Montag, 17. März 2008

Werder-Newsletter - Sonntag, 16. März 2008

+++ Wieder ausgekontert: Werder unterliegt Wolfsburg

Ohne Durchschlagskraft, ohne Glück, ohne Punkte. Werders Negativserie setzt sich fort. Beim 0:1 gegen den VfL Wolfsburg kassierten die Grün-Weißen ihre dritte Heimniederlage. Das entscheidende Tor durch Grafite (50.) fiel – wieder einmal – nach einem Konter. Und wieder einmal verließ die Mannschaft, die die weitaus größeren Spielanteile, die Mehrzahl an Torschüssen und Chancen hatte, als Verlierer den Platz.

Drei Tage nach dem ebenso ärgerlichen Uefa-Cup-Aus gegen die Glasgow Rangers musste Cheftrainer Thomas Schaaf drei Spieler ersetzen. Diego und Per Mertesacker fehlten aufgrund ihrer Rotsperren, kurzfristig fiel auch Tim Borowski aus. Dafür rückte Petri Pasanen in die Innenverteidigung neben Naldo, und im Mittelfeld besetzte Kapitän Frank Baumann die zentrale Position vor der Abwehr, während Mesut Özil zentral hinter den Spitzen agierte.

Wiese verhindert frühen Rückstand

Werder nahm von Beginn an das Heft des Handelns in die Hand, doch die erste Torchance erspielten sich die Gäste aus Wolfsburg. Nach einem Pass von Marcelinho stürmte Grafite allein in Richtung des Bremer Tores, scheiterte aber an einem glänzenden Reflex von Tim Wiese (7.). Wiese als Retter in der Not – ein Bild, das sich noch des öfteren wiederholen sollte. Aber zunächst waren die Werderaner am Zug.

Die größte Chance im ersten Durchgang vergab Daniel Jensen, der nach Doppelpass mit Markus Rosenberg Pech hatte, dass die Hacke von VfL-Verteidiger Alexander Madlung seinem Torschuss im Wege stand (13.). Ansonsten dominierte Werder die auf Konter lauernden „Wölfe“, ließ aber wie schon zuvor gegen Glasgow die Durchschlagskraft vermissen. Die Bremer hatten zwar durch Rosenberg nach Steilpass von Patrick Owomoyela noch eine gute Möglichkeit zur Führung (27.), doch auch Tim Wiese stand noch zwei Mal im Fokus, parierte gegen Christian Gentner (28.) und Marcel Schäfer (44.). Einem Tor von Daniel Jensen hatte Schiedsrichter Lutz Wagner die Anerkennung versagt, weil Vorbereiter Aaron Hunt angeblich im Abseits stand – eine fragwürdige Entscheidung.

Wolfsburg nicht zu knacken

Zur Pause brachte Thomas Schaaf trotz Magen-Darm-Grippe Clemens Fritz für den recht behäbigen Patrick Owomoyela, zuvor war bereits verletzungsbedingt Daniel Jensen durch Jurica Vranjes ersetzt worden. Zum zunehmenden Unmut der Fans hatte Werder aber nach wie vor die gleichen Probleme. Technisch anspruchsvoll, sehr bemüht, aber ohne Effektivität war das Spiel der Grün-Weißen, niemand schien in der Lage zu sein, das sehr disziplinierte, physisch starke und kompakte Wolfsburger Abwehrbollwerk zu durchbrechen.

Und wieder einmal ging der Schuss nach hinten los. Nach einer von vielen missratenen Werder-Ecken setzten die Gäste zu einem Konter an, den Marcelinho als Vorbereiter und Grafite als Vollstrecker mustergültig ausspielten – 0:1 (50.). Wieder ausgekontert – Werder war wütend und antwortete mit zahlreichen weiteren Angriffen. Fritz (52.), Rosenberg (54.) und vor allem der umtriebige Aaron Hunt (60.) verpassten den Ausgleich.

Vergebliches Anrennen

Wolfsburg ließ die Bremer anrennen, blieb mit gelegentlichen Kontern immer brandgefährlich. So musste Naldo in höchster Not vor dem einschussbereiten Ashkan Dejagah retten, nachdem Wiese einen Marcelinho-Schuss vor dessen Füße abgewehrt hatte (66.). Thomas Schaaf brachte indes mit Boubacar Sanogo für Innenverteidiger Pasanen einen dritten Stürmer, doch auch diese Maßnahme blieb ohne Erfolg. Bis auf letztlich irrelevante Indizien der Überlegenheit wie unzählige Ecken und ein deutliches Plus an Ballbesitz sprang nichts mehr für Werder heraus.

