Sonntag, 26. Oktober 2008

Umweltbewertung - Vorlesung 1 - 24.10.2008

Umweltbewertung

Vorlesung 1

24.10.2008

Altlastensanierung

Expositionsabschätzung und Risikobeurteilung für eine PAK‐belastete Verdachtsfläche sowie Planung eventueller Sanierungsmaßnahmen am Beispiel der Zechensiedlung „Harmonia“, 2.266 Einwohner auf dem ehemaligen Kokereigelände: 530.000 m2

Flächenreycling UMS

Definition Altlastverdachtsfläche:
  • Altlastverdachtsflächen sind Altablagerungen und Altstandorte, bei denen der Verdacht schädlicher Bodenveränderungen oder sonstiger Gefahren für den Einzelnen oder die Allgemeinheit besteht.
  • Bei Überschreiten der Prüfwerte ist Verdacht gegeben.
Definition Verdachtsfläche:
  • Verdachtsflächen sind Grundstücke, bei denen der Verdacht schädlicher Bodenveränderungen besteht. Bei Überschreiten der Prüfwerte ist der Verdacht gegeben.
Definition Schädliche Bodenveränderung:
  • Schädliche Bodenveränderungen sind Beeinträchtigungen der Bodenfunktion, die Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für den Einzelnen oder die Allgemeinheit herbeiführen
  • Cave: auch Mikroskopische Aufnahmen, die den Korngrößenbereich 0,5 - 1mm abdecken, in die Bewertung aufnehmen, wenn die makroskopische Beurteilung mit dem bloßen Auge keine Auffälligkeiten feststellen kann
Fotos vom Flächenzustand des Kokereigeländes
  • Büsche, Pflanzen überwuchern alte versiegelte Flächen
  • die Natur erobert sich das Gelände zurück, zwischen Schächten und Fugen
  • genaueres Beobachtungsresultat: Querschnitt durch eine Bodenfläche, Kontaminationen sind deutlich zu erkennen
Flächenzustand der Siedlung "Harmonia"
  • ordentliche Vor- und Hintergärten
  • Anbau von Kohl, Gemüse und anderen Nutzpflanzen
  • Spielflächen für Kinder
Mischprobenergebnisse / chemisch-ökologische Untersuchungen
  • PAK (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) in (mg/kg)
  • Werte von 0-20 mg/kg
  • Entnahmetiefe
  • oberer Wert: 0,15 - 0,5 m
  • unterer Wert: 0,5 - 1 m
  • z.B für Benzo(a)pyren
PAK (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) nach EPA:
  • Naphatalin - NAP - C10H8
  • Acenaphthylen ‐ ANAP - C12H8
  • Acenaphthen ‐ ACE - C12H10
  • Fluoren ‐ FL - C13H10
  • Phenanthren ‐ PHEN - C14H10
  • Anthracen ‐ ANT - C14H10
  • Fluoranthen ‐ FLU - C16H10
  • Pyren - PYR - C16H10
  • Benzo(a)atrhra... - C18H12
    • schwach kanzerogen
  • Chrysen - CHR - C18H12
    • schwachkanzerogen
  • Benzo(b)fluoranthen - BbF - C2012
    • schwach kanzerogen
  • Benzo(k)fluoranthen - BkF - C20H12
    • stark kanzerogen
  • Benzo(a)pyren - BaP - C20H12
    • stark kanzerogen
  • Indeno(1,2,3,c,d)py... - C22H12
    • schwach kanzerogen
  • Dibenzo(a,h)anthra... - DahA - C22H14
    • schwach kanzerogen
  • Benzo(g,h,i)perylen - BghiP - C22H12
    • schwach kanzerogen
Prüfwerte für den Direktpfad
  • MW Gefahrenverdacht ausgeräumt (negativ)
  • MW>PW => Gefahrenverdacht bestätigt (positiv)
  • Prüfwerte in [mg/kg TM]
Funktion der Prüfwerte
  • Schutzgut: Gesundheit
  • Szenario: Kinderspielfläche
  • Prüfwert: Belastung mg/kg
  • Prüfwerte basieren auf worst-case-Annahmen
  • spielende Kleinkinder auf Sandflächen werden beobachtet
