Montag, 17. November 2008

... verdammt und zugenäht, die ganze Nacht nicht geschlafen ... dabei am Sonntag einen guten Rhythmus gehabt, vor 9 Uhr aufgestanden, gut gefrühstückt, den ganzen Tag vor dem Computer gehangen, geschrieben und gelernt, kleines Mittagschläfchen, am Abend kurz die Beine vertreten, ein bisschen mit den Kollegen Fernsehen geschaut und ein paar Schwätzchen gehalten und dann vor Mitternacht mich ins Zimmer zurückgezogen => und doch finde ich keinen Schlaf - über alles nachgedacht, über Studium, Familie, über die Fernsehsendungen, über das vergangene Fußballspiel, über die Vergangenheit, über alles, aber nicht angestrengter als sonst ... ist es die Summe der ungelösten Probleme oder ist es ein ganz bestimmtes ? Schiebt man andere Probleme vor diesem Hauptproblem, nur um es zu kaschieren ?

Auf der einen Seite sollte man die Dinge getrennt regeln, nicht alles in einen Pott werfen, sondern wie ein getrenntes Paar Schuhe behandeln. Andererseits laufen die Schuhe parallel nebeneinander, auf den einen Schritt folgt der andere, beide haben also in direkter Folge miteinander zu tun.

Ich glaube, dass zur Zeit, der radioaktive Müll mir gedanklich am meisten zu schaffen macht. Nicht, dass er ein direktes Problem für mein Leben darstellt, nein, nein, dieser ganz besondere Müll steht stellvertretend für eine Serie von Problemen.

Habe wohl für mich erkannt, dass der radioaktive Müll stellvertretend für die Denkweise einer destruktiven Industriegesellschaft steht, die alle Schichten durchzieht, egal ob Studenten, Politiker, Ingenieure, Arbeitnehmer, Arbeitslose etc ... es sind alle Energiekonsumenten, denen es im Grunde genommen egal ist, aus welchen Bestandteilen der Strommix besteht, zumindestens macht ihre gelebte (!) Sorglosigkeit diesen Anschein.

Aber jedem ist letztendlich klar, wie gefährlich der radioaktive Müll ist: also weg damit, verbuddeln und tief in die Erde vergraben. Und das ist der Knackpunkt, an diesem Punkt wird der moderne Industrie- und Stadtmensch noch lange zu knabbern haben in zweierlei Hinsicht. Die tödliche unsichtbare Fracht wird auf kurz oder lang von der Erde wieder freigegeben, es gibt keine Erdschicht, und sei sie so hart wie Granit, die in Ruhe verharren wird. Und es gibt auch kein Material und auch keine Legierung, die einen längeren Korrosionsschutz aufweisen als die Summe der Halbwertszeiten, bis eine gesundheitliche Gefährdung ausgeschlossen werden kann.

Das alles wissen wir, und trotzdem handeln wir gemäß dem Motto: "Aus den Augen, aus dem Sinn". Wenn wir also in einer solchen unverantwortlichen Art und Weise mit einem der gefährlichsten Materialien dieser Welt, neben biochemisch, genetisch verändertem und virulentem Material umgehen, wie behandeln wir also anderen Abfall ?

Und gehen wir noch einen Schritt weiter, indem wir das Ganze als einen Prozess betrachten, wo einer der wichtigsten Probleme, nämlich das der sauberen Energieewinnung so langsam gelöst werden müsste, dann erscheint das Vergraben und Versenken mehr als fragwürdig. Es wirft unweigerlich die Frage auf: wenn wir auf diese billige Art und Weise versuchen, Endlösungen zu finden, und es auch noch schönreden, wie lösen wir dann eigentlich andere Probleme, technischer und sozialgesellschaftlicher Art ???

Wie groß ist die Zeitspanne von dem Zeitpunkt seitdem Uran zu lebensgefährlichem Material gespalten werden kann bis jetzt im Vergleich zur Menschheitsgeschichte ? Wird sich der bittere Spruch bewahrheiten: "Kurz ist der Wahn, lang ist die Reue" ? Niemand traut sich, den Kopf hinzuhalten, um ein Endlager aufzubauen ... wir wissen nur zu gut: mit dieser Energiepolitik und mit diesem immensen Energieverbrauch seit der Industrialisierung habe wir förmlich unser eigenes Grab geschaffen.

Kein Politiker oder Wirtschaftsexperte wagt dieses öffentlich auszusprechen, und keiner will es hören ... doch jeder weiß es: nur der Mensch verfeuert Energie um sein Essen zu kochen, um sein Zimmer zu heizen, um künstliches Licht herzustellen und um tausende verschiedene technische Geräte in Gang zu setzen, doch der wenigste Teil der Energie stammt aus regenerativen Energiequellen.

Ich habe mal vor kurzem eine tote Ratte am Wegesrand aufgelesen, ein richtig fettes Biest. Habe sie am Schwanz hochgezogen (keine Bange, mit einem Einmaltaschentuch angefasst ;-) und auf mindestens 1kg geschätzt. Nicht so groß wie in Jakarta, dort werden die Biester so groß wie Katzen, und nur noch Hunde machen sich den Spaß, sie zu töten, falls sie eine erwischen. Die tote Ratte hat mir die Augen geöffnet: es gibt Säugetiere auf dieser Welt, die sind viel anspruchsloser, immungestärkter gegen Bakterien und Viren, gelenkiger und anpassungsfähiger als der Mensch, und sie töten sich nicht gegenseitig !!!

Mensch, wenn du so weiter machst wie jetzt, dann sind deine Tage gezählt, dann kannst du noch so viel Technik entwickeln, intelligente Doktorarbeiten schreiben, soviele Professoren berufen wie du willst und herrlich anzuschauende Ingenieursarbeiten leisten, doch aus den klugen Augen der Ratten blitzt der Gedanke: "Wann Menschlein, werden wir die Plätze tauschen ? Wir haben Zeit, du nicht mehr !"

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