Samstag, 8. November 2008

Kampf gegen den Hunger

von Volkmar Michler

Es ist ein beklemmendes Gefühl. Durch die Tätigkeit meines Bruders als Entwicklungshelfer hatte und habe ich die Möglichkeit, Länder aus einer Perspektive kennenzulernen, die anderen sonst verborgen bleibt - sei es in Lateinamerika oder in Afrika.

Doch manchmal sieht man dort auch Dinge, die vielleicht gar nicht sehen will. Man fliegt schon mit dem Bewusstsein in solche Länder, dass man aus einem reichen Land stammt. Allein ein Flug kostet mehr als sich viele Familien in 10 Jahren oder mehr nicht leisten können. Doch manchmal trifft einen die Wirklichkeit dann doch völlig unvorbereitet.

Wenn zum Beispiel Kinder mitten in Conakry, der Hauptstadt Guineas, in stinkenden, qualmenden Müllhaufen nach Essensresten suchen.
Bei einem der Besuche haben wir zum Beispiel einen Zwischenstopp in Dakar, der Hauptstadt Senegals eingelegt. Die lebendige Metropole hat teilweise durchaus den Charme von Kleinparis. Doch dann gibt es plötzlich Gestalten, die wie ein schrecklicher Alptraum auf einen zukommen: ausgemergelte Kinder und Jugendliche.

Wenn man dann aber in sein Flugzeug nach Hause steigt, sind man sie wieder: dicke Deutsche. Das ist schon schwer auszuhalten. Auf der einen Seite führen wir in der westlichen Welt einen Lebensstil, der uns zu dick werden lässt. Während es nur ein paar Flugstunden entfernt Menschen gibt, die nicht einmal das Notwendigste haben.

Nicht, dass Sie mich falsch verstehen: Zwischen dem dickmachenden Ernährungs- und Bewegungsverhalten in Europa und der weit verbreiteten Unterernährung zum Beispiel in Afrika gibt es keine simple Kausalität. Dafür ist das Problem Hunger und Armut einfach zu komplex.

Wenn Sie mal in Dakar sein sollten und für ein paar Stunden dem Lärm und den Gerüchen der Metropole entfliehen wollen, kann ich die Ihnen die Insel Gore empfehlen. Die malerische Insel ist wie ein einziges Museum. Und das hat auch einen Grund. Denn die Il de Gore gilt als der wichtigste Ausgangspunkt für die Verschiffung von afrikanischen Sklaven in den USA.

Jetzt in Global Player einsteigen?

Zu dem schwierigen, komplexen Thema „Hunger" hat mich auch die 3satBörse im Rahmen der 3sat Themenwoche heute Abend für die Sendung ab 21.30 Uhr eingeladen. Steigende Sprit- und Nahrungspreise sind für uns Europa ärgerlich. In den Entwicklungsländern wird dies aber zur Katastrophe.

Welche Auswege gibt es der globalen Ernährungskrise? Können verbesserte Anbaumethoden helfen?

In der Livesendung ab 21.30 Uhr heute Abend auf 3sat geht es auch um börsennotierte Global Player zum Beispiel aus den Bereichen Düngemittel- und Saatgut sowie Traktoren-Hersteller, die sich im Kampf gegen den Hunger positioniert haben. Dass deren primäres Interesse natürlich darin besteht, Geld zu verdienen, liegt auf der Hand. Da bin ich nicht naiv. Immerhin verfügen diese global aufgestellten Unternehmen aber über das Knowhow, die Situation zu verbessern.

Und dann gibt es natürlich auch Unternehmen, die ganz bewusst die Abhängigkeit zum Beispiel von Landwirten erhöhen, damit man jedes Jahr aufs Neue ihre Produkte kauft. Aus Aktionärssicht ist das ein prima Modell, aus ethischer Sicht eher zweifelhaft. Zumal es einige Unternehmen gibt, die auch nicht davor scheuen, kleinen um die Existenz kämpfenden Landwirten eine Armada von Anwälten wegen angeblicher Patentverletzungen auf den Hals zu hetzen.

Sie also: Auch hier ist das Thema sehr komplex. Mehr dazu erfahren Sie heute Abend ab 21.30 Uhr

(26.September, 2008)

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