Donnerstag, 23. Oktober 2008

US-Wahl: Das wird die wahre Leistung des neuen Präsidenten werden

von Daniel Wilhelmi

Wie Sie wissen, haben Volkmar Michler und ich uns beim Profit Radar noch nie davor gefürchtet, ungewöhnliche Wege zu gehen oder kontroverse Themen anzuschneiden. Aber meine kommenden Profit Radare werden einige der kontroverseste Profit Radar, den ich in diesem Jahr geschrieben habe. Ich kann jetzt schon sehen, wie meine Mailbox sich mit Ihren Kommentaren füllt.

Dieser Profit-Radar liefert jedoch erst mal einige Hintergrund-Infos: Ich habe mich am Wochenende mit einem Freund unterhalten, der in der deutschen Politik tätig ist und wie ich lange in den USA gelebt hat. Seine Meinung über die US-Gesellschaft und die amerikanische Politik gehört zu den Meinungen, denen ich in Deutschland den höchsten Stellenwert einräume.

Wir haben uns natürlich über die Wahl unterhalten. Wir gehen beide davon aus, dass Obama gewinnen dürfte. Wir sind uns allerdings nicht so sicher, wie viele andere Europäer. Aber hoffen wir es. Mal ganz ehrlich: Ich würde sogar das Krümelmonster von der Sesamstraße als US-Präsident bevorzugen, damit die republikanische Vizepräsidentinnen-Kandidatin Sarah Palin nicht mal in die Nähe des Weißen Hauses kommt (mit McCain habe ich kein Problem).

Wenn es überhaupt noch eine Steigerung zum amtierenden Präsidenten George Bush gibt, dann ist sie es. Obama, obwohl seine Liste an politischen Leistungen für einen Präsidenten ziemlich kurz ist, ist hingegen meiner Meinung nach der richtige Mann für das Präsidenten-Amt.

Der „Heilungsprozess“ der US-Gesellschaft

Denn die Hauptaufgabe des neuen Präsidenten wird nicht nur der Wiederaufbau der US-Wirtschaft sein. Darauf wird das Augenmerk der Menschen und der Presse liegen. Aber die eigentliche Leistung des kommenden US-Präsidenten wird es sein, den „Heilungsprozess" der amerikanischen Gesellschaft und auch der USA im internationalen Kontext voranzutreiben. Das wird die eigentliche Leistung des nächsten US-Präsidenten sein, nachdem Bush das Land in 8 Jahren de facto gegen die Wand gefahren hat.

So sind die USA beispielsweise weltweit so unbeliebt wie nie zuvor. Es ist so krass geworden, dass sich meine amerikanischen Freunde selbst auf Reisen nach Südamerika inzwischen als Kanadier ausgeben. Hm, ich erinnere mich noch an Zeiten, da leuchteten die Augen von Menschen, wenn man ihnen sagte, dass man Amerikaner sei.

Aber die USA haben eben nicht nur international Probleme. Auch das eigene Land ist schwer zerrüttelt. Für uns ist hier nur der wirtschaftliche Bereich interessant. Und hier finden wir vor allem 4 große Problemblöcke vor:
  • 1. Eine Vertrauenskrise in das Banken und Finanzsystem und dem Verlust vieler Spargelder durch die Bankenpleiten
  • 2. Durch die Pleiten, den Immobiliencrash und die Baisse am Aktienmarkt sind viele Existenzen in den USA zerschlagen worden.
  • 3. Große Unsicherheit bei der Baby-Boomer-Generation über ihre Renten, da die Pensionsfonds in diesem Jahr schwere Verluste hinnehmen mussten. Viele Menschen über 60 Jahre werden ihre Ruhestands-Pläne nun verändern müssen, da sie plötzlich ganz andere Summen als Renten erhalten, als die Summen, mit denen sie eigentlich gerechnet hatten.
  • 4. Die Immobilienkrise hat die Zersetzung der amerikanischen Mittelschicht massiv beschleunigt und diese weiter aufgerieben.
Dazu kommt noch die wichtige Frage, die mein Kollege Volkmar Michler in Gesprächen aufgeworfen hat: Wie werden die USA mit dem sich nun beschleunigenden internationalen Machtverlust umgehen? Das hatte er ja auch schon in der letzten 3sat-Sendung vom Freitag angedeutet.

Und das gilt nicht nur für die Machtpolitik, sondern ebenso für den Verlust der Rolle als zentraler wirtschaftlicher Mittelpunkt der Welt? Denn das wird passieren. Eine Folge der Kreditmarktkrise ist eine Beschleunigung der Verschiebung der Wirtschaftsmacht von Westen nach Osten - nach Asien.

Have a successful day

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