Donnerstag, 20. September 2007

So platzt die China-Blase

von Daniel Wilhelmi

Gestern hatte ich Ihnen im Profit Radar beschrieben, dass der von mir sehr geschätzte Kollege Jochen Steffens und ich bei einer Telefonkonferenz eine neue Marktprognose entwickelt haben. Dabei dreht es um die Blase an den chinesischen Aktienmärkten und die US-Wirtschaft. Also legen wir los: Die Arbeitsmarktdaten aus den USA vom letzten Freitag waren absolut verheerend.

Nach dem, was ich so höre, gehen immer mehr amerikanische Analysten davon aus, dass die USA zumindest kurzfristig in eine Rezession rutschen. Die BIP-Zahlen für das 3. Quartal dürften noch okay sein. Aber für das 4. Quartal erwarten einige Analysten erstmals ein rückläufiges Wachstum (im Vergleich zum Vorjahresquartal).

Das passt zu den Rentenmärkten, die bereits gleich mehrere Zinssenkungsschritte der amerikanischen Notenbank FED eingepreist haben. Meine Informationen decken sich mit den Analysen von Jochen Steffens. Und nun wird es spannend: Wie Herr Steffens in der Telefonkonferenz richtig anmerkte, werden die US-Blue Chips unter einer Rezession jedoch gar nicht so stark leiden, wie es allgemein fälschlicherweise von Anlegern angenommen wird. Denn die globalen Weltkonzerne machen ihre Umsätze inzwischen weltweit. Anders als noch von 20 Jahren, machen Coca Cola, Mc Donalds und Co. nur noch einen Teil ihrer Umsätze in den USA. Sie werden also von einer kurzfristigen Rezession in den USA gar nicht so betroffen, wie es noch vor 2 Jahrzehnten der Fall war.

Die 1. Strategiekonsequenz lautet deshalb: Seien Sie nicht überrascht, wenn sich der Dow Jones nach einem anfänglichen Rücksetzer deutlich besser hält, als der Tech-Index Nasdaq und vor allem der S&P 500 bzw. der Russel 3000, die Indizes für die kleinen Werte der 2. reihe bzw. aus dem amerikanischen Mittelstand.

Setzen Sie auf fallende Kurse bei US-Small Caps

Das führt direkt zur 2. Strategiekonsequenz: Besonders anfällig werden natürlich die Unternehmen des amerikanischen Mittelstandes sein. Denn die machen, im Gegensatz zu den globalen Blue Chips aus dem Dow Jones, den Löwenanteil ihrer Umsätze in den USA. Wenn man also auf eine Rezession in den USA auf der Short-Seite traden will, dann bietet sich nicht der Dow Jones an, sondern der Russel 3000!

Denn ähnlich wie in Deutschland haben wir auch in den USA in den vergangenen Jahren eine massive Outperformance der Small Caps gesehen (in Deutschland war es der MDAX). Hier ist also auch marktzyklisch die Zeit reif für eine stärkere Korrektur.

Nun grübelten Herr Steffens und ich: Wenn die Dow-Konzerne von einer US-Rezession gar nicht so stark betroffen werden, wen trifft es dann? Denn wie heißt es so schön: Einer muss immer die Zeche zahlen. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wer leidet wirklich unter einer Rezession in den USA? Natürlich der chinesische Export, für den der US-Markt ein wichtiger Absatzmarkt ist.

As Herr Steffens und ich meinen Theorieansatz weiter vertieften, wurde uns klar: Wir sind hier auf Etwas gestoßen. Denn plötzlich machte alles Sinn. Ein klassisches „Aha“-Erlebnis. Seit Monaten höre ich von Emerging Markets-Kollegen nur eine Aussage: „Ich bin mittelfristig bullisch für die Emerging Markets. Aber die Blase in China muss sich auflösen. Nur wie und wann, dass weiß ich nicht?“ Nun, durch den Profit Radar wissen Sie nun, wie es passieren wird, wenn sich die Rezession in den USA bestätigt.

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