Einmal hatten die Grün-Weißen noch Pech, Mesut Özil scheiterte nach Doppelpass mit Aaron Hunt am glänzend reagierenden Diego Benaglio im Wolfsburger Tor (79.). In der Schlussphase dagegen mussten sie sich bei Tim Wiese bedanken, dass die Niederlage nicht noch deutlicher ausfiel.

von Kevin Kohues

Werder Bremen – VfL Wolfsburg 0:1 (0:0)

Werder Bremen: Wiese – Owomoyela (46. Fritz), Pasanen (67. Sanogo), Naldo, Boenisch – Baumann – Jensen (40. Vranjes), Hunt – Özil – Rosenberg, Almeida; auf der Bank: Vander, Niemeyer, Tosic, Harnik

VfL Wolfsburg: Benaglio – Riether, Costa, Madlung, Schäfer – Josué - Hasebe (46. Santana), Gentner – Marcelinho – Grafite (88. Simunek), Ljuboja (55. Dejagah)

Tor: 0:1 Grafite (50.)

Schiedsrichter: Wagner (Hofheim)

Weser-Stadion: 39.831 Zuschauer

Gelbe Karten: Almeida – Gentner, Josué


+++ Mit frischen Kräften Richtung Champions League

"Das war nicht unsere Woche!" Treffender hätte Mannschaftskapitän Frank Baumann die vergangenen Tage nicht zusammenfassen können. Der bitteren Niederlage in Stuttgart folgten wenige Tage später trotz einer starken Leistung das Aus im UEFA-Pokal und die Niederlage gegen den VfL Wolfsburg. "Wir hätten kaum einen günstigeren Zeitpunkt erwischen können, hier in Bremen zu spielen", sagte daher auch VfL-Trainer Felix Magath nach dem Spielende und verwies zudem noch auf die angespannte Personalsituation bei den Bremern.

Von fehlender Kraft oder fehlenden Spielern wollte Kapitän Frank Baumann zwar nicht sprechen, aber auch er gestand ein, dass "es nicht spurlos an einer Mannschaft vorbei geht, wenn eine ganze Achse fehlt." Die Serie der Ausfälle scheint bei Werder einfach nicht abzureißen. Diego und Mertesacker sind gesperrt, Klasnic, Frings und Womé stehen noch nicht wieder zur Verfügung, Tim Borowski musste mit muskulären Problemen im Oberschenkel passen und während des Spiels mussten dann auch noch Daniel Jensen (Hüftgelenkprobleme) und Patrick Owomoyela (blockierter Wirbel) verletzungsbedingt ausgewechselt werden. "Mit den Spielern wären wir sicher stärker, weil uns dann mehr Qualität zur Verfügung steht. Aber wir heulen nicht rum und beschweren uns nicht. Aber dass es dadurch nicht leichter wird, ist klar", machte Thomas Schaaf deutlich.

"Wir stoßen langsam an unsere Grenzen", bezog sich Sportdirektor Klaus Allofs jedoch nicht nur auf die angespannte Personalsituation. "Es war ein anstrengendes Programm in den vergangenen Wochen. Das merkt man den Spielern an. Es fehlt an der geistigen Frische." Diese Einschätzung teilt auch Schaaf: "Man hat gesehen, dass die letzten Wochen viel Kraft gekostet haben", so der Bremer Coach, der seinen Spielern nun zwei freie Tage gönnt.

Insgesamt bleibt den Grün-Weißen nun eine ganze Woche, um sich von den Anstrengungen der vergangenen Tage zu erholen. "Nach so einem vollen Programm in den letzten Wochen brauchen wir diese Erholungsphase auch", so Thomas Schaaf, der damit den Ton der Mannschaft traf: "Wir müssen jetzt wieder zu Kräften kommen. Die Verletzten und Gesperrten kehren nun langsam zurück und dann greifen wir wieder neu an", gibt sich Frank Baumann kämpferisch.

Das Saisonziel der Grün-Weißen bleibt trotz des Rückfalls in der Tabelle auf Rang Vier unverändert: "Unser erster Gedanke gilt der Qualifikation für die Champions League. Und dafür steht der zweite Rang im Vordergrund", macht Klaus Allofs deutlich und setzt dabei auch auf die Unterstützung der Rückkehrer: "Ich hoffe, dass wir, wenn Einige wieder dabei sind, einen neuen Anlauf starten, an uns glauben und wieder den zweiten Platz angreifen."

Angesichts der letzten Ergebnisse will der Bremer Sportdirektor auf die Meisterschaft vorläufig nicht schauen. "Erst wenn wir die Qualifikation zur Champions League sicher haben, kann man über die Meisterschaft nachdenken", so Allofs, der die Hoffnung auf den Titel jedoch noch nicht aufgegeben hat: "Es gibt so viele verrückte Dinge im Fußball. Da kann viel passieren."

