Donnerstag, 20. September 2007

Crash in China?

von Daniel Wilhelmi

Ich habe einige Anfragen zu China und den derzeitigen crashartigen Kursverfällen erhalten. Sie erinnern sich: Letzte Woche schrieb ich Ihnen zu China: „China ist inzwischen überall und kein weitsichtiger Investor kann es sich mehr leisten, nicht Positionen im Reich der Mitte im Depot zu haben. … Die PRC-Börsen würde ich (aber) nicht anpacken, wenn Sie mir eine Freikarte für die Fußball-EM 2008 dazu geben. Denn diese Börsen sind brutal überbewertet. Neben Vietnam gehören die PRC-Börsen inzwischen zu den teuersten Börsen der Welt.“

Als Profit Radar-Leser wussten Sie also rechtzeitig, was sich da im Reich der Mitte zusammenbraute. Auch mein Börsenkollege Volkmar Michler hat in der Live-Sendung 3satBörse immer wieder darauf hingewiesen. Und nun knallt es. Und zwar so laut, dass man es bis nach Hannover hören kann. Auch gestern kam es wieder zu crash-artigen Abschlägen.

Teilweise wird in der allgemeinen Presse schon vom „Schwarzen Montag der chinesischen Börsen“ gesprochen. Wieder ist das fachlich nicht korrekt. Denn es traf wieder primär die chinesischen Festlandbörsen (kurz PRC-börsen für People Republic of China-Börsen genannt). Besonders hart wurde Shanghai getroffen, wo der Index SCI (Shanghai Composite Index) um -8,3% einbrach. Das ist schon eine Ansage. Der andere große Festlandindex der Börse Shenzhen verlor übrigen ebenfalls satte -7,9%. Aber: Die Börse in Hongkong konnte sogar leicht zulegen. Lassen Sie sich von der blinden Panik der allgemeinen Wirtschaftspresse nicht anstecken.

Genau wie die völlig absurden Anstiege seit Jahresbeginn, so basieren auch die aktuellen Verluste, immerhin die Heftigsten seit dem Mini-Crash im Februar, nicht auf Fakten, sondern auf Spekulationen. Jetzt verkaufen die Investoren panikartig, da sie weitere Schritte befürchten, mit denen die chinesische Regierung die Blase aus dem Aktienmarkt nehmen will. Denn die Rallye in China wird in dieser Phase vor allem durch eine Milchmädchen-Hausse aus der chinesischen Bevölkerung getrieben.

Das internationale Kapital hält sich schon länger so bedeckt wie möglich. So hatte sich der legendäre Asien-Fondsmanager Mark Mobius erst kürzlich zu Wort gemeldet und vor einer Blase in China gewarnt. Dabei hält er einen Kursrückgang von -30% für gesund. Aber von den chinesischen Kleinanlegern kommt eben ein gewaltiger Liquiditätsdruck. Laut der Financial Times Deutschland ist die Zahl der Aktiendepots in China in den vergangenen Wochen erstmals auf über 100 Mio. angestiegen. Damit hat China mal eben mehr Aktionäre als Deutschland Einwohner hat.

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Diese chinesischen Anleger investieren natürlich vor allem in PRC-Aktien. Deshalb sind die Festland-Börsen auch im Vergleich zu den anderen Börsen, an denen viele chinesische Unternehmen gelistet sind, so stark gestiegen. Wie lautet nun meine persönliche Strategie lautet? Ich halte in China weiterhin erst mal mein Kapital trocken und mache derzeit nur meine Hausaufgaben. Fonds und Zertifikate, die auf den breiten chinesischen Markt setzen, habe ich sowieso schon lange nicht mehr auf meiner Watchlist. Denn diese Produkte müssen naturgemäß vor allem in die Schwergewichte investieren, die sind bei Crash-Szenarien natürlich besonders gefährdet.

Ich suche hingegen gezielt nach aussichtsreichen Einzelwerten in aussichtsreichen Trends. Denn wie Sie wissen, verfolge ich in China einen klassischen Trend-Ansatz, in dem ich mir gezielt besonders zukunftsträchtige Trends heraus picke. Der breite Markt ist mir viel zu heiß. In einem Land wie Pakistan, wo die Börse noch günstig bewertet ist, setze ich sofort auf den breiten Markt. Aber nicht in China. Zwei dieser Trends sind beispielsweise Umwelt oder Energie. Dabei suche ich derzeit primär in Hongkong und vor allem in Singapur.

Denn in Singapur gibt es derzeit die billigsten China-Aktien, weil die Milchmädchen-Hausse dort noch nicht angekommen ist bzw. viele China-Fonds Singapur noch gar nicht entdeckt haben. Und dann warte ich einfach geduldig ab. Geduld ist die wichtigste Eigenschaft eines Emerging Markets-Investors. Und wenn dann alle Welt vom Ende der chinesischen Hausse spricht, gehe ich aggressiv auf die Käuferseite und deckte mich mit günstig bewerteten chinesischen Trend-Aktien ein.

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