Dienstag, 7. Oktober 2008

Die Slums der Welt


Was mir bei allen Kumpels und Kollegen auffällt, wenn sie Reisen ins Ausland machen: sie berichten mir von schönen Landschaften, Museen und kulturellen Ereignissen und zeigen mir hin und wieder Fotos.

Doch selten sieht man Portraits, die Gesichter der Menschen, auf denen sich ihr Schicksal manchmal mehr, manchmal weniger wiederspiegelt. Und auch kaum Aufnahmen von ihrem alltäglichen Leben, von der Infrastruktur und ihren Lebensgewohnheiten.

Bessergestellte gehen selten zu sozial Benachteiligten, das ist überall so. Daran krankt die menschliche Gesinnung, das ist das inhumane Erbe des Kapitalismus: wer sich nicht die Finger schmutzig machen will, bleibe besser unter seinesgleichen. Wer nicht sehen will, was auf dieser Welt passiert, bleibt besser zu Hause, und verkriecht sich in seinem Zimmer und unter seiner Decke !

Wäre Mom damals in Jakarta und Umgebung nicht ehrenamtlich in Person als Krankenschwester und Hebamme tätig gewesen in Slums, Blinden- und Lepra-Dorf, so hätte ich als 11-15 Jähriger wohl die Schattenseiten einer Millionenmetropolen nur im Vorbeifahren im Schulbus erlebt. So sind diese Bilder nichts Neues für mich, wohl kenne ich zusätzlich den Geruch und den Lärm mancher Elendsgebiete.

de.wikipedia.org

Damals wie heute habe ich mich gefragt:
  • wo sind die sanitären Einrichtungen ?
  • wo ist der nächste Doktor bzw. die nächste medizinische Einrichtung ?
  • werden die Menschen in Slums nicht schneller krank als die Menschen in den bessergestellten Stadtteilen ?
  • in fast keinem Raum stand ein Bett, wo schliefen sie ?
  • was passiert, wenn es brennt, wo bleiben dann diese Menschen ?
  • ist manchmal Sterben nicht besser als in einem solchen Elend zu leben ?
Heute erscheint mir alles viel noch viel fragwürdiger und die Frage des Reporters: "Why don´t you go to another place ?" wird nüchtern beantwortet: "There´ no other place to live". Menschen werden trotz gleicher Herkunft, und das ist der Bauch einer Frau, sehr unterschiedlich behandelt => manchen leckt man auf oberster politischer und wirtschaftlicher Bühne die Stiefel und manche behandelt man wie Ratten, und ist heilfroh, wenn sie in ihren Slums nicht aufmucken und sich friedlich verhalten !

Die Kommentare auf YouTube, die sich negativ über das Engament des Reporters und über den Wahrheitsgehalt äußern, sind typisch für Menschen, die selber nicht in Kontakt mit sozial Benachteiligten gekommen sind: von oben lässt sich die Welt immer einfach erklären !

So sehr ich auch auf die schlimmen Höllenjahre in Jakarta zurückblicke und schimpfe (hier schreibe ich meine eigene Vergangenheit nicht mit Gold sondern mit Pech und Schwefel), so war ich als 15-jähriger um eine Erkenntnis reicher als so manch Gleichaltriger: Deutschland ist ein Paradies ! Und in in den späteren Jahren habe ich erfahren und kombiniert, dass dieses Paradies auf Kosten der Zerstörung von anderen Paradiesen lebt und gedeiht.

Aber welche Industrienation lebt nicht auf Kosten weniger entwickelter Nationen ???

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