Norman Ibenthal und Felix Ilemann

+++ Dejà-vu: Hoher Aufwand wird nicht belohnt

Die Bilder der letzten Tage gleichen sich. Wie gegen den VfB Stuttgart und die Glasgow Rangers raufen sich Werders Akteure vor dem gegnerischen Tor die Haare, weil der Ball einfach nicht den Weg hinein finden will. Auch gegen die Wolfsburger sprang trotz zahlreicher Möglichkeiten kein Treffer für Werder heraus. "Ich bin sehr traurig und enttäuscht. Ich weiß nicht was, aber etwas scheint im Abschluss zu fehlen", suchte Naldo nach einem Grund für die Null, die bei Werder leider nur vorne stand. Auch Clemens Fritz konnte den Spielverlauf und das Ergebnis nur schwerlich begreifen. "Wir sind gut ins Spiel gekommen und haben uns wieder eine Vielzahl an Chancen erspielt. Aber wir haben es verpasst, uns selbst zu belohnen", äußerte auch er sich enttäuscht über das unglückliche Abschneiden seines Teams vor dem Gästetor, das an diesem Abend wie vernagelt schien.

Dabei sah Cheftrainer Thomas Schaaf eine Partie, in der es bis zur gegnerischen Torlinie gut lief. "Wir können zurzeit unsere Möglichkeiten nicht nutzen und einen Vorsprung herausspielen, so dass man eine solche Partie auch mit etwas mehr Ruhe bestreiten kann. Stattdessen müssen wir dann immer wieder anrennen", verwies der Bremer Coach auf 23 Torschüsse seiner Mannschaft und den einzig entscheidenden in der 50. Minute durch Grafite auf der Gegenseite.

"Das Risiko, das wir eingegangen sind, hat der Gegner ausgenutzt. Das ist ärgerlich, da es schon in Stuttgart so war", deutete Schaaf auf die Parallele zu der Partie vor acht Tagen beim schwäbischen Konkurrenten. Denn genau wie gegen den VfB liefen die Bremer auch gegen den VfL unglücklich in einen Konter. "Wir haben daraus nicht gelernt und uns schlecht angestellt", kritisierte er deshalb. Auch Geschäftsführer

Klaus Allofs sah den entscheidenden Moment differenziert: "Wir gehen in der Situation ein zu hohes Risiko ein und haben uns in den Zweikämpfen dabei nicht richtig verhalten."

Am deutlichsten spürte das Abwehrspieler Clemens Fritz, der sich beim Gegentreffer allein zwei Wolfsburgern gegenüber sah. Er gestand ein: "Wir waren da alle zu unorganisiert und unkonzentriert. So etwas darf uns einfach nicht passieren. Diese Fehler müssen wir abstellen." Dem schloss sich Werders Innenverteidiger Naldo an. Auch er sah das Problem in der Organisation, nicht im System selbst: "Ich bin Brasilianer, ich mag das Offensivspiel. Wichtig ist dabei aber, dass wir alle entschlossen in die Zweikämpfe gehen." Genau diese Entschlossenheit zeichnete die Bremer Hinrunde aus. "Da haben wir gezeigt, dass wir vorn und hinten konsequent spielen können", erinnert sich Patrick Owomoyela an die Stärke des Angriffsfußballs und ist sich sicher, dass Werder an Qualität nicht verloren hat: "Uns fehlt vielleicht einfach die Leichtigkeit und das Quäntchen Glück, dass ein Ball einfach mal ins Tor und nicht daneben abgefälscht wird."

von Felix Ilemann und Norman Ibenthal


Hallo Schiri, der Spieler im roten Jersey beleidigt meinen Bremer - gib dem mal Gelb ;-)

Fankommentar: ...als Fan von Werder Bremen ist man natürlich über die letzten drei Niederlagen in Folge enttäuscht. Aber welcher Verein in der Bundesliga schafft es, mit einer solchen geschwächten Mannschaft ganz oben zu stehen, sich nicht zu verstecken und trotz allem attraktiven Angriffsfußball zu bieten ?

Man fühlt richtig mit, mit welch verzweifelter Miene Naldo den letzten Angriff von Wolfsburg gerade noch abwehren konnte. Jeder Fan drückt natürlich in erster Linie seiner Mannschaft die Daumen - Werder Bremen ist aber einer der wenigen Spitzenmannschaften, die in zweiter Linie die meisten Sympathien der Fans auf sich vereinigt.

Und dies ist nicht zuletzt dem Trainer Thomas Schaaf , dem Vorstand, dem Präsidium und dem Sportdirektor Klaus Allofs zu verdanken, die Ruhe und Besonnenheit ausstrahlen und nicht in Hektik und Panik verfallen. Dies ist das Markenzeichen von Werder Bremen seit nunmehr über zwei Jahrzehnten: Beständigkeit auf hohem Niveau, Attraktivität, Besonnenheit und bescheidenes Aufttreten.

Werder zeigt, dass trotz hoher Geldsummen, die im bezahlten Fußball das Tagesgeschehen bestimmen, eine Harmonie zwischen den oben erwähnten Gremien und Instanzen möglich ist, und dass sie trotz aller Rückschläge wie kein zweiter Verein eins beherrschen: Ruhe ist erste Bürgerpflicht !

Werder Bremens Akteure treten als eine geschlossene und intakte Einheit auf und präsentieren sich sowohl auf dem Platz als auch in der Öffentlichkeit als wahre Sportskameraden !


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