von Volkmar Michler
Ein Tigerstaaten der ersten Stunde, aber eine Region, die völlig in Vergessenheit geraten ist: Taiwan, eine Insel vor der Küste Chinas, die sich selbst als „Republik China" bezeichnet. Ein Land, das selbstbewusst auftritt, das aber politisch isoliert ist. Abgesehen vom Vatikan wird Taiwan aber weltweit von keiner Regierung anerkannt.
(... wer einige Zeit im südostasiatischen oder im fernöstlichen Teil Asiens gelebt hat, kann Taiwan nicht vergessen haben, denn es bildet zusammen mit Singapur und Hongkong eine wichtige Handelsdrehscheibe. Der Einfluss dieser Handelsmetropolen ist für jeden Asiaten, der über "buiseness", "trade" und ähnliche Dinge nachdenkt, immer spürbar ... mit Japan und Südkorea ist das wirtschaftliche Bild komplett ...)
Dabei tritt Taiwan wie ein kleiner Kraftzwerg auf. Zurecht, denn es gehört, gemessen am BIP pro Kopf zu den reichsten asiatischen Ländern. Taiwan verfügt über ein demokratisches System - deshalb ist es auch Festland-China schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Die Drohungen reichen bis zu militärischem Eingreifen. Doch die Zeit der Drohungen ist nun erst einmal vorbei.
Denn seit wenigen Monaten hat sich die innenpolitische Situation in Taiwan gedreht. An der Macht ist jetzt ein China-freundlicher Präsident, der die Öffnung zu Festland-China weiter betreiben will. In diesem Sommer gab es zum ersten mal seit fast 10 Jahren wieder Direktflüge zwischen dem Festland und Taiwan. Die politische Öffnung könnte auch die wirtschaftliche Verflechtung weiter fördern.
Arbeitsteilung: Ideen aus Taiwan, umgesetzt in China
Dabei ist die Verflechtung von Taiwan mit dem chinesischen Festland schon jetzt weit fortgeschritten. Taiwan verfügt über eine sehr hoch entwickelte Wirtschaft, die zu den Top-20 weltweit gehört. Viele, in Deutschland so gut wie unbekannte, Weltmarkt-führer, haben hier ihren Sitz.
Produziert wird aber wegen der hohen Löhne weitestgehend auf dem Festland. So hat sich in den letzten Jahren eine profitable Arbeitsteilung ergeben: Die Hightech-Ideen kommen aus Taiwan, produziert werden sie auf dem Festland. Kaum ein Handy, ein Computer, ein Flachbildmonitor kommt ohne Komponenten aus Taiwan aus. Den neuesten Knüller liefert das heiß diskutierte Google-Handy, das weitestgehend in Taiwan produziert wird.
Bisher hat sich der kleine asiatische Tiger mit gerade einmal 23 Mio. Einwohnern durch hohe Wachstumsraten, Rekordhandelsüberschüsse, niedrigen Inflationsraten und ebenso niedrige Arbeitslosenzahlen hervorgetan. Doch jetzt bläst auch Taiwan der Wind ins Gesicht. Denn die innovative Wirtschaft ist extrem exportabhängig - von Europa wie von den USA. Eine Rezession, die sich zusätzlich zur noch nicht ausgestandenen Finanzmarktkrise hinzu kommt, macht sich deutlich bemerkbar.
Reihenweise werden Kursziel für Weltmarktführer wie Taiwan Semiconductor (Halbleiter) und HTC (Handy) zurückgenommen. Die taiwanesische Börse hat seit Jah-resanfang über 44% verloren, hat sich also im Vergleich zu den chinesischen Börsen mit einem Verlust von über 64% noch gut gehalten. Am weiterhin dominierenden Ab-wärtstrend ändert das aber nichts. Damit ist der „Kraftzwerg" Taiwan derzeit ein klarer Kandidat für die Watchlist.
Um Taiwan geht es heute Abend auch in der 3satBörse ab 21.30 Uhr und natürlich auch um die wieder um sich greifende Panik.
Gute Kurse (auch wenn es schon fast ironisch klingt)
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