  • in der oralen Phase nehmen Kleinkinder alles in den Mund (inkl. Sand), um sich so die Welt erfahrbar zu machen
  • 500 mg/d Bodenaufnahme
  • 240 d/a
  • 8a
  • 10 kg Körpergewicht
    • auch hier spiegelt sich der worst-case wieder ... es wird angenommen: ein spielwütiges Kind spielt acht Jahre lang 2/3 des Tages im Sandkasten und bleibt konstant 10kg schwer
  • bei Prüfwertunterschreitung wird Gefahr ausgeschlossen
  • Prüfwert hat somit eine Signalwirkung
  • bei Prüfwertüberschreitung ist zur Abklärung der Gefahrenlage eine detaillierte Untersuchung notwendig
Kaskade:
  • keine Gefahr
  • mit zunehmender Gefahrenwahrscheinlichkeit
    • Gefahr nicht auszuschließen
    • Gefahr in der Regel vorhanden
  • ist eine detaillierte Untersuchung erforderlich
  • ! Maßstab für eine Gefahrenlage ist bezüglich des Schutzgutes "Gesundheit" nicht die Bodenbelastung sondern die aus der Bodenbelastung resultierende, inner Exposition des Menschen !
Ansatz zur Flächen- und Risikobewertung sowie zur Ableitung von Maßnahmen aus dem BBodenSchG b
  • auss dem Gesetz und aus der Verordnung werden Prüfwerte abgeleitet
Flussdiagramm:
  • Erfasssung
  • Erstbewertung
  • Orientierende Untersuchungen
  • Einbindung der Prüfwerte
  • Bewertung
  • Detailerkundung
  • durch Analytische Verfahren und mit deren Analysewerte/ergebnissen kann man eine abschließende Bewertung vornehmen für
  • UMS (Umwelt-Management-System)
  • Risiko tolerierbar ?
    • ja => keine Gefahr
    • nein => Gefahr
Ableitung von Prüfwerten für den Direktpfad:
  • TRD = tolerierbare resorbierte Stoffdosis
  • TR??? = Anteil der Hintergrundbelastung (entfällt bei Kanz.)
  • R = stoffspezifische Resportionsrate
  • GF = stoff-/kenntnisabhänigiger Gefahrenfaktor
  • DIR = tägliche Bodenaufnahmemenge
Direktpfad am Beispiel des Kleinkindes Fett
  • orale Aufnahme => Verschlucken von Boden
  • inhalative Aufnahme => Einatmen von Boden, Staub und ausgegasten Stoffen
  • dermale Aufnahme => Hautkontakt m. Boden
Annahme von Prüfwertableitungen:
  • IR = Bodenaufnahme => 500 mg/d
  • EF = Expositionsfrequenz => 240 d/a
  • ED = Expositionsdauer => 8a
  • BW = Körpergewicht => 10 kg
  • AT = Bezugszeitraum
    • Schwellenwertstoffe = 8-365 d
    • Kanzerogene = 70 - 365 d
  • => komische Folienschrift => nicht lesbar => Prof. darauf aufmerksam machen !!!
als Beispiel Benzo(a)pyren
  • GF=5 (Konvention für Kanzerogene)
  • BaP - C20H12 - zählt zur Gruppe de polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK)
  • Kanzerogene Wirkung von BaP als Einzelsubstanz ist im Tierversuch über alle Aufnahmepfade belegtFett
Toxikogische Information
  • Stoffe mit feststellbarer Wirkungsschwelle
  • => Ableitung der (täglichen) tolerablen, resorbierten Gesamtkörperdosis (TRD) aus LOAEL resp- NOAEL,
  • NOAEL (No Observed Adverse Effect Level)

    • Höchste Dosis eines Stoffes, die auch bei andauernder Aufnahme keine erkennbaren und messbaren Schädigungen hinterlässt.
  • LOAEL (Lowest Observed Adverse Effect Level)
    • Niedrigste Dosis eines verabreichten chemischen Stoffes, bei der im Tierexperiment noch eine Schädigung beobachtet wurden.
  • NOEL oder NOEC (No Observed Effect Level oder Concentration)

