Die Welt liegt stets im Streit: doch dencket nicht ihr Helden/
Die ihr der Erden-Kreiß mit Stahl und Eisen zwingt/
Daß ich von eurem Kampf/ von Mord und Blut will melden/
Und wie ihr Land und Leut in eure Feßel bringt.
Ich meine diesen Krieg/ den wir mit Lieben führen/
Mit Liebe/ die diß Rund in ihre Bande schlägt/
Durch welche wir Gewalt an Leib und Seele spühren/
Und die die Helden auch zu ihren Füßen legt.
Die Liebe heißt das Band des Himmels und der Erden/
Wenn sie vollkommen ist: Wenn wir an Gott verknüpft/
Und mit der Welt in Gott zugleich verbunden werden/
Denn ist die Freude rein/ die in dem Hertzen hüpft.
Wenn aber uns die Welt zu ihren Gütern reißet/
Zur Schönheit die vergeht/ zu eitler Ehr und Lust/
Und uns mit Leib und Seel darein verlieben heißet:
So brennt verbotne Gluht in der verkehrten Brust.
Mit dieser Liebe hat ein Irdischer zustreiten.
Löscht er ihr Feuer aus und zündet neues an/
Das Oehl vom Himmel hat/ so schmeckt er Süßigkeiten/
Und fühlt was oben her ein Freuden-Feuer kan.
aus: Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte
* der Autor Christian Friedrich Hunold: geb. am 19.09.1681 in Wandersleben/Thüringen, 1698 Studium der Rechtswissenschaft in Jena, er beschäftigt sich mit Sprachen, Rhetorik, Poesie und Musik, aufgrund finanzieller Schwierigkeiten bricht er sein Studium ab, findet aber in Georg Liebernickel einen Förderer und Mäzen, 1704 erscheint seine satirische Komödie "Der Thörichte Pritschmeister", 1706 wird sein "Satyrischer Roman" konfisziert, er entgeht seiner Verhaftung durch Flucht, findet aber keine Anstellung, 1708 lässt er sich in Halle nieder, um bis zu seinem frühen Tod mit Vorlesungen über Moral, Rhetorik und Stilfragen sein Brot zu verdienen, er promoviert 1714, er stirbt am 6.8.1721 in Halle/Saale.
Freitag, 7. März 2008
Der Streit der Liebe - Christian Friedrich Hunold (1681-1721)
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