Donnerstag, 23. Oktober 2008

Eine Aktion, die schlagartig das Vertrauen in die USA erhöhen würde

von Daniel Wilhelmi

Wie angekündigt hier der kontroverse Profit Radar. Ich hatte Ihnen ja gestern schon geschrieben, dass die Hauptaufgabe des kommenden US-Präsidenten, sei es nun Obama oder McCain, der Heilungsprozess innerhalb der amerikanischen Gesellschaft sein wird. Und zwar auf verschiedenen Ebenen.

Und da gibt es eine einzelne Aktion, die gleich auf mehreren Ebenen ein echtes Signal setzen würde. Das Problem: Diese Aktion wäre zwar für die USA finanziell und psychologisch ein echtes Aufbruchssignal, ist aber moralisch fragwürdig.

Ich spreche von einem sofortigen Truppenabzug aus dem Irak. Stellen Sie sich den Effekt auf die Börsen vor. Der Irak-Krieg kostet die USA jeden Tag ca. 400 Mio. USD. Jeden Tag! Das sind gut 300.000 USD pro Stunde.

Fakt ist: Bush und die amerikanischen Militärs haben sich mit dem Irak-Krieg völlig verkalkuliert. Ursprünglich war man 2003 in den eigenen Kalkulationen von Kriegskosten von 50 Mrd. USD ausgegangen. Ende 2007 gab selbst das US-Verteidigungsministerium zu, dass die Kosten völlig außer Kontrolle geraten sind und bis dahin bei 406 Mrd. USD liegen.

Die Kosten sind inzwischen also fast um das 10-fache höher ausgefallen als veranschlagt. In der freien Wirtschaft hätte kein Manager der Welt eine solche Finanzplanung überlebt. Diese Zahlen sind natürlich auch den US-Bürgern und der Weltöffentlichkeit bekannt.

Soll man den Irak sich selbst überlassen?

Jedes Jahr verpulvert die US-Regierung also im Irak ca. 80 Mrd. USD. Ein sofortiger Truppenabzug könnte diese Geldverschwendung stoppen. Damit würde der US-Haushalt massiv entlastet werden und die horrenden US-Schulden nicht noch weiter aufgebläht werden. Ein sehr wichtiges Signal an die Börsianer, dass in den USA etwas passiert, um die eigenen Schieflagen zu bekämpfen.

Und auch in der amerikanischen Gesellschaft würde ein Signal ankommen, das die neue Administration in Washington das Geld seiner Steuerzahler, die es selbst dringend brauchen, nicht in der irakischen Wüste verpulvert, wo es 90% der Amerikaner nichts nützt.

Es wäre eine große, symbolträchtige Aktion, die Vertrauen schafft - genau das, was wir jetzt brauchen. Aber: Damit würden die Amerikaner den Irak sich selbst überlassen. Und wir können uns alle vorstellen, was dann im Irak passieren wird. Der ohnehin schon laufende Bürgerkrieg wird völlig außer Kontrolle geraten. Ein Horror für die irakische Bevölkerung.

Ich sehe dort dann Entwicklungen wie im ehemaligen Jugoslawien bevor. Ganz zu schweigen von den überregionalen geopolitischen Risiken, wenn die umliegenden Staaten versuchen sollten, das dortige Machtvakuum auszunutzen, um ihre Machtbereiche zu erweitern.

Es ist eine Frage, die ich diskutiert habe, und auf die ich keine Antwort habe: Kann man die Menschen eines Landes sich selbst zum Fraß vorwerfen, um die Stabilität in den USA schlagartig zu verbessern, wovon dann wiederum alle Teile in der Welt (bis auf die Irakis), also auch wir Deutschen als Export-Weltmeister, profitieren würden?

Have a successful day

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