Sonntag, 9. März 2008

Neo Rauch - "Ein deutscher Maler"

© SWRModerne gegenständliche Malerei ist gefragt: der 1960 in Leipzig geborene Künstler Neo Rauch ist damit inzwischen auch international erfolgreich.



Mit seinen in der Bewegung erstarrten Figuren erschafft er Rätselbilder, die auf den ersten Blick vertraut scheinen, dann den Betrachtern aber immer fremder werden. Scheinbar nur in sich selbst versponnen sind Rauchs Bild-Welten.

Doch sein eigentliches Thema hinter all den gemalten Verzauberungen und Irritationen ist unsere reale Welt mit ihren täglichen Schönheiten und großen Katastrophen.

Bei Neo Rauch gibt es stets ein Erinnern - nicht bloß an Weltgeschichte, auch an seine elternlose Kindheit, an Pop-Art und Comic.

Der Figur und dem Gegenstand verbunden, sich jeder Abstraktion und den Neuen Medien verweigernd, will Rauch mit seinen Gemälden auch provozieren, entgegen den Ansprüchen der Moderne, die Welt mit Kunst erlösen zu wollen.

So schafft Rauch Sinnbilder allgemeiner Weltfremdheit - in Distanz zu Zivilisation und Technik, mit Figuren bestückt, die sich absurden, sinnlosen Tätigkeiten hingeben.

Die Inspirationen für seine international zu Höchstpreisen gehandelten Bilder holt sich Neo Rauch nicht in der großen weiten Welt, wo ihm, wie er sagt, nichts einfalle.

Seine eigentliche Basis ist Leipzig und dessen Umland, Neo Rauchs Heimat - Nährboden und Kraftquelle seiner Kunst.

Neo Rauch bezeichnet sich bewusst als Konservativer, der in "Altväter Weise nicht auf ewige Werte verzichten will" - das hat ihm auch den Ruf eines Reaktionärs eingebracht.

Neo Rauch ist nicht bloß ein weltberühmter, sondern auch ein ausgesprochen scheuer Malerstar, der sich in der Regel den Medien entzieht.

Rudij Bergmann ist der einzige Filmemacher, der in Rauchs Atelier in Leipzig drehen und den Maler 2007 zu seiner Ausstellung im Metropolitan Museum in New York filmisch begleiten durfte. (ARTE)

...ruhige Stimme, nicht exaltiert, nicht introvertiert, in sich ruhend, mischt die Farben auf den Boden, die nur darauf warten "auf einer 3 mal 4m Leinwand aufgetragen" zu werden ... er vergleicht die weiße Leinwand, mit dem Granitblock von Michaelangelo, in dem die Figur schon ruht, um endlich vom Künstler geschaffen zu werden ...

Er gefällt mir außerordentlich gut: entlarvt den Menschen als Wesen, das immer wieder Fehler macht wider besseren Wissens - als ob zugefügtes Leid, Folter und Krieg immer wieder periodisch wiederholt werden müssten, um sie als grobe menschliche Verirrungen und Verbrechen einzuordnen.

Aber der Mensch vergisst alles und wiederholt sie einfach in der nächsten Periode ... trotzdem verzweifelt der Künstler nicht an diesem grausamen Wesen, versucht nicht wie das Fernsehen eine Schreckensnachricht nach der anderen aneinander zu reihen, ohne den Missständen auf den Grund zu gehen, sondern versucht es künstlerisch in eine Fassung zu bringen ... mir gefällt die sehr sachliche Art, in der
sich eine authentische Anteilnahme für das Leben wiederspiegelt !

2 Kommentare:

ferdy hat gesagt…

Sehr schöner Artikel über einen der größten aktuell agierenden Maler unserer Zeit.

Schüler hat gesagt…

... hallo, vielen vielen Dank, dass Du bzw. Sie mich auf diesen Artikel noch mal aufmerksam gemacht hast/haben: dieser Künstler ist echt eine Inspiration versehen mit einer human-kritischen Einstellung !