    • Höchste Dosis eines Stoffes, die auch bei andauernder Aufnahme keine erkennbaren und messbaren Wirkungen hinterlässt.
  • Stoffe ohne Wirkungsschwelle (kanz. Stoffe)

  • Ableitung einer resorbierten Köperdosis, die einem einzelstoffbezogenen, zusätzlichen Krebsrisiko von 1 zu 100.000 (1*10E-5 bei lebenslanger Exposition entspricht
  • Berechnung erfolgt über das unit riskFett
  • unit risk = geschätzes, zusätzliches Krebsrisiko bei lebenslanger oraler Exposition in Höhe von ???
  • Cancer slope factor oral (EPA 1995)Fett
    • Stoff // (mg/kg)^-1 // Bap - CEF
    • Benzo(a)pyren // 7,3E0 // 1
    • Dibenzo(a)anthracen // 7,3E0 // 1
    • Benzo(a)anthracen // 7,3E-1 // 0,1
    • Benzo(b)fluoranthen // 7,3E-1 // 0,1
    • Benzo(k)fluoranthen // 7,3E-1 // 0,1
    • Indeno(123-cd)pyren // 7,3E-3 // 0,001
Unit Risk - slope Faktor
  • Unit Risk ist das geschätzte zusätzliche Risiko, dass eine Erkrankung durch Krebs eintritt, wenn eine dauernde inahalative Exposition gegenüber dem Gefahrstoff über Lebenszeit (70 Jahre) in Höhe von 1 yg/m³ bestehtFett
  • Bei oraler Exposition bedeutet das untit risk analog das Risiko bei einer Aufnahme von 1mg/kg*d (slope-Factor)
Graph:
  • Abzisse = Dosis [mg/kg*d]
  • Ordinate = zusätzliches Lebenszeitrisiko
  • das maximal akzeptierte Risiko beträgt 10E-6
  • Gerade verläuft linear
  • ab ca. 10mg/kg*d ? beginnt und steigt die Zahl der toten Tiere
  • das bedeutet ein zusätzliches Lebenszeitrisiko von 10E-2
Gefahrenfaktor, Gefahrenverknüpfte Dosis
  • (Un-)Sicherheitsfaktoren SF dienen zur Abschätzung nicht ermittelbarer Informationen aus Versuchsdaten
  • je besser die Datenlage, desto kleiner der (Un-)Sicherheitsfaktor.
  • Liegen epidemiologische Untersuchungen am Menschen vor, ist SF sehr klein
  • Beispiel Cadmium => SF=2
Objekt // SF // NOAEL
  • Subchronisch // - // LOAEL
  • Chronisch // 3 // 1
  • Geschätzter NOAEL // 10 // 0,1
  • Mensch // 10 // 0,01
  • Empfindliche Personengruppen // 10 // 0,001
  • Toxikologisch begründeter NOAEL (resp. TRD) ist als Gefahrenbezug zu klein (no effect).
  • Beim LOAEL ist das Risiko bereits zu hoch
  • nicht lesbar
  • nicht lesbar
Nutzungkartierung:
  • ...
Merkmale zur Abschätzung der Expositionsaffinität
  • 140 - 150 Sondieransatzpunkte
  • Verteiling der Ansatzstellen im Verhältnis 1:10:10
Maximalbelastung:
  • ...
Bohransatzpunkte mit erhöhter BaP-Belastung
  • ...
Sondieransatzpunkte mit erhöhten PAK-(16 EPA PAK) Gehalten
  • ...
Bsp. für Risiken ausgewählter Ansatzpunkte
  • BaP => [1,33 * (4,0 + 4,0 + 0,5 + 0,7)] : 4 = 3,059
UMS-Systematik
  • so eine Art Kreislaufdiagramm
  • Nutzungstruktur
  • besonders Studienergebnisse aus den USA werden als Vergleichs- und Grundwerte angenommen
  • auf die Frage hin, warum man nicht einfach die WHO-Richtlinien als Vergleichsmaßstab nimmt, lautet die Antwort: viele Studien der WHO beziehen sich auf die Ergebnisse von US-amerikanischen Studien ! #
... tobeco ...

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