Frau. Die Stimme ist höher, die Bewegungen weicher, der Körper fraulich. Verständlicherweise macht sie als „Junge“ einige Fehler, aber noch scheint alles gut zugehen.

Dann kommt der Tag, an dem sie zur Koran Schule muss. Dort trifft sie Espandi wieder, der sie natürlich sofort erkennt. Er steht ihr jedoch zur Seite – die Bilder des blutigen Endes der Demonstration haben sich auch bei ihm eingebrannt. Er gibt Osma den Namen Osama und nimmt sie ihrer an. Er versucht zu helfen und sie zu denken wo auch immer er nur kann.

Doch dann passiert es: Osama wird enttarnt und öffentlich bloß gestellt. Ihre Regelblutung hat sie verraten. Ein alter Mullah hat es entdeckt und sorgt dafür, daß sie ins Gefängnis kommt. Dort trifft sie auf unzählige Frauen, die – wie sie – auf ihr Urteil warten. Es kommt zu einem öffentlichen Prozeß und im Anschluß daran zu Hinrichtungen eines ausländischen Reporters und einer Ärztin aus dem Westen. Osamas Urteil ist ein anderes: Sie wird mit dem alten Mullah, der sie in der Koranschule enttarnt hat Zwangsverheiratet. Ihr Hochzeitsgeschenk? Ein Vorhängeschloss ...

Details und Informationen:

Der Film wurde 2003 bei den Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnet. 2004 erhielt er den Golden Globe für den besten ausländischen Film. Die Tatsache, daß es diesen Film gibt, grenzt an ein Wunder: Siddiq Barmak schmuggelte Kilometer von Filmmaterial aus Afghanistan und produzierte seinen Film OSAMA in Irland und Japan.

Die Darsteller sind alles mir bis dato unbekannte Gesichter: Marina Golbahari, Arif Herati, Zubaida Sahar, Mohamad Nader Khadjeh, Mohamad Haref Harati. Osama wird dargestellt von Marina Golbahari und sie spielt diese Rolle so überzeugend gut, daß es Angst und Gänsehaut vermittelt.

Dieser Film ist der erste Film, der nach dem Ende der Taliban Regierung erschien. Es trägt den Beititel „Der Film, den es bis jetzt nicht geben konnte“ und das trifft den Nagel auf den Kopf. Mit diesem Film kann eine Aufarbeitung der noch so jungen Geschichte Afghanistans beginnen.

Zur DVD:

Die Sprachauswahl der DVD ist klein: Paschtu, Deutsch und deutscher Untertitel – das war’s. Es gibt nur wenige Features: Ein Interview mit dem Regisseur, seine Biografie, der Trailer zum Kinofilm und das Making Of.

Das Bildseitenformat ist 4 : 3, Das Format ist Dolby, HiFi Sound, PAL. Die DVD erschien im Oktober 2004 beim Delphi Filmverleih und trägt die ASIN # B0006675I. Sie kostet zur Zeit bei Amazon € 23,99. Mit dem Kauf der DVD unterstützt man die Menschenrechtsorganisation ai – amnesty international.

Meine Meinung:

Der Film hat mich zu tiefst erschüttert. Die Geschichte ist ergreifend und doch so erschreckend wahr und nah. Mir fehlen eigentlich die richtigen Worte um das, was ich beim ansehen gefühlt habe rüberzubringen. Ich bin sehr froh, daß ich diesen Film gesehen habe und würde mir wünschen, daß ganz viele Menschen sich die Zeit nehmen um ihn zu sehen.

Hier wird nicht mit Spezial Effekts gearbeitet – hier wird eine Realität gezeigt, die mit Sicherheit noch lange in den Köpfen der Menschen hängt. Wie lange wird es dauern, bis sich solche Umstände verändern? Wie sehr wünsche ich mir, daß – nicht nur in Afghanistan – diese für Frauen unmenschlichen Umgangsformen ein Ende nehmen. Osama steht für viele Schicksale von Frauen in der islamischen Welt. Ich bin froh und dankbar, daß ich in Deutschland leben darf.
Nachdenkliche Grüße von

Eurer Sprachlosen

Quelle: Yopi.de

Carlos Santana "Samba Pa Ti"

Wie immer man auch über dieses Thema denkt, es wird immer eine persönliche Gewissensentscheidung bleiben, die den gesamten Lebensverlauf prägen kann.

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