Sonntag, 30. März 2008

80 Jahre Ferragamo: Vom Schuhmacher zur Luxusmarke

Florenz/Shanghai (dpa) - Ein Schuhmacher galt nichts im Italien des frühen 20. Jahrhunderts. Darum protestierten seine Eltern heftig, als Salvatore Ferragamo gerade diesen Beruf erlernen wollte.

Doch mit Beharrlichkeit und einem schon früh erkennbaren Talent für das Handwerk setzte er sich schließlich durch und wurde ein ganz Großer dieser Zunft. Vor 80 Jahren gründete er in Florenz sein Unternehmen, das heute zu den weltweit begehrtesten Luxus-Lifestyle-Marken zählt. Die Jubiläumsfeierlichkeiten fanden am Freitag in Shanghai statt.

In einer Modenschau am Fluss Huangpu, vor der imposanten Kulisse der Skyline der chinesischen Wirtschaftsmetropole, präsentierte Salvatore Ferragamo die Kollektion Herbst/Winter 2008/09 und gab anschließend eine Party für rund 2000 Gäste. "Shanghai ist das Aushängeschild eines boomenden Landes", erklärt Ferruccio Ferragamo, Präsident des Unternehmens und Sohn des Firmengründers. Vor allem kommerzielle Gründe hätten den Ausschlag für die Wahl des Ortes für die Feierlichkeiten gegeben. In China werden jährlich zweistellige Umsatzzuwächse erzielt, Ende des Jahres möchte man in 22 Städten des Landes präsent sein.

Alles andere als glamourös war das Leben, in das Salvatore Ferragamo am 5. Juni 1898 hineingeboren wurde. Seine Eltern lebten als arme Bauern im süditalienischen Bonito und hatten noch 13 weitere Kinder. Gerade einmal neun Jahre alt, fertigte Salvatore einer Schwester weiße Schuhe zu deren Erstkommunion an. Das ganze Dorf geriet beim Anblick des Ergebnisses in Verzückung. Der elterliche Widerstand war gebrochen. Er durfte seinen Traumberuf erlernen.Mit 15 zog es ihn, wie so viele Italiener jener Zeit, nach Amerika. In Kalifornien etablierte er sich rasch als Ausstatter der aufblühenden Filmindustrie. Zurückgekehrt nach Italien, legte Ferragamo 1928 in Florenz den Grundstein zu seinem bald weltweit exportierenden Unternehmen. Er überstand einen Bankrott (1933) ebenso wie die folgenden Kriegswirren und wurde der Lieblingsschuhmacher der Reichen und Berühmten.

"Die Natur hat uns mit gesunden Füßen ausgestattet. Wenn die Menschen schlechte Füße haben, liegt es an den Schuhen", schrieb Salvatore Ferragamo in seiner Autobiografie. Natürlich, er schuf luxuriöse und außergewöhnliche Schuhe. Er erfand zum Beispiel den Keilabsatz aus Kork. Rund 400 Patente sind Beleg seiner Innovationskraft. Doch seiner Arbeit wohnte ebenso ein fast schon orthopädischer Aspekt inne. Er studierte die menschliche Anatomie und erkannte im falschen Schuhwerk die Ursache vieler körperlicher Beschwerden. Diese Nachlässigkeit zu beheben, wurde seine Mission. Fast jeder Star seiner Schaffenszeit - ob Greta Garbo, Marlene Dietrich oder Audrey Hepburn - schwor auf Maßschuhe von Ferragamo. Einmal, so berichtete er, saßen vier Königinnen gleichzeitig bei ihm.

Als Salvatore Ferragamo am 8. August 1960 starb, hinterließ er ein florierendes Unternehmen. Aus der Schuhmanufaktur entstand in den Folgejahrzehnten ein Luxuskonzern, der Kleidung ebenso anbietet wie Accessoires und Parfüms. Die Familie prägte auch weiterhin die Geschicke. Ehefrau Wanda ist noch heute Ehrenpräsidentin, die Kinder und Enkel besetzen Schlüsselpositionen.

Doch inzwischen zollt man der Globalisierung Tribut. 2006 wurde mit Michele Norsa erstmals ein externer Geschäftsführer berufen, der den noch für dieses Jahr geplanten Börsengang vorbereitet. "Wir müssen unsere traditionellen Werte wie die Familienstruktur und die Qualität der Produkte bewahren und uns gleichzeitig den Anforderungen der wachsenden Märkte anpassen", zeigt Ferruccio Ferragamo den Spagat auf, den viele Modeunternehmen Italiens derzeit leisten müssen.Hier wird vor allem die nachfolgende Generation gefordert sein.

James Ferragamo, der Sohn Ferruccios, ist derzeit verantwortlich für die Damenlederaccessoires. "Wer es nicht rechtzeitig schafft, neue flexiblere Strukturen zu schaffen, wird in Zukunft große Schwierigkeiten bekommen", prophezeit er. Und darin sind sich auch alle Fachleute einig: Die in der Vergangenheit so erfolgreichen Erbfolgeregelungen innerhalb der Familie müssen dringend um frische Ideen von außen ergänzt werden. (Quelle:gmx.news)


a) Ein sehr bekannter deutscher Buchverlag und Familienbetrieb ist ganz bewusst nicht an die Börse gegangen, und trotzdem geht es dieser "Firma" gut. Von daher glaube ich, dass der Gang zur Börse nicht zwingend notwendig ist, wie immer proklamiert wird.

b) Vielleicht sollte man sich ab und zu Schuhe vom Schuster individuell anfertigen lassen. Ist sehr wahrscheinlich teurer als im "normalen" Geschäft, dafür bekommt man sehr gute Qualität geboten ! Außerdem fördert man damit das Handwerk im eigenen Land.

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