von Volkmar Michler
Jetzt ist es wohl vorbei mit den Billig-Einkäufen von deutschen Schnäppchenjägern in New York. Beladen mit Einkaufstüten haben deutsche Touristen angesichts des schwachen US-Dollars in den USA gekauft, was das Portemonnai hergab. Jetzt sollte man vielleicht zur Abwechslung wieder mal in Deutschland kaufen. Stützt ja auch die ohnehin schwache Binnenkonjunktur.
Auf dem Emerging Markets Kongress im Juni in München hatte ich mich sehr skeptisch gezeigt, was Spekulationen auf einen weiter steigenden Euro anbelangt. Im Profit Radar im September habe ich meine Haltung noch einmal bekräftigt und klar prognostiziert: „Der US-Dollar wird gegenüber dem Euro steigen."
Ich bin daraufhin von einigen Lesern kritisiert worden. Nun, damit ich kann ich gut leben. Denn ein einfacher Blick auf den Chart zeigt mir, dass ich meine Einschätzung richtig war. Vom Hoch bei knapp 1,60 US$ ist der Euro im Juli auf mittlerweile unter 1,28 US$ regelrecht abgeschmiert. Ein satter Verlust von rund 20% innerhalb von 3 Monaten.
Auf einmal geben sich viele Experten überrascht über den plötzlichen Sinkflug des Euro. Dabei hat der Absturz des Euros nicht nur charttechnische Gründe. Der Trendbruch hatte sich im Chart schon vorher angedeutet.
Warum der Euro fällt
Für die Stärke des US-Dollar bzw. die Schwäche des Euros gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Hier nur die beiden wichtigsten:
Zum einen, auch darauf hatte ich schon hingewiesen, wird befürchtet, dass eine Rezession Europa, allen voran Deutschland, wesentlich stärke treffen wird als die USA. Auch wenn man jetzt gerne auf die USA als Auslöser der Krise zeigt - der CSU-Politiker Huber ist auch deshalb nicht mehr haltbar, weil er bei der Aufsicht der angeschlagenen BayernLB versagt hat, die an der Wall Street kräftig mitgezockt hat - gerade in der Krise beweist die US-Wirtschaft ihre herausragende Innovations- und Wandlungsfähigkeit. Das spricht dafür, dass die USA mit einer wirtschaftlichen Rezession besser klar kommen werden als Europa.
Ein weiterer Grund für die Stärke des US-Dollar: US-Investoren halten über 300 Mrd. US$ an Vermögenswerten im Ausland. Diese werden jetzt vermehrt zu Cash gemacht und zurück in den USA transferiert. Hinzu kommt, dass in der Finanzkrise sowohl Banken als Haushalte verstärkt US-Dollar nachfragen.
Und noch ein letzter Grund: Die EZB hat sich angesichts der Finanzkrise beharrlich geweigert, die Zinsen zu senken. Die USA haben dies bereits getan. Damit ist der Zinsenkungsspielraum, wie es so schön heißt, in Europa wesentlich größer als in den USA. Wenn im Euro-Raum aber die Zinsen weniger attraktiv werden, wird auch weniger in Euro angelegt. Folge: Der Euro fällt weiter.
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