Donnerstag, 20. September 2007

Die Korrelation von Öl und Aktien

von Daniel Wilhelmi

Ich melde mich heute am Dienstag bei Ihnen, hoffe aber trotzdem, dass Sie ein schönes Wochenende hatten. Zum Ende des Sommers kam die Sonne ja immerhin noch mal etwas zum Vorschein. Eines ist mal ganz klar: Wer nach dem warmen Winter und dem dafür verregneten Sommer noch behauptet, dass der Klimawandel kein Problem sein, der glaubt auch, dass der 1. FC Köln deutscher Fußballmeister werden kann (Oh Moment, ich glaube dass…).

Das Wetter führt uns direkt zu meinem heutigen Thema: Der Korrelation von steigenden Ölpreisen zur Aktienkursentwicklung. Wie Sie sicher wissen, gab es lange Jahre die These, dass ein steigender Ölpreis schlecht für Aktien sei. Die Begründung: Durch einen steigenden Ölpreis erhöhen sich die Kosten für die Unternehmen, was die Gewinnentwicklung der Unternehmen belastet. Zudem werden bestimmte Produkte durch einen gestiegenen Ölpreis für den Konsumenten unattraktiver (bekanntestes Beispiel: Auto oder Fluglinien), was in manchen Branchen zu Umsatzrückgängen führt.

So weit die Theorie. Doch die letzten 3 Haussejahre habe ein völlig anderes Bild gezeichnet. Obwohl der Ölpreis in den letzten Jahren massiv angestiegen ist und heute über 71 US$/Barrel notiert, haben die weltweiten Aktienmärkte eine beeindruckende Rallye hingelegt. Nach der Theorie hätte dies eigentlich nicht sein können. Das war einer der Gründe, warum viele Aktienexperten zu bärisch für den Markt waren. Aber in den letzten Jahren sind sowohl der Ölpreis als auch der Aktienmarkt parallel massiv angestiegen. Ich gebe zu, dass auch ich die Weisheit nicht mit Löffeln gegessen habe und lange gebraucht habe, bis ich die Entwicklung verstanden habe. Aber inzwischen ist bei mir der Groschen gefallen.

Der Grund liegt darin, dass die alte Theorie unvollständig ist. Es fehlt eine Variable. Und die fügen wir heute ein. Die Theorie muss vollständig lauten: Ein steigender Ölpreis ist JE NACH DER LAGE DES GLOBALEN WIRTSCHAFTSWACHSTUMS für die Aktienmärkte negativ (der neue Teil ist groß geschrieben). Das ist der entscheidende Zusatz, den die Experten und auch ich lange übersehen haben.

Der steigende Ölpreis wird die Unternehmen noch belasten

Natürlich hat der steigende Ölpreis negative Effekte auf die Geschäftsentwicklung. Aber die Gewinne sind in den letzten Jahren durch die boomende Weltwirtschaft einfach noch stärker gestiegen als die Belastungen durch den Ölpreis. Das ist einer der Gründe, warum Öl und Aktien steigen konnten. (Zwei weitere Gründe sind, dass Rohstoffe als Anlageklasse entdeckt wurden und das die Liquidität nach den massiven Zinssenkungen in den Industrieländern und dem Aufstieg der Emerging Markets massiv zugenommen hat.)

Aber bleiben wir bei dem ersten Grund: Was wir aus den letzten 3 Jahren lernen können ist: Aktien und Öl können sehr wohl parallel ansteigen, wenn die Wirtschaft robust wächst und dadurch die Gewinnsteigerungen höher sind als die Verluste durch die steigenden Ölpreise.

Diese Entwicklung hat nun aber dazu führt, dass nun viele Experten behaupten, dass die Korrelation zwischen einem steigenden Ölpreis und deshalb fallenden Aktien keine Gültigkeit mehr hat. Und das stimmt eben natürlich auch nicht. Natürlich hat die These noch Gültigkeit – und dass werden wir bei einer Verlangsamung des Weltwirtschaftswachstums zu spüren bekommen.

Denn wenn sich die Wirtschaftsdynamik verlangsamt und die Gewinndynamik nachlässt, dann wird ein weiter steigender Ölpreis wesentlich stärker auf die Gewinne durchschlagen als es bisher wahrgenommen wird. Das wird dann auch einer der Gründe sein, warum ich davon ausgehe, dass die Hausse so nicht weiterläuft, sondern in eine Seitwärtsbewegung übergehen wird.

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