Montag, 17. November 2008

Des Teufels Wunschmelodie

Teufel und Gott trafen sich mal wieder nach unendlichen langen Äonen ... diesmal wollte der Teufel den lieben Gott mit einer unerwarteten Anfrage überraschen: "Spiel mir eine schöne Melodie, voll Gefühl und Harmonie" ... Gott war in der Tat sehr überrascht !

Gott zum Teufel: "Seit wann willst du denn eine schöne Melodie hören und fühlen ?"
  • Teufel zu Gott: "Ach weißt du, ich will einmal dieses Gefühl haben, wie das ist, wenn man durch die Trümmerhaufen dieser Welt geht und trotzdem eine schöne Melodie pfeifen kann."
Gott: "Welche Welt meinst du ?"
  • Teufel: "Die Welt der Menschen natürlich!"
"Und was hast du davon ?"
  • "Ich möchte nur einmal dieses Gefühl verspüren, sich etwas vorzumachen von schöneren Zeiten, während rundherum alles zugrunde geht. Und ich glaube, dass so eine schöne Melodie diesen Gegensatz zwischen Realität und Wunschdenken besser gar nicht wiederspiegeln kann."
"Welche Realität meinst du?"
  • "Oh Gott, bist du so naiv, oder tust du nur so ? Ich meine natürlich Krieg, Verseuchung, Gier, Angst, Lug und Trug."
"Du willst also so eine innere Art Zerissenheit des Menschen fühlen, das Gute kennen, es aber nie erreichen können ?"
  • Exakt, und die Melodie soll stellvertretend für dieses Gute sein: man kann sie pfeifen und summen, aber nie umsetzen.
"Aber warum willst ausgerechnet du (!) sie fühlen?"
  • "Ich will diese Zerissenheit einmal nur spüren, einen Tag lang, wie schlimm das ist, denn sonst kann ich doch meinen Sieg über die Krönung deiner Schöpfung nicht genießen !"
"Wer behauptet denn, dass der Mensch die "Krönung" meiner Schöpfung ist ?
  • Du bist es doch gewesen, du hast doch deinen Religionsführern diese Vorstellung mit deinem Odem eingehaucht !
... da musste Gott herzhaft lachen ...

"Ach Teufel, wie oft soll ich dir sagen, dass du nicht alles glauben sollst, was meine Himmelskräfte dir sagen ... ich habe dem Menschen einen Geist eingehaucht, der sich bewähren soll und dann vielleicht kann er die "Krönung" meiner Schöpfung werden."
  • "Verdammt, dann muss ich ja noch lange warten, bis dieser Zustand eingetreten ist ?"
"Richtig, dein Sieg kann nur vollkommen sein, wenn der Mensch so glänzt und so gut riecht, wie ich es mir vorgestellt habe, erst dann kannst du deine endgültigen Vernichtungspläne genießen, wenn sie in Erfüllung gehen."
  • "Wie lange wird das denn dauern ? Das Sonnensystem wird doch bald explodieren ?"
"Auch das stimmt. Aber auf deine Anfrage zurückzukommen: du hörst doch täglich eine schöne Melodie voller Gefühl und Harmonie, allein du wirst nie imstande sein, sie zu fühlen."
  • "Aber warum kann ich sie nicht fühlen ?"
"Weil du nicht zwischen den Gegensätzen lebst, du bist ein personifizierter Gegensatz !"
  • "Und du bist mein Gegenpart, mein Gegensatz, nicht wahr ?"
... und schon wieder musste Gott herzhaft lachen ...

"Nein, natürlich nicht, wie oft soll ich dir denn noch sagen, dass du ein Produkt des Menschen bist, ich habe dich nicht geschaffen !"
  • "Und wer soll denn dann mein Gegenpart sein, wenn nicht du, Gott ?"
"Komm mal her, ich flüster dir es ins Ohr: dein ebenbürtiger Gegenspieler heißt "die reine Vernunft" !
  • "Du behauptest dieses kleine Ding was sich "Vernunft" nennt, soll mein Gegenpart sein, mein Negativum, mein Widersacher ?"
... der Teufel wurde richtig sauer, dass nicht Gott der Allmächtige sein ebenbürtiger Gegenspieler war, sondern ein kleines erbärmliches Ding, das sich nur in den Köpfen der Menschen abspielte und auch sich in anderen Organismen so langsam entwickelte ...

... und wieder trennten sich die Wege von Gott und dem Teufel, diesmal suchte er einen stichfesten Beweis für seine Existenz als gleichgwertiger Gegenspieler von Gott ...

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